Eine der schönsten Sackgassen der Welt

Vier kleine Orte, viele große Berge: Das Kleinwalsertal gilt als drittgrößte Touristenattraktion in Österreich. Zu jeder Jahreszeit ist es attraktiv: Wandern, Wellness und gutes Essen locken die Besucher.

 Auf dem Höhenweg von Hirschegg Richtung Baad gibt es etliche Rastplätze mit reizvollen Ausblicken auf die majestätische Bergwelt. Fotos: Thomas Reinhardt

Auf dem Höhenweg von Hirschegg Richtung Baad gibt es etliche Rastplätze mit reizvollen Ausblicken auf die majestätische Bergwelt. Fotos: Thomas Reinhardt

Hirschegg. Es ist kurios. Wer mit dem Wagen zum Beispiel von Innsbruck (Österreich) kommt und ins Kleinwalsertal (Österreich) will, muss durch Deutschland fahren. Denn das Kleinwalsertal wird von den Allgäuer Hochalpen verkehrstechnisch vom Rest Österreichs abgeschnitten.

Hinter Oberstdorf geht's über die Grenze, es folgen vier kleine Orte und viele große Berge. Die Kleinwalsertalstraße (B201) führt nach Riezlern, es folgen Hirschegg, Mittelberg und Baad. Dort ist Schluss, wie gesagt: die Berge hier am Nordrand der Alpen sind hoch und steil. Das Kleinwalsertal ist also eine Sackgasse - aber eine der schönsten der Welt. Gerade einmal 15 Kilometer lang und sieben Kilometer breit ist das Gebiet, das um 1270 von Walsern besiedelt wurde, einer Volksgruppe, die aus dem oberen Wallis (Schweiz) zuwanderte.

Im Herzen des Tals

Heute zählt das von majestätischen Gipfeln umgebene Tal zu einer der größten Touristenattraktionen der Alpenrepublik. Es ist überschaubar und sehr gut erschlossen. Der Walserbus (ein Linienbus, der zwischen den vier Orten verkehrt) bringt Besucher schnell und bequem zu sämtlichen Ausgangspunkten im Tal. Insgesamt acht Berg- und Sesselbahnen erleichtern von Mai bis Anfang November den Aufstieg in die faszinierende Bergwelt.

Das Auto kann man also getrost am Hotel stehen lassen, die nächste Bushaltestelle ist nicht weit. Zum Einstieg ist eine leichte Tour angesagt: Von Hirschegg mit dem Walserbus nach Riezlern, von dort am Schwarzwasserbach entlang talaufwärts. Der Schwarzwasserbach ist der längste Nebenfluss der Breitach, die das Kleinwalsertal durchfließt. Die Tour führt fast immer am Wasser entlang, durch Talstrecken, steinige Schluchten, Wälder und vorbei an Wiesen. Öfters tauchen Wasserfälle auf und immer wieder fällt der Blick auf den Hohen Ifen. Das schräg liegende Kalkplateau (2239 m) ist einer der markantesten Berge der Allgäuer Alpen. Er gleicht einem mächtigen Schiffsbug, der in den Himmel ragt.

Am nächsten Tag geht's hoch hinauf: Mit dem Heuberglift in Hirschegg auf den Höhenweg Richtung Baad und dann auf einem breiten, geschotterten Wirtschaftsweg fast steigungslos in einer Höhe von rund 1400 Metern. So kann sich der Wandersfreund ganz entspannt den vielen reizvollen Ausblicken hingeben. Die wechseln ständig, gehen hinunter ins Kleinwalsertal, auf den Ort Mittelberg oder ins Gemsteltal, sowie auf die gegenüberliegenden Berge, die Walser Hammerspitze, die Gipfel der Schafalpköpfe und später auf diverse Erhebungen wie den Zwölferkopf und den Großen Widderstein, mit 2536 Metern die höchste Spitze. Zwischen Mittelberg und Baad zweigt die Tour vom Höhenweg ab, hier beginnt der Aufstieg zum Walmendinger Horn, der "Berg der Sinne", wie er genannt wird. Steil windet sich der Pfad bergauf, zum Teil über matschige Pfade und verkrustete Schneefelder - eine schweißtreibende Angelegenheit. Doch dann ist es geschafft, nach den letzten Metern von der Bergstation der Walmendingerhornbahn ist die Aussichtsplattform erreicht. Von dort, auf 1996 Meter Höhe bietet sich ein unvergessliches 360-Grad-Panorama auf die Bergwelt, vom Gottesackerplateau (2035 Meter) und dem Hohen Ifen (2230 m) im Norden rundherum über Güntlesspitze (2092 m), Widderstein (2558 m), Lichelkopf (2384 m) und so weiter.

Berge soweit das Auge reicht

Auch auf der anderen Seite des Kleinwalsertals können Naturfreunde die Bergwelt erkunden, zum Beispiel mit der Kanzelwandbahn zum Fellhorn (2037 m) und von dort Richtung Kanzelwand. Ob Einsteiger, Aufsteiger, Gipfelstürmer - in Höhenlagen zwischen knapp 1100 und gut 2500 Metern ist für jeden etwas dabei, auch für Kletterer und Bergsteiger. Ein Netz mit 185 Kilometern naturbelassenen, markierten Wanderwegen durchzieht die harmonische Landschaft, über 40 Hütten, Sennalpen und Bergrestaurants laden zur Einkehr.

Ein idealer Ausgangspunkt für Touren ist das Travel Charme Ifen Hotel in Hirschegg. Das einzige Fünf-Sterne-Hotel im Kleinwalsertal wurde 1936 eröffnet, diente in einem dunklen Kapitel seiner Geschichte der Gestapo zwischen 1943 und 1945 als sogenanntes "Ehrengefängnis" für prominente Geiseln. Nach dem Krieg war neben anderen General Charles de Gaulle zu Gast, später residierten hier Prominente wie der Philosoph Theodor W. Adorno , der Schauspieler Heinz Rühmann oder die Sängerin Anneliese Rothenberger . Heute präsentiert sich das Haus als Mischung aus Tradition und Moderne. Der Rundbau wurde um einen modernen Trakt mit einem großzügigen Spa-Bereich ergänzt, wobei Materialien aus der Bergwelt wie Holz und Granit verwendet wurden. Zwei Restaurants sorgen für Gaumenfreuden, "Theo's" mit Showküche und das Gourmet-Restaurant "Kilian Stuba". Hier interpretiert Sternekoch Sascha Kemmerer traditionelle Walser Gerichte auf moderne Art.

Zum Thema:

 Tradition trifft Moderne: Das Travel Charme Ifen Hotel in Hirschegg ist ein guter Ausgangspunkt für Touren im Kleinwalsertal.

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AUF EINEN BLICK Das Kleinwalsertal erreicht man mit dem Auto über die A7 bis Kempten, dann über Sonthofen und Oberstdorf. Zwischen den vier Orten Riezlern, Hirschegg, Mittelberg und Baad verkehrt der Walserbus, den man mit einer Gästekarte kostenlos nutzen kann. Seilbahnen und Lifte erschließen die Bergwelt. trkleinwalsertal.com

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