Die blaue Küste Frankreichs

Martigues · Nur 30 Kilometer lang ist die Côte Bleue zwischen Marseille und dem Fischerstädtchen Martigues. Hier machen die Franzosen Urlaub. Es gibt keinen Massentourismus oder große Hotelanlagen. Die kleinen Orte sind ideal für Touren in die Camargue und nach Marseille.

 Malerisch liegen Fischerboote vertäut im Hafen der Kleinstadt Martigues an der Côte Bleue. Foto: Meier

Malerisch liegen Fischerboote vertäut im Hafen der Kleinstadt Martigues an der Côte Bleue. Foto: Meier

Foto: Meier

Steil geht es bergab in La Redonne, in ein paar Haarnadelkurven windet sich die schmale Landstraße hinunter zum Meer: Idyllisch zwischen den Felsenwänden liegen Segelboote und Yachten in dem kleinen Hafen. Ruhig und beschaulich ist es hier, wie überall an der "Blauen Küste" im Westen von Marseille.

Über die Autobahn A 55 kommen die Urlauber schnell vom Flughafen Marseille-Mariagne zu den kleinen Küstenorten Carry, Carro und Sausset-les-Pins. Das Leben, vor allem in der Nachsaison, geht hier einen ruhigen Gang. Nur an den Wochenenden wird es turbulenter. Dann nutzen betuchte Großstädter aus Paris, Marseille und Aix-en-Provence ihre Zweitwohnungen.

Die Côte Bleue ist ein guter Ausgangspunkt für Touren nach Martigues , in die benachbarte Camargue und ins Hinterland der Provence. Martigues an der Schnittstelle zwischen dem Binnensee Étang de Berre und dem Mittelmeer präsentiert sich mit seiner kleinen Altstadt typisch provenzalisch. Leise gluckst das Wasser in den Kanälen zwischen den bunten Hausfassaden des ehemaligen Fischerviertels. "Venedig der Provence" wird Martigues daher auch genannt.

Östlichster Eckpunkt der blauen Küste ist L'Estaque‚ eines der 111 Stadtviertel von Marseille. In das Dorf mit schmalen Gassen und Stiegen zieht es vor allem Kunstfreunde. Zwischen 1860 und 1920 war das damals beschauliche L'Estaque einer der Lieblingsorte der französischen Maler. Dutzende berühmte Künstler, darunter Paul Cezanne und Georges Braque, fanden Motive für ihre Gemälde am Strand und in den Gassen. Ein gekennzeichneter Rundweg führt vom Yachthafen aus zu sieben Stationen, an denen sich das Wirken der Maler auch heutzutage nachvollziehen lässt.

Auf den Spuren van Goghs

Eine Tagestour ist die Fahrt von der blauen Küste über Martigues , Fos-sur-Mer und Port-St.-Louis entlang der Rhone nach Arles auf den Spuren von Vincent van Gogh . Der Holländer lebte ab 1888 in der Römerstadt und schuf in 15 Monaten über 300 Gemälde und Zeichnungen. Das Licht der Provence, Mohnfelder, wehendes Getreide im Mistralwind, Sonnenblumen und die Brücke von Langlois am südlichen Stadtrand von Arles inspirierten den Impressionisten zu seinen bekanntesten Werken. Zu seinen Ehren wurde die Brücke von Langlois zur "Pont van Gogh" umbenannt. Die dunkle Klappbrücke ist inzwischen ein viel besuchtes Ziel für Touristen aus aller Welt geworden. Mit etwas Fantasie kann man sich in Arles noch die Originalmotive wie die nächtliche Caféterrasse am Place du Forum und den Garten des Hôtel Dieu vorstellen, nach denen van Gogh seine berühmten Kunstwerke malte.

Wer in der Provence ein Werk van Goghs bewundern will, der muss sich nach Avignon aufmachen: In der kleinen Privatsammlung des Musée Angladon, versteckt in einem noblen Patrizierhaus, wird das Gemälde "Eisenbahnwaggons" gezeigt - es ist das einzige Original des Malers in der Provence.

Malerisch und vielfältig erscheint die Natur in der benachbarten Camargue - Sumpflandschaften, unberührte kilometerlange Dünen, Salzbecken bei Salin-de-Giraud und weite Reisfelder wechseln im Delta der Rhone einander ab. Im Gegensatz zu der stillen Landschaft der Camargue enttäuscht Saintes-Maries-de-la-Mer: In den schmalen Gassen an der romanischen Wallfahrtskirche aus dem 12. Jahrhundert drängeln sich die Tagestouristen vorbei an Souvenirshops und Textilläden, in denen neben Stoffen aus der Provence auch Cowboyhüte und Westernstiefel feilgeboten werden. Die Läden vermarkten damit die sogenannten Gardians, die "Cowboys der Camargue".

Am 24. und 25. Mai feiert Saintes-Maries-de-la-Mer sein größtes Fest mit der Zigeunerwallfahrt, bei der die Statue der heiligen Sara aus der Wallfahrtskirche in einer großen Prozession feierlich ans Ufer getragen wird. Dort wird die Figur mit Meerwasser benetzt. In der Krypta der Wallfahrtskirche ist die Statue der Schutzpatronin der Zigeuner zu sehen, beschienen wird sie vom flackernden Licht hunderter Kerzen.

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Auf einen Blick Wer Marseille besucht, sollte auch Notre-Dame de la Garde gesehen haben. Von oben bieten sich Ausblicke auf das Gassengewirr der Altstadt, auf den alten Hafen Vieux Port und die Festungsinsel Château d'If, bekannt aus dem Roman "Der Graf von Monte Christo". bfm de.france.fr/de/ sehenswert/marseille

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