Die Zauberflöte im See

Bregenz · Papageno und die Königin der Nacht sind bald zu Gast in Bregenz. Das zweite Jahr in Folge wollen sie Besucher musikalisch unterhalten. Die passende Kulisse der Bühne im Bodensee bildet der Sonnenuntergang.

 Drei Drachenhunde umringen die Seebühne in Bregenz, auf der in diesem Jahr die „Zauberflöte“ gezeigt wird. Foto: Kühn/Bregenzer Festspiele

Drei Drachenhunde umringen die Seebühne in Bregenz, auf der in diesem Jahr die „Zauberflöte“ gezeigt wird. Foto: Kühn/Bregenzer Festspiele

Foto: Kühn/Bregenzer Festspiele

Drei bunte Drachenhunde ragen bis zu 27 Meter aus dem Bodensee . Majestätisch, aber nicht furchterregend bewachen sie den Eingang in eine traumhafte Opernwelt. Die drei Monster sind seit dem vergangenen Jahr das Wahrzeichen der Bregenzer Festspiele auf der Seebühne. Sie laden ein zu Mozarts bekannter Märchenoper "Die Zauberflöte".

Das Spiel auf dem See läuft immer über zwei Jahre, schon wegen des immensen Aufwands. Allein die Bühne kostet rund sechs Millionen Euro. Sie ruht auf 119 Pfählen, die bis zu sechs Meter in den Seegrund gerammt wurden. Im vergangenen Jahr war die Zauberflöte in allen Vorstellungen - bei jeweils 7000 Zuschauern - restlos ausverkauft. Die Kritiker zeigten sich begeistert.

In seinem letzten Jahr, dem zehnten als Festspielintendant, verschafft sich David Pountney mit seiner Regiearbeit einen starken Abgang. Ihm gelingt der Spagat, die Oper romantisch und unterhaltsam zu erzählen, aber auch Mozarts Anliegen der Aufklärung, die Entwicklung zum selbstbestimmten Menschen, glaubhaft aufzuzeigen. So steht neben dem fidelen Vogelfänger-Charme eines Papageno die absolutistische Rachsucht der Königin der Nacht. Doch die Figuren schillern doppeldeutig: der gute Priester Sarastro entpuppt sich als moralisierender Besserwisser.

Der Bühnenbildner Johan Engels schöpft aus dem mythologischen Fundus seiner südafrikanischen Heimat. Von den Feuer speienden Drachenhunden umringt ragt ein Schildkrötenpanzer, 43 Meter breit, als drehbare Spielfläche aus dem See. Die Königin der Nacht fährt zu ihrer berühmten Arie, hydraulisch bewegt, mehrere Meter nach oben. Ihr Reich rundum wird von mehr als hundert riesigen Grashalmen aus Ballonseide begrünt, die, von Pressluft getrieben, gut sechs Meter aus der Schildkrötenkuppel herauswachsen. Die bunt leuchtende Fantasy-Welt erweitern drei Riesenvögel, auf denen die drei Damen, Botinnen der Königin der Nacht, reiten. Bewegt werden die Fabeltiere von je drei Puppenspielern. Auf schwimmende Elemente verzichtet die Seebühne nie. Diesmal gibt es ein Unterwasser-Karussell rund um die Bühne. Da die Schienen nicht zu sehen sind, kommen Wasserschlange und Barke ganz still dahergeschwommen.

Pountney inszeniert all dies, was in einem normalen Opernhaus kaum möglich ist. Seit der Gründung der Bregenzer Festspiele 1946 sind die Wiener Symphoniker das Orchester für die Seebühne. Wie die Sänger sind sie an ein modernes Akustiksystem angeschlossen, das ein einzigartiges Klangerlebnis unter freiem Himmel ermöglicht. Ein zusätzlicher Höhepunkt, der nur hier möglich ist: Wenn sich zu Beginn der Vorstellung die Abendsonne glutrot im Bodensee spiegelt und ganz langsam am Horizont versinkt…

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Auf einen BlickMozarts Oper "Die Zauberflöte" wird bei den Bregenzer Festspielen 29 Mal zwischen dem 24. Juli und dem 25. August aufgeführt. Jede Vorstellung dauert rund zweieinhalb Stunden. Es gibt keine Pause. Karten sind erhältlich unter Tel. (00 43) 55 74 40 76 und im Internet. Darüber hinaus finden während der Festspielzeit mehrmals täglich Führungen auf der Seebühne statt. nlibregenzerfestspiele.com

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