Im Wald, da sind die Dinos

Ernzen · Die Felsenlandschaft rund um die Teufelsschlucht ist bereits für sich genommen ein Abenteuer und eine Wanderattraktion. Doch seit dort der größte Freiluft-Dinosaurierpark Südwestdeutschlands eröffnete, hat sich das Freizeitspektrum erheblich erweitert.

 Durch seinen leichten Körper und die langen Hintergliedmaßen war der Dilophosaurus aus dem Jura vermutlich ein wendiger Räuber, der seine Beute im Sprint erjagte. Fotos: Felsenland Südeifel Tourismus GmbH

Durch seinen leichten Körper und die langen Hintergliedmaßen war der Dilophosaurus aus dem Jura vermutlich ein wendiger Räuber, der seine Beute im Sprint erjagte. Fotos: Felsenland Südeifel Tourismus GmbH

Sie erscheinen mit Picknickkörben, nicht zum ersten Mal: Oma, Tochter, Enkelin. Die Großmutter mit Stock, die Tochter im zünftigen Wander-Outfit, die Enkelin hat sich als Jurassic-Park-Wildhüterin verkleidet. Alle drei werden an diesem Tag im Dinosaurierpark Teufelsschlucht auf ihre Kosten kommen.

Oma Gerda möchte einfach nur ein bisschen spazieren gehen. Sie kennt die idyllischen Plätzchen an den Pfaden, die im Lichtspiel unter dichtem Blattwerk liegen. 1,7 Kilometer lang ist der bequem bewältigbare Weg, der über lange Strecken mitten durch den Wald führt, vorbei an zooartigen Gehegen. Dort drin: Dinosaurier-Modelle. Die kann man, muss man aber nicht intensiv studieren. Spaziergänger wie Gerda sehen sie als Wald-Dekor.

Sportlicheren Menschen wie ihrer Tochter ist das zu wenig spannend. Die nimmt lieber die Abbiegung zur Teufelsschlucht, die nur wenige Minuten entfernt liegt, wählt dort den längsten und anspruchsvollsten der drei "Teufelspfade". Die "Teuflische Acht" wird sie bis zu den Irreler Wasserfällen - Stromschnellen der Prüm - führen. Derweil wird ihre Tochter Jennifer wie immer im "Forschercamp" des Dino-Parks die Zeit vergessen: ein vermeintlich echtes Riesenskelett freilegen, Haifischzähne im Sandfeld aufstöbern. Vogelgezwitscher begleitet selbst die Kinderanimation - dieser Park hat zumindest an Wochentagen so gar nichts Lärmig-Hektisches. Auf weiten Strecken ist man allein mit den Urzeit-Viechern in Originalgröße.

"Wir schaffen Erlebnisse" steht zwar über den Angeboten der Tourismuszentrale im Naturpark Südeifel. Doch der Dinosaurierpark setzt sich ab von üblichen Freizeit- und Entertainment-Konzepten, wurde als naturkundlicher Lernort angelegt. Bei den 120 Dinosauriern handelt es sich nicht um robotisch bewegte Modelle, man hört kein Echsen-Geschrei. Die aufregende Jurassic-Park-Film-Illusion, einem lebenden Tier zu begegnen, stellt sich also nicht ein. Das hat den Vorteil, dass kleine Kinder ohne Angstmomente durch den Park kommen. Nur das Raptoren-Verließ ist ein wenig gruselig.

Hat man die künstliche Starre der Dinosaurier erst einmal akzeptiert, erlebt man sie nicht als Manko. Im Gegenteil. Der Besucher kann sich konzentrieren, fühlt sich wie in einem Freiluft-Museum, wird an jedem Gehege bestens informiert. Etwa wann und wo der Ceratosaurus lebte und dass der Cynognathus nur 25 Kilo wog. Man nimmt aber nicht nur Dinosaurier-Wissen mit, sondern erfährt viel über Erdzeitalter und Fossilien, macht eine Zeitreise, die vor 420 Millionen Jahren beginnt und bis zu den Eiszeitjägern führt. Dabei wird man immer mal wieder überrascht. So gab es vor 235 Millionen Jahren einen Eifelosaurus - ein Fossilfund in Hillesheim beweist es. Auch ist der Europasaurus kein PR-Scherz, sondern eine Sauropoden-Art, die, weil sie auf einer Insel lebte, schrumpfte - auf nur sechs Meter Länge und eine Tonne Gewicht.

Doch auch die Fauna und Flora nach dem Verschwinden der Dino-Echsen - das war vor rund 65 Millionen Jahren - wird mit Modellen anschaulich gemacht. Der Parcours führt an einem über zwei Meter langen Höhlenlöwen und einem drei Meter hoch aufragenden Riesenhirsch vorbei, beide kommen der heutigen Tierwelt schon sehr nahe.

Doch wie wird sich die Erde verändern, wenn es die Spezies Mensch nicht mehr gibt? Dieser inhaltliche Weiterdreh, der Science-Fiction-Aspekt, wurde in Ernzen erst in diesem Frühjahr hinzugenommen, er bereichert den Park um 16 bizarre Zukunftswesen. Durch eine Kooperation mit der TV-Serie "The Future is wild", für die internationale Forscher Lebewesen und Lebenswelten der Zukunft entwarfen, wurde im Teufelsschlucht-Park eine weitere Wegstrecke möglich. Auch Riffgleiter oder Kolosskalamare trifft man in unterschiedlichen, wissenschaftlich beglaubigten Naturkulissen. In diesem hinteren Teil des Parks erwarten den Besucher eher amüsante Momente. Bei den Dinos kommt es dem hingegen durchaus auch mal zu Überraschungs-Schreckmomenten.

Denn mögen die starren Dino-Echsen mit ihrer Kunststoffhaut in der Regel doch sehr künstlich wirken, sorgen Lichteinfall und wechselnde Perspektiven, die die unterschiedlichen Waldpfade bieten, mitunter doch für einen Täuschend-echt-Effekt. Wenn hinter einer Kurve und dichtem Blattwerk plötzlich Kolosse auftauchen, was ist das für ein unerwartet prickelndes Safari-Gefühl.

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 Der Eifelosaurus lebte vor 235 Millionen Jahren. Die kleine Echse war ein echter Eifelbewohner. Das Modell der Mini-Echse wurde eigens für den Dinosaurierpark angefertigt.

Der Eifelosaurus lebte vor 235 Millionen Jahren. Die kleine Echse war ein echter Eifelbewohner. Das Modell der Mini-Echse wurde eigens für den Dinosaurierpark angefertigt.

Auf einen Blick Der Park (Ferschweilerstraße 50, 54 668 Ernzen ) ist bis 6. November täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Das "Erlebnis Urgeschichte" wurde 2016 erweitert durch eine Schau über die imaginäre Tierwelt der Zukunft. ce dinosaurierpark- teufelsschlucht.de

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