Die „drey scheenschte Dääg“ im Jahr

Basel · Die Basler Fasnacht ist das größte Faschingsfest der Schweiz. Dann herrscht in der Stadt drei Tage lang Ausnahmezustand. Den Auftakt bildet der „Morgenstreich“ um vier Uhr in der Frühe, bei dem ein großer Umzug mit bunten Laternen durch die Straßen zieht.

 Piccolo-Spieler dürfen bei der Basler Fasnacht nicht fehlen. Foto: Reinhardt Verlag/swiss-image.ch/ Brodhage

Piccolo-Spieler dürfen bei der Basler Fasnacht nicht fehlen. Foto: Reinhardt Verlag/swiss-image.ch/ Brodhage

Foto: Reinhardt Verlag/swiss-image.ch/ Brodhage

Gespannte Ruhe. Tausende warten auf den Vier-Uhr-Schlag der Turmuhr des Basler Münsters. Hunderte Fasnachts-cliquen in fantasievollen Kostümen und Masken harren in Formationen in den engen Gassen der Altstadt auf das Kommando ihres Tambourmajors, des ersten Trommlers.

Jetzt! Schlagartig wird die Straßenbeleuchtung der ganzen Innenstadt abgeschaltet. Das Kommando ertönt: "Morgestraich, vorwärts, Marsch!" Der Vortrupp mit Stecklaternen und der bis zu vier Meter hohen Zuglaterne in Form einer beleuchteten Plakatwand setzt sich langsam in Bewegung. Auf ihr steht das Sujet, ein mit Ironie und Biss behandeltes aktuelles Thema. Es folgen zum Takt der Trommeln die hellen Pfeiftöne der Piccolo-Flöten. So eine Clique kann schon mal über 60 Personen umfassen. Im Dunkeln sehen sie aus wie Glühwürmchen: Jeder trägt auf dem Kopf eine farbige Mini-Laterne, ein "Kopfladäärnli". Zum Rhythmus der Fasnachtsmärsche bewegen sich die Cliquen im Lands-knechtsschritt, 90 Schritte pro Minute durch die dunklen Straßen.

An den Rändern in dichten Reihen die sogenannten Zivilisten: ungeschminkt, ohne Pappnasen und Narrenkappen. Keiner schunkelt, keiner grölt - so sehen es die Spielregeln vor.

Mit dem stimmungsvollen Morgenstreich am Montag nach Aschermittwoch beginnt mit 200 000 Besuchern die größte Schweizer und die einzige protestantische Fasnacht der Welt. Wie für viele Basler sind es auch für Felix Rudolf von Rohr, langjähriger Vorsitzender des Basler Fasnachts-Comités, die "drey scheenschte Dääg" (drei schönsten Tage) im Jahr. Es beteiligen sich über 20 000 Maskenträger in 500 Cliquen. Unüberhörbar mit dabei sind die gut sechzig Guggenmusiken, personenstarke Blasorchester in ausgefallenen Kostümen. Sie haben am Montag wie am Mittwochnachmittag ihren großen Auftritt bei den Umzügen. Eine besonders originelle "Guggemusig" sind die "Glaibasler Schränz Brieder (Kleinbalser Blasbrüder). Ihr imposantes Stammkostüm "Alte Tante" in Pink und Schwarz karikiert eine Biedermeier-Dame aus der Oberschicht mit elegantem Reifrock. Diese pompöse Kostümierung koste jeden Mitspieler etwa 1000 Euro, erklärt in einer Spielpause am Straßenrand Posaunist Michel.

Nicht zu zählen sind die vielen Cliquen der Trommler und Pfeifer. Sie haben ihre individuellen Auftritte am Dienstagabend nach dem Kinderumzug im "Gässle". Während die lauten "Gugge" auf den großen Plätzen Konzerte geben, streifen die Cliquen ohne Plan pfeifend und trommelnd durch die malerischen Altstadtgassen am Spalenberg und Münsterhügel. Für viele der Höhepunkt der Fasnacht.

In der Bäumleingasse pfeifen einige Hexen mit schwarzem breitkrempigem Schlapphut und spitzer weißer Nase einen ihrer 20 Märsche. Sie nennen sich "Le Befane", die guten Hexen . Welche Überraschung, als sie für eine Verschnaufpause ihre Larven, so heißen hier die Masken, abnehmen. Es kommen neben fröhlichen Frauen auch Männer zum Vorschein. Etwa Daniel, ein Software-Entwickler, der seit elf Jahren dabei ist. Oder Astrid, eine Kindergärtnerin, die dem guten Dutzend Hexen jede Woche Piccoloflöten-Unterricht gibt.

In der Nähe liegt der Münsterplatz mit der riesigen Laternen-Ausstellung. Über 200 illuminierte kleine und große Kunstwerke werden vor der Altstadtkulisse aufgebaut. Die Menschen drängen sich durch die Reihen der aufgestellten Plakat-Laternen, diskutieren die im Dialekt aufgezeichneten kritischen Themen aus Politik, Kultur und Gesellschaft und freuen sich an den abwechslungsreichen Pointen und "Versli".

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Auf einen Blick Die Basler Fasnacht beginnt in diesem Jahr am 6. März. Beim Morgenstreich sollten Besucher unbedingt die traditionellen Gerichte Mehlsuppe sowie die Zwiebel- und Käsewähe kosten. Eine Broschüre mit allen Veranstaltungen findet sich auf der Seite des Fasnachts-Comités. red fasnachts-comite.ch/de visitbasel.ch

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