Die Heimat der Impressionisten

Saint-Céneri-le-Gérei · Die Landschaft der Normandie im Norden Frankreichs inspirierte schon Impressionisten wie Claude Monet und den Dichter Victor Hugo. Neben rauen Steilküsten bietet die Region verträumte Ortschaften und viel Kultur.

 Das Seebad Ètretat ist berühmt für seine Felsformationen. Der Dichter Victor Hugo sah hier einen Elefanten mit Rüssel.Foto: Godard/CRT

Das Seebad Ètretat ist berühmt für seine Felsformationen. Der Dichter Victor Hugo sah hier einen Elefanten mit Rüssel.Foto: Godard/CRT

Foto: Godard/CRT

Kühe und Pferde stehen unter knorrigen Apfelbäumen, Ziegen auf den Meeresklippen. An Schlössern und Scheunen ist jede Menge Fachwerk zu sehen. In den malerischen Dörfern der Normandie scheint die Zeit fast still zu stehen. So auch im verträumten Saint-Céneri-le-Gérei am Südrand der früheren Region Basse-Normandie, das hoch über einer Flussschleife der Sarthe liegt. Zu Recht gehört es zur Vereinigung "Schönste Dörfer Frankreichs". Der pensionierte Banker Bernard le Royer führt durch sein 129-Einwohner-Dorf.

Er erzählt, die unverputzten Häuser in den liebevoll restaurierten Gassen seien aus den Steinen einer zerstörten Festung gebaut worden und entsprächen noch immer dem Dorfbild von 1850. Auf der Spitze eines Felssporns steht die bezaubernde kleine Kirche mit romanischen Fresken und wuchtigem Vierungsturm.

Der Ort war schon im 19. Jahrhundert eine ideale Kulisse für Maler. Berühmte Impressionisten kamen. Ihre weniger bekannten Nachfolger sind heute nicht nur in Ateliers zu bewundern, sondern auch in der Gaststätte "Auberge des Peintres", wo früher ihre Bilder als Zahlungsmittel angenommen wurden.

Am Ortsrand können Besucher Philippe und Michèle Manson in ihrem ein Hektar großen Garten-areal besuchen. Mit viel Liebe haben die beiden ein Dutzend thematischer Gartenräume geschaffen. Neben dem Rosengarten gibt es einen der Düfte, einen der Stille und einen gotischen Garten.

"Es war Liebe auf den ersten Blick", berichtet Philippe, ein heiterer älterer Herr, der weiterhin seine Apotheke leitet, während Michèle Führungen in den Gärten gibt. 1986 haben sie das Dorf und jenes Weidegrundstück mit seinen majestätischen Bäumen entdeckt. So sind sie hierher gezogen.

Der Tourismusverband Normandie hat mit der Gruppe "Charmante Hotels" eine Initiative gestartet, um mehr deutschsprachige Gäste in die Region zu locken. Sie nennt sich "Willkommen in der Normandie". Mit den teilnehmenden 25 Hotels können Besucher auf Deutsch kommunizieren, per Mail wie an der Rezeption. Im ländlichen Frankreich ist das außergewöhnlich.

An der Mündung der Seine liegt das malerische Hafenstädtchen Honfleur, einst eine der Geburtsstätten des Impressionismus. Auch heute noch stehen die Künstler am Hafenkai und malen das alte Bassin.

Nur wenige Kilometer westlich liegt das kleine Seebad Villerville auf einer kleinen Anhöhe über dem Meer, über Treppen gut erreichbar. Von der Terrasse des Hotels "Le Bellevue" ist das Spiel des Meeres ausgezeichnet zu beobachten.

Viel spektakulärer als in Villerville zeigt sich in nördlicher Richtung die Alabasterküste am Ärmelkanal. Besonders bei Ètretat, wo gut siebzig Meter hohe Kreideklippen den Ort einrahmen. Wie Celine Jean vom Tourismusverband beim Bummel über den Kiesstrand erklärt, haben die Impressionisten da oft ihre Staffeleien aufgestellt und die grandiose Szenerie festgehalten. Allein Claude Monet malte an diesem Ort rund 80 Werke. Die Bilder der Maler haben dazu beigetragen, den Ort bekannt zu machen. Der Dichter Victor Hugo sah in dem gewaltigen Felsbogen der Porte d´Aval "einen Elefanten, der seinen Rüssel ins Meer taucht".

Solche Gedanken machen sich die Ziegen von Bernard Dhérbecourt nicht, auch wenn sie auf ihrer Weide die Klippen von Étretat in Reichweite haben. Er mache gern Führungen, nicht nur, um seine kluge Leitziege Equerre vorzuführen, erläutert der Hausherr schmunzelnd in gutem Deutsch. Bernard kennt alle 45 Tiere beim Namen. Sie liefern die Milch für seinen Rohmilchkäse "Le Valaine". Der Ziegenhof rund um das Herrenhaus Manoir de Cateuil umfasst 20 Hektar. Bei der Produktauswahl im Hofladen beweist Bernard Fantasie. Neben Speiseeis stellen sie sogar Pralinen aus Ziegenmolke her.

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Auf einen BlickInformationen über die Normandie gibt es (auch auf Deutsch) bei der Tourismuszentrale: Comité Regional de Tourisme de Normandie, 14, Rue Charles Corbeau, 27 000 Evreux, Tel. (00 33)2 32 33 79 00. rednormandie-tourisme.fr/de

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