Inselburg Pfalzgrafenstein Das steinerne Schiff, ewig vor Anker

Kaub · Auf einem Felsenriff mitten im Fluss steht die Burg Pfalzgrafenstein. Einst Zollstation ist sie heute der Inbegriff der Rhein-Romantik.

 Die Burg Pfalzgrafenstein liegt auf der Insel Falkenau im Rhein vor den Toren von Kaub. Nach einer Sanierung zieht sie wieder zahlreiche Touristen an.

Die Burg Pfalzgrafenstein liegt auf der Insel Falkenau im Rhein vor den Toren von Kaub. Nach einer Sanierung zieht sie wieder zahlreiche Touristen an.

Foto: dpa/Thomas Frey

 Was wäre eine Burg ohne Verlies? In einer der bekanntesten Inselburgen Deutschlands können die Besucher erstmals seit vielen Jahrzehnten wieder in historische Gefängnisräume hinabsteigen. Nach einer Sanierung präsentiert sich die Zollfeste Pfalzgrafenstein im Rhein vor Kaub mit renovierten Böden, rekonstruierten Wandfarben, teils neuer Beleuchtung und zwei geöffneten Verliesräumen im Hauptturm. Einst haben hier Kriegsgefangene, säumige Zollzahler und Kriminelle gesessen. Erneuert worden ist auch die Präsentation der Burg mit Audioführungen, Hörstationen und nachgebauten Möbeln.

„Als 700 Jahre alte, unzerstörte Zollfeste mitten im Fluss ist die Pfalzgrafenstein europaweit eine Besonderheit“, sagt die Burgführerin Ute Graßmann. Im Welterbe Oberes Mittelrheintal mit der wohl höchsten Burgendichte weltweit sei sonst nur noch die Marksburg hoch über Braubach von Zerstörung und Verfall verschont geblieben. Die Sanierung der Pfalzgrafenstein für gut 400 000 Euro hat sich laut der rheinland-pfälzischen Landeseinrichtung „Burgen, Schlösser, Altertümer“ (BSA) von 2014 bis zu diesem Sommer hingezogen. „Mal war der Rhein zu niedrig, dann wieder zu hoch. Immer wieder hat es Zwangspausen gegeben“, berichtet BSA-Direktorin Angela Kaiser-Lahme. Der scheidende Kauber Bürgermeister Karl-Heinz Lachmann (SPD) freut sich über die Sanierung „unseres Super-Aushängeschilds“.

In der Neujahrsnacht 1814 hatten unter Führung von Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher preußische und russische Truppen über die Pfalzgrafenstein auf das linke Rheinufer übergesetzt und Napoleon verfolgt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist Kaubs Einwohnerzahl vor allem wegen wegbrechender Jobs deutlich von etwa 2500 auf nun rund 850 gesunken. Viele junge Leute sind weggezogen. Touristische Attraktionen und die vor zehn Jahren eröffnete Jugendherberge seien für das ehemalige Lotsenstädtchen daher umso wichtiger, sagt Lachmann.

Der französische Schriftsteller Victor Hugo hat vor fast zwei Jahrhunderten die Burg als „steinernes Schiff, ewig auf dem Rhein schwimmend und ewig vor der pfalzgräflichen Stadt vor Anker“ beschrieben. Heute bringt ein umgebautes DDR-Grenzpatrouillenboot vom einstigen Volkseigenen Betrieb (VEB) Yachtwerft Berlin die Touristen zum Rhein-Inselchen Falkenau, wo sich das Gemäuer erhebt. Um die 25 000 Besucher kommen laut BSA-Chefin Kaiser-Lahme jedes Jahr.

Auf die Insel übergesetzt hat diesmal auch Familie Herger aus dem bayerischen Starnberg. Tochter Magdalena, elf Jahre alt, freut sich, „dass man ganz hoch auf den Turm kann“. Ihr Bruder Max, 7, findet es toll, „mal so ein Schiffsschloss von innen zu sehen“. Touristen können sich in der Burg frei bewegen.

Die Pfalzgrafenstein, zu der Einheimische jetzt im Sommer auch gerne einmal schräg zur starken Rheinströmung schwimmen, geht auf das Jahr 1327 zurück: Zuerst entstand im Mittelalter der fünfeckige Hauptturm auf der Insel Falkenau. Später folgten rundherum die Ringmauer und weitere Ausbauphasen bis ins 18. Jahrhundert hinein.

Trompetensignale und später Glockenläuten auf der Pfalzgrafenstein forderten einst herannahende Schiffer auf, in Kaub anzulegen und Zoll zu zahlen. Wer sich widersetzte, wurde erst mit Pfeilen und später mit Gewehr- und Kanonenkugeln zum Halten gezwungen.

 Insel Falkenau im Rhein

Insel Falkenau im Rhein

Foto: SZ/Müller, Astrid

Bürgermeister Lachmann sieht die Pfalzgrafenstein schon als einen Glanzpunkt der geplanten Bundesgartenschau (Buga) 2029 im Welterbe Oberes Mittelrheintal. „Spätestens bis dann brauchen wir auch Toiletten“, sagt er. „Jetzt gibt es auf der Insel noch keine.“

(dpa)
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