Eldorado für Austern-Fans

Saint-Vaast · Die meisten Austern, die in Europa in den Mündern der Feinschmecker landen, stammen aus Frankreich. In Saint-Vaast werden die Muscheln tonnenweise gezüchtet. Wer will, kann sie vor Ort verputzen – frischer kommen sie wohl nirgends auf den Tisch.

 Am Küstenabschnitt von Saint-Vaast züchten Sébastien Lejeune und seine Kollegen tonnenweise Austern. Foto: J. Houyvet/CDT 50

Am Küstenabschnitt von Saint-Vaast züchten Sébastien Lejeune und seine Kollegen tonnenweise Austern. Foto: J. Houyvet/CDT 50

Foto: J. Houyvet/CDT 50

Für Sébastien Lejeune ist es ein Leichtes, seine Mitmenschen einzuordnen. Im Grunde genommen gibt es für den Franzosen nur zwei Typen: die, die Austern mögen - und die, die sie nicht mögen. Genau genommen müsste es in Sébastien Lejeunes Welt allerdings noch eine dritte Kategorie geben. In die gehören die Menschen, die Austern von ganzem Herzen lieben. Und zu denen gehört Lejeune.

Austern , das ist für ihn der Beruf, die Familie - eigentlich das ganze Leben. "Ich bin in Austern geboren", macht der 43-Jährige deutlich, wie tief diese Verbundenheit ist. Schon seine Eltern waren Austernzüchter. Um andere von seiner Leidenschaft berichten zu können, hat Lejeune mit seiner Frau im Norden der Normandie , in Saint-Vaast am Ärmelkanal, einen Austernpark eröffnet. Besucher erhalten hier Einblicke in die Welt der grauen Schalentiere. "Wir ernten die Austern nachts, sie müssen zeitig auf den Weg gebracht werden", erklärt der 43-Jährige. Die Ausbeute der vergangenen Nacht war enorm: "Wir haben 2,4 Tonnen geerntet", sagt Lejeune. Der Normanne teilt sich mit 30 anderen Kollegen für die Zucht einen 17 Kilometer langen Küstenabschnitt bei Saint-Vaast. Gemeinsam werden dort 300 Hektar bewirtschaftet. Eine Auster braucht in der traditionellen Zucht etwa vier Jahre, bis sie ausgewachsen ist. Nach der Ernte kommen die Tiere in ein Bassin, der Sand wird herausgespült, und ab geht es auf den Großmarkt in Paris. Frankreich ist Austern-Lieferant Nummer eins für den europäischen Markt, der Heißhunger auf die Delikatesse ist groß.

Was den Gourmets nicht schmecken dürfte: "Seit sechs Jahren haben wir hier einen Virus, der 70 Prozent der Jungtiere tötet. Wir können nichts dagegen machen. In Japan gab es diesen Virus vor 15 Jahren", erklärt Lejeune. Etliche Kollegen hätten große Probleme, es gebe immer häufiger Insolvenzen. Die Preise für die Austern seien fast doppelt so hoch wie vorher. Doch es lohne sich, etwas tiefer ins Portemonnaie zu greifen: "Unsere Austern zählen zu den besten, sie haben ein nussiges Aroma und ein festes Fleisch", schwärmt der Normanne. Wie isst er denn zuhause die Tiere? "Ehrlich gesagt brauche ich privat keine zu essen. Auf der Arbeit sehe ich ja häufig besonders schöne Exemplare, die öffne ich sofort und verspeise sie gleich pur", sagt er.

Im Austernpark können die Besucher nach der Führung in einem Bistro eine Schale voll mit den erntefrischen Tieren bestellen - frischer kommen sie wohl nirgends auf den Tisch. Hat Monsieur schon mal eine Perle in einer Auster gefunden? Lejeune bekommt diese Frage offensichtlich nicht zum ersten Mal gestellt. Lächelnd sagt er: "Ich habe in meinem Leben nur ein einziges Mal eine Perle gefunden - meine Frau!" Madame strahlt angesichts solchen Charmes und stellt Landwein, Baguette, Butter, Zitrone und die Austern auf den Tisch. Voilà: Es ist angerichtet!

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Auf einen BlickSaint-Vaast liegt auf der französischen Halbinsel Cotentin in der Region Basse-Normandie. Weitere Infos zu der Gemeinde und ihrer Umgebung erhalten Interessierte bei der Tourismuszentrale der Normandie , Telefon: (00 33) 02 32 33 79 00, E-Mail: info@normandie-tourisme.fr. npnormandie-tourisme.frhuitresdesaintvaast.fr

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