Die rote Residenz der Mauren

Granada · Granada ist eine Stadt mit einer wechselvollen Geschichte. Sieben Jahrhunderte war sie im Mittelalter von arabischen Eroberern besetzt. Diese Epoche spiegelt sich bis heute in der Architektur der Stadt.

 Die Festung Alhambra wurde im 13. und 14. Jahrhundert in Granada als Residenz der maurischen Herrscher errichtet. Foto: cms

Die Festung Alhambra wurde im 13. und 14. Jahrhundert in Granada als Residenz der maurischen Herrscher errichtet. Foto: cms

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. Malerisch schlängelt sich das Flüsschen Darro zwischen grünen Ufern und begleitet wie ein dekoratives Accessoire den schmalen Pflasterweg der Carrera del Darro, eine der ältesten Straßen der Stadt. Zu beiden Seiten des Wassers erheben sich mächtige Hügel, deren Bebauung den wohl spannendsten Teil aus Granadas Stadtgeschichte dokumentiert. Ein Kapitel, das geschrieben wurde zwischen 711, als die maurischen und arabischen Eroberer ins Land kamen, und 1492, da Granada als letzte islamische Hochburg fiel und die Rückeroberung Spaniens durch die Katholischen Könige ihren Abschluss fand. Knapp acht Jahrhunderte also, in denen aus einer unbedeutenden Siedlung eine strahlende Schönheit wurde.

Ein ausgesprochenes Talent als frühe Stadtplaner bewies dabei die Dynastie der Nasriden, deren Begründer 1238 mit dem Wiederaufbau und der Erweiterung einer einstigen Festung den Grundstein legte für al-kalat al-Hamrá, die aus roter Erde erbaute Burg. Generationen von Nasridenkönigen vervollkommneten die hoch auf dem südlichen der zwei Hügel thronende Alhambra, in deren Mauern neben der Zitadelle auch die Paläste der Sultane und eine heute nicht mehr existierende Stadt lagen.

Der Zauber der roten Festung

Auch Jahrhunderte später ist der Zauber der "Roten Festung" ungebrochen, was dem UnescoWeltkulturerbe übers Jahr Massen an Besuchern beschert. Und die zieht es auf dem weitläufigen Gelände vor allem zu den Palacios Nazaríes, den Nasridenpalästen. Äußerlich unauffällig, erinnert deren Innenleben mit verwunschenen Patios und einer verschwenderischen Fülle an Dekor an einen orientalischen Traum. An ein Märchen aus 1001 Nacht, das in den etwas abseits platzierten Gärten des Generalife, des Sommersitzes der Nasriden-Herrscher, weitererzählt wird. Von der Alhambrahöhe bietet sich ein wunderbarer Blick auf den Hügel gegenüber, auf dem das einstige Maurenviertel des Albaícin in einem dichten Anein-ander seine strahlend weißen Häuser stapelt. Dazwischen immer wieder grüne Farbtupfer als untrügliches Indiz für die so genannten Carmenes. "Der Begriff kommt aus dem Arabischen und lässt sich übersetzen mit Weintraube oder Weinranke", sagt Stadtführerin Cristina Carmona. Denn es ist das Laub der Reben, das die von Jasmin- und Geranienduft geschwängerten Innenhöfe dieser Häuser beschattet und ihnen den Namen Carmen gibt.

Hoch oben in dem Häusergewirr lässt sich selbst aus der Ferne mit wenig Mühe die Kirche des Heiligen Nicolás ausmachen, deren Vorplatz beste Aussicht bietet. Hier drängen sich die Leute an einer Brüstung, vor der Linse ihrer Kamera die Silhouette der Alhambra - wie ein wertvolles Gemälde eingerahmt von den schneegepuderten Gipfeln der Sierra Nevada.

Ein Meisterwerk der Renaissance

Vom Mirador San Nicolás verlaufen die Gassen, die wie ein engmaschiges Netz Granadas ältesten Stadtteil überziehen, bergab. Hinunter zum Darro. Oder etwa zur Plaza Nueva, wo das Flüsschen bereits wieder unter der Erde verschwunden ist. Nur ein paar Querstraßen von hier feiert sich das christliche Granada mit eindrucksvollem Pomp: Neben der Grabkapelle der Katholischen Könige entstand im 16. Jahrhundert am Platz einer früheren Moschee mit der Kathedrale ein Meisterwerk der spanischen Renaissance.

Umlagert von alten Bauten mit vergitterten Balkonen und vielen Geschäften thront der Kirchenbau im Zentrum, wobei sich seine verzierte Fassade an der Plaza de las Pasiegas wie ein opulentes Bühnenbild zwischen den Häuserfronten aufspannt und eine ganze Seite des Platzes besetzt.

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Auf einen Blick Perfekt für eine Stadttour ist Granada im Frühling und Herbst. In der Hauptsaison herrscht in der Alhambra Hochbetrieb. Deshalb sollten Eintrittskarten frühzeitig reserviert werden.alhambradegranada.orgturgranada.es

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