Moorlandschaften und Torffelder Das Land der Mühlen und Pumpen

Emsbüren · Die Emsländer verarbeiten Getreide zu Gebäck und Schnaps – und laden zu beidem in historischen Bauwerken ein.

 In Haselünne sind mit Heydt, Rosche und Berentzen gleich drei Schnapsbrennereien vertreten.

In Haselünne sind mit Heydt, Rosche und Berentzen gleich drei Schnapsbrennereien vertreten.

Foto: dpa-tmn/Berentzen Gruppe

Die gesamte Verwandtschaft hat sich geopfert und sich als Vorkoster zur Verfügung gestellt. „Meine Onkel mussten immer Probe essen“, sagt Sigrid Enking und lacht. „Sie ist wirklich der Renner“, fährt die 53-Jährige fort. Gemeint ist die Spezialität des Hauses: die Pumpernickel-Torte. Darin enthalten, wie der Name unschwer vermuten lässt: Pumpernickel. Dazu, so Enking, „süße Sahne, Schokolade, Eierlikör, Preiselbeeren.“ Der Rest sei geheim – und lecker.

1994, als Enking den Familienbetrieb in Emsbüren im Emsland mit ihrem Mann übernahm, war der Pumpernickel-Verkauf das Hauptgeschäft. Heute halten sich Brotverkauf und Einnahmen aus dem Café die Waage. Letzteres wurde 2003 eröffnet. „Wir haben überlegt, was wir Besonderes anbieten könnten. In alten Backbüchern habe ich nach Rezepten gestöbert und dann unsere ganz eigene Torte entwickelt.“ Sohn Moritz Enking hat kaum Pause beim Servieren der Kuchendreiecke. Auch Pumpernickel-Brote belegt mit Schinken, Käse oder Schmalz trägt der 22-Jährige an die sieben Holztischchen im Inneren des Cafés. „Das macht man ja gerne“, sagt Moritz Enking.

Mit Torte im Bauch und Pumpernickel in der Tasche geht es los – quer durchs Emsland, eine Mühle weiter. Die für die Region so typischen Moorlandschaften und Torffelder ziehen vorbei, kleine Häuser, große Höfe. Dann taucht hinter einer Kurve am Straßenrand die Hüvener Mühle auf. Imposant steht sie hinter einer kleinen Holzbrücke am Bach.

Als Wind- und Wassermühle ist sie die letzte komplett erhaltene Anlage ihrer Art in Europa. Im 16. Jahrhundert als Wassermühle gebaut, erhielt sie 1850/51 den Aufsatz als Windmühle. So konnte trotz des häufigen Wassermangels im Flüsschen Mittelradde gemahlen werden. 1955 kaufte der Heimatverein Aschendorf-Hümmling das Bauwerk. Ein Besucherzentrum informiert über dessen Technik, Geschichte und Renovierung. Wer durch die Anlage flaniert, kann auf Holzbänken um einen alten Mühlstein rasten. Und eine Ruhe genießen, die so selten ist wie die Mühle, die diese ausstrahlt.

Weniger selten, dafür ebenso traditionsreich sind die Schnapsbrennereien im Emsland. In Haselünne sind gleich drei davon vertreten: Heydt, Rosche und Berentzen. „Wir haben hier sehr hochwertiges, gutes Wasser, kaum Kalk“, berichtet Christa Linger, Geschäftsführerin des Berentzen-Hofs, und fügt an: „Heute sind es drei Brennereien in Haselünne, früher einmal waren es sogar 27.“

In Twist informiert ein Museum über die Entstehung von Erdöl und Erdgas. „Wir haben ein bunt gemischtes Publikum. Vereine, Schulklassen, Kegelclubs, etliche Gruppen“, erzählt Museumsführer Johann Lügering. Ehrenamtlich ist er da, lange hat er im Ölgeschäft gearbeitet. In Deutschland und der holländischen Nordsee, als Bohrmeister. Ob er nicht davon lassen kann? „Sieht bald so aus“, meint der 82-Jährige und lacht. Einmal Öl, immer Öl, so scheint es.

Dann öffnet sich die Museumstür und ein älterer Mann mit Fotoalbum unterm rechten Arm kommt herein. Bilder bringt er mit, von damals, als er erst mit dem Fahrrad, dann mit der Eisenbahn zum Dienst fuhr. Schwarz-Weiß-Erinnerungen an Förderanlagen anno dazumal. Die wollte er zeigen, einfach nur so. Einmal Öl, immer Öl.

 HANDOUT - Zum Themendienst-Bericht von Larissa Loges vom 14. März 2019: Ziel für Pilger: In einer Altarnische in der Wand im Rittersaal des Westerholt‘schen Burgmannshofes steht die Schwarze Madonna. Foto: Berentzen Gruppe/dpa

HANDOUT - Zum Themendienst-Bericht von Larissa Loges vom 14. März 2019: Ziel für Pilger: In einer Altarnische in der Wand im Rittersaal des Westerholt‘schen Burgmannshofes steht die Schwarze Madonna. Foto: Berentzen Gruppe/dpa

Foto: dpa-tmn/Berentzen Gruppe
 ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht von Larissa Loges vom 14. März 2019: Deutschlands größtes Festland-Fördergebiet von Erdöl befindet sich im Emsland. Überall stehen die Tiefpumpen. Foto: Larissa Loges/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht von Larissa Loges vom 14. März 2019: Deutschlands größtes Festland-Fördergebiet von Erdöl befindet sich im Emsland. Überall stehen die Tiefpumpen. Foto: Larissa Loges/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

Foto: dpa-tmn/Larissa Loges

Hier, an der Grenze zu den Niederlanden, liegt Deutschlands größtes Festland-Fördergebiet. Klein-Texas im Emsland. Die Landschaft ist geprägt von Pferdekopf-Pumpen – Tiefpumpen, die gemächlich nickend ihrer Arbeit nachgehen. Und die Region damit ebenso unverkennbar machen wie die Mühlen.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort