Reise Die einsamen Inseln der Algarve

Farol · Nur wenige Kilometer vor dem portugiesischen Festland liegen fünf Eilande, die unberührt und vom Tourismus verschont blieben.

 Vor der Küste der Algarve liegt die Insel Ilha da Culatra. Tagsüber kommen einige Besucher hierher. Wenn die Sonne untergeht, verschwinden die meisten Touristen jedoch wieder in Richtung Festland, denn eine Pension oder ein Hotel gibt es hier auf der Insel nicht.

Vor der Küste der Algarve liegt die Insel Ilha da Culatra. Tagsüber kommen einige Besucher hierher. Wenn die Sonne untergeht, verschwinden die meisten Touristen jedoch wieder in Richtung Festland, denn eine Pension oder ein Hotel gibt es hier auf der Insel nicht.

Auf der CD im Hintergrund singt João Gilberto, schmachtet, trällert hochzufrieden und mit Gitarrenbegleitung Lieder von der Liebe und dem Luxus der Freiheit. Die Zuhörer auf den Barhockern nehmen den Rhythmus auf, die an den Tischen genießen ihre gebratene Makrele und ihren kühlen Vinho Verde mit einem Lächeln auf den Lippen. Und die jungen Leute ganz vorne an dem Tischchen mit Meerblick flirten miteinander, was das Zeug hält.

Gilbertos Songs passen gut hierher. Seine Lieder laufen heute in Endlosschleife, ohne dass das stört. Der Mann ist Brasilianer, ein Superstar in seiner Heimat, und passt perfekt hierher ins Örtchen Farol auf der Insel Culatra vor der Küste der Algarve. Weil die insgesamt fünf Eilande hier so aussehen, als hätte es aus Versehen einen Zipfel aus dem Nordosten Brasiliens vor Europas Südwestküste geweht.

Es sind Inseln aus Sand, aus Dünen und Strandhafer, aus kleinen Fischerhäuschen mit kniehoch ummauerten Vorgärten und Hängematten im Hof, ein paar Bars, Restaurants und einem Leuchtturm. Traumhaft schön und ewig übersehen, ganz anders als das nur dreieinhalb Kilometer Luftlinie entfernte Festland, noch völlig untouristisch und in dieser Unberührtheit ganz und gar uneuropäisch.

Nur 14 Einwohner leben ganzjährig in Farol auf der Insel Ilha da Culatra. Es sind die Leuchtturmwärter und deren Familienangehörige. Der Nachbarort Culatra, er heißt wie die Insel, ist rund tausend Einwohner stark, und fast alle von ihnen sind Fischer oder Muschelfarmer. Ein paar verkaufen Eis, mixen Drinks, grillen Doraden, Makrelen oder auch Gambas über offenem Feuer.

Wenn es dunkel wird, sind die meisten Tagesbesucher mit der letzten Fähre bereits wieder abgefahren, tuckern dreißig Minuten durch die stark den Gezeiten ausgesetzte Lagune zurück nach Olhão gleich gegenüber und gehen dort nur ein paar Schritte vom neuen Yachthafen wieder von Bord. Die, die bleiben und Stunden später ein Bootstaxi für 25 Euro nehmen, können sich derweil ganz und gar wie Brasilianer fühlen. João Gilberto hat in seinen Boxen derweil offenbar Besuch bekommen und musiziert jetzt im Wechsel mit Antonio Carlos Jobim, Sergio Mendes und Caetano Veloso. Alles sehr brasilianisch. Und doch portugiesisch.

Bislang gibt es weder eine Pension noch ein Hotel auf Culatra, auch nicht auf der Nachbarinsel Armona und nicht auf Derserta und den beiden kleineren Nachbar-Eilanden. Die Fischer waren immer dagegen. Dann ginge die Ruhe verloren, es würde zu viel Andrang bedeuten, das Leben verändern. Wie gut, dass sie sich durchgesetzt haben.

Zwei Möglichkeiten gibt es, die Inseln zu entdecken. Besucher können in Olhão im Hotel „Real“ in Sichtweite einchecken und tageweise mit Fähre oder Wassertaxi hinüberpendeln. Oder eines der eingeschossigen Ferienhäuschen mieten, die es vor allem in Farol gibt. Sie gehören meist Festland-Portugiesen, die dort meist nur ein paar Sommerwochen verbringen. Obwohl es an der Algarve ganzjährig milde ist und im Winter mehr Mitteleuropäer kommen als im Sommer.

Warum eigentlich nicht gleich nach Brasilien? Weil der Flug an die Algarve mindestens sieben Stunden kürzer ist. Und weil es der neun Kilometer lange Atlantik-Strand von Culatra mit jedem Vergleich aufnehmen kann.

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