Ein Advent voller Köstlichkeiten
Straßburg · Die Adventszeit im Elsass ist mit so vielen Genüssen verbunden, dass der Gast am Weihnachtsabend fast schon satt ist. Auf den Weihnachtsmärkten findet sich alles, was köstlich ist – von Plätzchen, die man Bredele nennt, bis zu gutem Wein und Gänseleber.
. Der schwarze Elefant aus Ebenholz ist das Prachtstück der Krippe. Er begleitet die Heiligen Drei Könige auf ihrem Weg nach Bethlehem und schiebt seine langen weißen Zähne nach vorne. Jeden Tag im Advent drängeln sich die Kinder im Straßburger Münster um die bemalten Holzfiguren aus dem 18. Jahrhundert.
Denn jedes Jahr wird die Krippenlandschaft neu angelegt, mal mit Wasserfällen, mal mit Felsen, diesmal spielt sich die Weihnachtsgeschichte vor einem Mandarinen- und Olivenhain ab. Kein Wunder, dass die Begeisterung groß ist. Wehe, es wird die Hand nach einer Mandarine ausgestreckt: "Pas toucher", flüstern die Mütter und Großmütter eindringlich, "nicht anfassen".
Nur heimische Ware
Draußen, auf dem Platz vor dem Straßburger Münster, darf schon eher etwas angefasst werden, denn hier stehen die Holzhäuschen mit den Weihnachtsartikeln. Vor ein paar Jahren hat die Straßburger Stadtverwaltung beschlossen, dass es auf den Weihnachtsmärkten in der Innenstadt keine Waren geben darf, die nicht aus dem Elsass stammen, also keine chinesischen Plastikfiguren und auch kein mexikanisches Gebäck.
Stattdessen erfreuen sich die Besucher an den vielen Sorten "Bredele" - so heißen Plätzchen auf Elsässisch -, am heißen Gewürzwein aus Andlau, am klebrigen Honigbrot aus Struth und an den duftenden Bio-Seifen aus Sainte-Marie-aux-Mines. Es gibt die typischen graublauen Krüge aus Betschdorf und die bunt bemalten Steinguttöpfe aus Soufflenheim. Auch viel Gehäkeltes und Gesticktes wird angeboten, oft mit Herz- und Brezel-Motiven in Kreuzstichmustern. Die Kreuzstich-Stickerei habe im Elsass Tradition, sagt Denise Kayser vom Maison Rurale aus Kutzenhausen. Hier wird in einem restaurierten Elsässer Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert die Tradition bewahrt.
In der Adventszeit werden "Bredele" gebacken und Lieder gesungen. Allein zum traditionellen Kreuzstichkursus haben sich 500 Frauen angemeldet, auch junge "Mädle" seien dabei, betont Denise Kayser. Gerade in der Weihnachtszeit spürt man, wie verwurzelt im Elsass noch die alten Traditionen sind, die man sich nicht nehmen lassen will. Zumal am 1. Januar 2016 ein Schreckgespenst vor der Tür steht: Nach dem Willen der französischen Regierung werden das Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne zu einer Großregion zusammengeführt, die den Namen "Acal" tragen soll.
Am frühen Abend redet sich eine Gruppe älterer Herren in der Winstub Fink'stuebel in Straßburg über "Acal" die Köpfe heiß. Erst als die Entenstopfleber mit Trüffelraspeln aus der Küche kommt, beruhigen sich die Gemüter. Während dazu ein Gewürztraminer entkorkt wird, schwenken die Herren zu ihrem Lieblingsthema um, dem Essen.
Advent im Elsass: das ist eine Abfolge von Genüssen, bevor das weiß gekleidete "Chreschtkend" überhaupt erschienen ist. In der Straßburger Patisserie Christian, in der man zwischen zwölf Sorten heißer Schokolade wählen kann, gibt's nach 15 Uhr keinen freien Tisch mehr. Auch mitten auf dem Land, in Pechelbronn, muss vorbestellen, wer bei Limmachers die köstlichen Adventsmenüs probieren möchte.
Ist man am Weihnachtstag nicht schon völlig gesättigt? "Es geht immer noch was rein", behauptet Lucie Meachel, Stadtführerin in Straßburg . Früher, so erzählt sie, wurde in den elsässischen Stuben der Weihnachtsbaum, der mit Nüssen, Äpfeln und Oblaten behängt war, an der Decke befestigt. Denn sonst hätten die Mäuse noch vor der Bescherung alles angeknabbert.
Damals war eben alles bescheidener. Sogar das Christkind . Es trug, wenn es am 24. Dezember abends durchs Haus huschte, immer dieselben Schuhe, erzählt Lucie Maechel. Erst später wurde ihr klar, dass das Christkind die Nachbarin war. Und die besaß für sonntags nur dieses eine Paar gute Schuhe.
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Auf einen BlickDen Straßburger Weihnachtsmarkt gibt es schon seit dem 16. Jahrhundert. Er ist einer der schönsten in Europa und findet an elf verschiedenen Plätzen statt. Die größten Standorte sind am Münsterplatz, im alten Gerberviertel "Petite France" und am Place Broglie. Er dauert noch bis zum 31. Dezember. Wegen der Attentate von Paris hat die Verwaltung verordnet, dass während der Weihnachtsmarktzeit kein privates Auto in der Innenstadt verkehren darf. Deshalb sollten Besucher draußen parken oder am besten mit dem Zug anreisen. Auch der Weihnachtsmarkt von Haguenau ist sehenswert, hier gibt es hervorragenden Flammkuchen und Attraktionen für Kinder. tourisme-alsace.com