Gangstergeschichten aus dem Speisewagen

Saint Paul · Minneapolis' Nachbarstadt St. Paul im Norden der USA hatte früher einen eher zweifelhaften Ruf: Hier fanden Ganoven Unterschlupf, weshalb die Stadt als Hafen für Kriminelle galt. Heute kann man sich hier auf die Spur amerikanischer Legenden begeben.

 Der Imbisswagen Mickey's Diner in St. Paul war schon auf dem Highway unterwegs und steht heute unter Denkmalschutz. Foto: Anderson

Der Imbisswagen Mickey's Diner in St. Paul war schon auf dem Highway unterwegs und steht heute unter Denkmalschutz. Foto: Anderson

Foto: Anderson

Wenn Mary Kiritschenko loslegt, kann sie niemand so schnell stoppen. Das gilt fürs Omelette-Backen, fürs Kaffee-Nachschenken und fürs Erzählen sowieso. Mary ist der gute Geist in Mickey's Diner. Das ist einer von zahlreichen faszinierenden und authentischen Orte in Saint Paul , der Hauptstadt des US-Bundesstaates Minnesota . Mickey's Diner zieht alle an, die auf typisch amerikanisches Essen stehen. Nahrhaft sind die Portionen, frisch zubereitet und vor allem üppig.

Seit 1939 gibt es den Laden, ein überlanger Trailer aus den 1930er Jahren, einem Eisenbahnwaggon nicht unähnlich. Die Theke durchzieht fast den ganzen Raum. Davor sitzt der Gast, dahinter ist Marys Revier. Mit zwei Kollegen befeuert sie die Öfen, köpft Eier am laufenden Band, zaubert Omelettes, Pancakes, Hamburger. Und erzählt: Die Frau ist Tochter eines Russen und einer Ungarin. 1952 sind die Eltern in die Staaten gekommen.

Mary Kiritschenko lebt das Mickey's und ist unsagbar stolz darauf, dass der Speisewagen seit 1983 unter Denkmalschutz steht - Es war das erste Diner, das es in die Liste der historischen Plätze in den USA geschafft hat.

Wer Mary zuhört, der kann sich einen Gang durch Saint Paul fast sparen, was indessen nicht empfehlenswert ist. Denn die Stadt ist reich an Sehenswürdigkeiten und im Vergleich mit anderen US-Metropolen angenehm stressfrei.

Mary also erzählt mit Vorliebe von der legendären Gangster-Ära, die Saint Paul früher einen zweifelhaften Ruf verschafft hat. Sie erzählt vor allem auch vom legendären John Dillinger, einem der gerissensten Schurken seiner Zeit, der in Saint Paul - die Stadt trug damals den abfälligen Beinamen "Hafen für Kriminelle" - für eine Zeit fast unbehelligt lebte. Eine organisierte Gangster-Tour durch die Stadt führt durch das Revier von Dillinger und seiner Bande. Weitere Stationen der Tour sind das Appartementhaus, wo der "Public Enemy" mit seiner Freundin Billie Frechette lebte und der Hollyhocks Club direkt am Mississippi, ein Ort ausschweifender nächtlicher Orgien der Unterwelt-Ganoven.

Wem der Sinn weniger nach kriminellen Abenteuern steht, der kann sich an die Fersen von F. Scott Fitzgerald heften. Der Autor des Romans "Der große Gatsby" wurde 1896 in der Stadt geboren. Sein Geburtshaus kann man heute besichtigen. Oder das Haus des Eisenbahn-Barons James J. Hill, in dem Fitzgerald oft zu Gast war und wo er Szenen für seinen Gatsby förmlich auf dem silbernen Tablett präsentiert bekam.

Wer durch Saint Paul spaziert, wundert sich über die große Präsenz der Peanuts. Auch Charles Schulz, der Schöpfer der legendären Comicstrips um Charlie Brown, ist in St. Paul aufgewachsen. Im Jahr 2005, fünf Jahre nach seinem Tod, haben Bildhauer Skulpturen der Comic-Figuren erschaffen. So können heute Kinder im Park mit Lucy spielen, können Spaziergänger auf einer Bank neben Peppermint Patty oder Snoopy Platz nehmen.

Und wann kommt man am besten nach Saint Paul ? Mary lächelt und schenkt Kaffee nach. "Hier ist es das ganze Jahr über schön. Aber die Winter werden kalt. Also besser im Sommer." Etwa im Juni. Da findet alljährlich das German-Fest statt, Reminiszenz an die vielen deutschen Auswanderer, die vor über 100 Jahren in Minnesota eine neue Heimat fanden. "Da gibt es viel German Food", sagt Mary und schmunzelt, "aber unseres ist besser" - Geschmacksache.

 Der Legende nach gab es bei ihrem Bau sogar Hilfe „von oben“, überqueren kann man die Brücke im südfranzösischen Avignon dennoch nicht: Die Pont St. Bénézet wurde immer wieder vom Hochwasser zerstört und endet heute mitten im Fluss. Foto: Avignon Tourisme/ F. Olliver

Der Legende nach gab es bei ihrem Bau sogar Hilfe „von oben“, überqueren kann man die Brücke im südfranzösischen Avignon dennoch nicht: Die Pont St. Bénézet wurde immer wieder vom Hochwasser zerstört und endet heute mitten im Fluss. Foto: Avignon Tourisme/ F. Olliver

Foto: Avignon Tourisme/ F. Olliver

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Auf einen Blick:Anreise: Condor fliegt im Sommer immer mittwochs und sonntags nonstop von Frankfurt nach Minneapolis-St. Paul . Der Komplettpreis für die einfache Strecke nach Minneapolis-St. Paul beträgt im Sommer 2015 ab 339,99 Euro in der Economy Class. npvisitsaintpaul.com

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