Eine Reise in die Vergangenheit

Helgoland · Auf Helgoland bekommen die Urlauber einen neuen Zugang zur Natur – und zur Zeit. Die Insel in der Nordsee hat sich aus der Schnelllebigkeit von heute ausgeklinkt.

 Helgoland ist mit einer Fläche von 1,7 Quadratkilometern überschaubar. Angrenzend liegt eine Badedüne, die mit einer Fähre zu erreichen ist. Fotos: Fokken

Helgoland ist mit einer Fläche von 1,7 Quadratkilometern überschaubar. Angrenzend liegt eine Badedüne, die mit einer Fähre zu erreichen ist. Fotos: Fokken

Die Uhren ticken schon während der Fahrt mit dem "Halunder Jet" anders. Morgens legt die Schnellfähre im Hamburger Stadtteil St. Pauli an den Landungsbrücken ab und fährt dreieinhalb Stunden über die Elbe auf die Nordsee bis nach Helgoland . Gefühlt kann das deutlich länger dauern. Alles hängt ganz vom Wetter ab.

An diesem Tag weht nur ein leichter Wind, das Schiff schaukelt wenig. Die Insel empfängt ihre Besucher mit viel Sonne und frischer Luft, aber ohne jeden Schick. Vom Anleger führt ein schlichter Weg zu einer Reihe bunter Hütten. Das sind Nachbauten der Hummerbuden, in denen die Fischer früher arbeiteten. Heute spielt der Fischfang nur noch eine kleine Rolle. Aber die Buden in ihren Tuschkastenfarben hat man als Touristenmeile nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut.

Wer über das höhergelegene Inselplateau, das Oberland, spaziert, entdeckt zwischen friedlich grasenden Schafen einen tiefen Krater. Daneben steht ein Schild: "Trichter einer 5000 Kilogramm-Bombe". Am 18. und 19. April 1945 schlugen solche Bomben bei einem Angriff der englischen Luftwaffe auf Helgoland ein, erfährt man bei einer Inselführung mit Rolf Blädel. "Hitler wollte die Insel zu einer gigantischen Festung ausbauen, um von hier seine Kriegszüge zu starten", erklärt er. Die Wehrmacht habe diesen Plan zwar nicht umgesetzt, aber Bunkeranlagen mit kilometerlangen Tunneln in den Felsen errichtet, erzählt Blädel.

1952 gaben die Briten den Helgoländern ihre Insel zurück. "Fast sämtliche Häuser auf Helgoland stammen aus dieser Zeit des Wiederaufbaus."

Der Charme vergangener Zeiten zeigt sich bei einigen Häusern auch beim Inventar. "Bei uns im Hotel gibt es alte Cocktail-Tische, und jede Lampe ist ein Unikat", schwärmen Beate und Jürgen Kunert aus Dortmund. "Alles ist im Stil der 50er Jahre." Dem Paar gefällt, dass dies auf Helgoland eben kein Retro-Schick ist, sondern Original. Neues Material hierher zu bringen, war stets teuer. Auch deshalb hat man die Dinge gepflegt. Die Insel hat sich aus der Schnelllebigkeit der Gegenwart ausgeklinkt.

Helgoland ist mit 1,7 Quadratkilometern so überschaubar, dass man an einem Wochenende viel entdecken kann: zum Beispiel das Museum mit der Ausstellung über den Helgoländer Kinderbuchautor James Krüss , das Hummerzucht-Projekt oder die Kegelrobben und Seehunde, die sich auf der Düne aalen. So heißt Helgolands kleine Nebeninsel.

Im Frühjahr und Herbst machen zahllose Zugvögel auf der Insel Rast. Im Winter bringen die Kegelrobben ihren Nachwuchs zur Welt. Im Sommer stürzen sich Küken der Trottellummen in einem spektakulären Schauspiel von den Klippen zu ihren Vogeleltern ins Meer. Einige Urlauber passen sich diesem Zeitplan an. "Ich komme jedes Jahr einmal, um die Robbenbabys zu sehen, und einmal zum Lummensprung", sagt Jasmin Tackmann aus Hamburg. So hält sie ein wenig von dem besonderen Zeitgefühl auf der Nordsee-Insel fest.

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 Für Vogelbeobachter ist Helgoland ein Paradies: Hier lassen sich etwa Lummen und Basstölpel beobachten.

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Auf einen Blick Eine Schnellfähre pendelt täglich von Hamburg über Wedel und Cuxhaven auf die Insel Helgoland und zurück. Mit dem Flugzeug können Reisende vom Flughafen in Büsum/Heide und Bremerhaven starten. dpa helgoland.de/service/ anreise.html

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