Ferienspaß für Fotofreunde

Frankfurt/Main · Bei sogenannten Fotoreisen können nun auch Amateure professionelle Urlaubsfotos mit nach Hause nehmen. Begleitet von einem erfahrenen Fotografen, fokussiert die Reise eben jenen besonderen Moment, in dem der perfekte Schnappschuss möglich ist.

Da, etwas bewegt sich! Langsam taucht er im Gebüsch auf - jetzt auf den perfekten Moment warten, den perfekten Bildausschnitt wählen und klick: Der Löwe ist im Kasten. Eine schöne Aufnahme für das Fotoalbum zuhause. Doch das klappt leider nicht immer. Später ärgert sich der Fotograf dann über schlechte Belichtung oder ein verwackeltes Bild. Im schlimmsten Fall verpasst er den Sonnenaufgang um einige Minuten und hat keine Chance für einen zweiten Versuch. Für Reisende, die viel Wert auf ihre Urlaubsfotos legen, gibt es deshalb die Möglichkeit, ihre Fertigkeiten bei speziellen Fotoreisen zu trainieren.

Viele Veranstalter haben solche Reisen mittlerweile im Angebot. Ihre Besonderheit: Die Reisegruppe wird von einem professionellen Fotografen begleitet. Dieser gibt während der Ausflüge Tipps und Hilfestellungen, teils werden die Bilder auch gemeinsam besprochen und angeschaut: Was kann beim nächsten Mal noch besser gemacht werden?

Profis helfen Amateuren

Jörg Ehrlich, Geschäftsführer von Diamir Erlebnisreisen, einem Spezialisten auf diesem Gebiet, sieht in dieser Betreuung einen der großen Vorteile von Fotoreisen. Ein zweiter wichtiger Pluspunkt: Man könne sich sicher sein, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Im Dunkeln frühstücken, schon zum Sonnenaufgang unterwegs sein: Was bei anderen Reisegruppen unüblich ist, wird auf der Fotoreise gemacht, um das richtige Licht abzupassen.

Constanze Clauß vom Photoindustrie-Verband erklärt, dass der Vorteil von Fotoreisen vor allem darin liege, dass die Fotografie ganz im Fokus stehe. Die Teilnehmer hätten alle Zeit der Welt und könnten sich so komplett auf das Fotografieren einlassen. Es gibt viele Schwerpunkte: Mal stehen Landschaften im Fokus, mal Tiere, mal Menschen - je nachdem, wohin die Reise geht.

Der Reiseveranstalter Studiosus etwa hat für Fotobegeisterte unter anderem eine Reise in die Toskana im Angebot. Zu den Polarlichtern geht es nach Island. Und in Chile dreht sich alles um die Astronomie. Dertour Gruppenreisen hat beispielsweise Fotoreisen nach Südafrika, Vietnam und Italien im Angebot. Tui bietet in der Sommersaison 2016 eine Fotosafari in Kenia an. Bei Thomas Cook reisen Fotoliebhaber nach Dubai, auf die Azoren und nach Paris.

Die Ausrüstung bringen die Gäste in der Regel selbst mit. "Das ist insofern sinnvoll, da die Fotografen später zu Hause die gelernten Tipps mit der eigenen Ausrüstung auch umsetzen können", erklärt Isabella Partasides von Thomas Cook. Mitunter können sich die Teilnehmer aber auch eine spezielle Ausrüstung vor Ort leihen, falls etwas für das perfekte Foto fehlen sollte. Nicht jeder hat schließlich ein eigenes 400er- oder 800er-Superteleobjektiv, sagt Clauß.In diesem Zusammenhang hat Partasides noch einen Tipp: Wer sehr hochwertige Geräte mit auf die Reise nimmt, sollte besser auch gleich eine Kopie der Rechnung mitnehmen. Sonst kann es am Zoll eventuell zu Problemen kommen. Für die Reise selbst rät sie, ausreichend Ersatzakkus einzupacken und einen Laptop, um die Bilder zu sichern und sogar schon zu bearbeiten.

Wie groß ist der tatsächliche Lerneffekt bei solchen Reisen? Clauß betont hier vor allem den Blick für die Motive. Die Teilnehmer lernten besser zu sehen. "So eine Reise lehrt Sie auch eine gewisse Gelassenheit", erklärt sie. Man lasse den stressigen Alltag hinter sich und öffne sich so für Motive. Jörg Ehrlich sieht bei den Anfängern vor allem Fortschritte beim Bildaufbau und der Motivauswahl. Die technischen Finessen rückten allerdings nach der Wahl des richtigen Standorts und Bildausschnitts in den Hintergrund - die Programmautomatiken der Kameras seien mittlerweile so gut, dass auch dann gute Bilder entstünden, wenn man eben noch nicht alles über die die technischen Aspekte wüsste, erklärt Ehrlich. Bei fortgeschrittenen Fotografen kommt dann natürlich auch verstärkt die Technik mit ins Spiel.

Tierfotografie ist schwierig

Wie weit das eigene Können reicht, sollte zumindest ansatzweise darüber entscheiden, wohin die Reise geht. "Eine Fotoreise zu den Eisbären ist etwas für Fortgeschrittene", sagt Ehrlich. Tierfotografie sei ohnehin etwas schwieriger. Anfängern rät er etwa zu Namibia, weil das Land dank der Wüstenlandschaften und der Tierwelt sehr abwechslungsreich sei. Wer im Gegensatz dazu nach Südostasien reise, stelle häufig den kulturellen Aspekt in den Vordergrund: Dort würden Menschen porträtiert, man lichte beispielsweise Marktszenen ab.

Auch die Größe der Reisegruppe hängt vom Ziel ab. Normalerweise seien es laut Ehrlich sechs bis zwölf Gäste. Bei einer Reise zum Karneval in Venedig sei die maximale Gruppengröße aber stärker begrenzt, weil dort der Trubel für eine große Gruppe zu viel gewesen wäre. Clauß rät, lieber mit einer kleineren Gruppe zu reisen, da der begleitende Foto-Profi dann besser auf jeden Einzelnen eingehen könne.

Die Nachfrage nach diesen speziellen Reisen sei gut, erklären die Veranstalter. Bei den Teilnehmern handelt es sich in der Regel um ambitionierte Hobbyfotografen. Doch Fotoreisen sind ein relativ teures Unterfangen. So kostet beispielsweise die zweiwöchige Tour durch Kenia mit Fotograf Benny Rebel bei Tui knapp 7000 Euro.

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