Das sagenumwobene Eiland

Island · Zahlreiche Sagen ranken sich um die Vulkaninsel, die sogar mit einer Elfenbeauftragten aufwarten kann. Touristen können die Geschichte der Insel auf den Spuren der Figuren aus der isländischen Sagenwelt erkunden.

 An der Küste vor Arnarstapi hat das Meer den Lochbogen Gatklettur in den Fels gefressen. Foto: Linz

An der Küste vor Arnarstapi hat das Meer den Lochbogen Gatklettur in den Fels gefressen. Foto: Linz

Foto: Linz

Zwei Eruptionen brachten Island in den letzten Jahren in die Schlagzeilen: der Bankencrash und die riesige Aschewolke des Vulkans "Eyjafjallajökull". Kopfschütteln löste eine weitere Meldung aus: Im Land der Trolle und Zwerge gibt es eine Elfenbeauftragte. Sie kümmert sich um den Schutz der Naturgeister bei Baumaßnahmen. Arthur Bollason, ein bekannter isländischer Journalist und Übersetzer, zitiert dazu schmunzelnd Islands Literaturnobelpreisträger Halldor Laxness: "Die Isländer lieben es, aus ihrem Dasein Fabeln zu machen!" Der 64-jährige Bollason ist ein exzellenter Erzähler. Von ihm als Reiseführer hört man viele gute Geschichten, vor allem die alten Sagen der Insel. Schließlich leitete er einige Jahre das isländische Saga-Zentrum.

Nicht nur die Isländer lieben ihre Vulkaninsel. Das Land verzeichnet einen Tourismusboom. 2013 kamen fast 700 000 Besucher, mehr als doppelt so viele, wie es Einwohner gibt. Das Land am Polarkreis überwältigt nicht nur zur Zeit der hellen Mitsommernächte mit seiner kontrastreichen Naturbühne: mächtige Wasserfälle, karge Hochlandöde, bunte Häuschen an steilen Fjordflanken, blubbernde Schwefelquellen und zischende Geysire, auf grünen Weiden Hunderte von Schafen und Pferden.

Arthur Bollasons Lieblingsregion ist Snæfellsness, die langgestreckte Halbinsel im Westen, nur zwei Autostunden von der Hauptstadt Reykjavík entfernt. Er bedauert, dass nur ein Bruchteil der Touristen diese so abwechslungsreiche Landschaft besucht. Schließlich gilt Snæfellsness als Island in Miniatur.

Hauptort im Nordosten der Halbinsel ist Stykkishólmur. Das Fischerdorf mit 1100 Einwohnern verbreitet mit seinen farbenfrohen historischen Häusern rund um den geschützten Naturhafen eine heimelige Atmosphäre. Mit dem Ausflugsschiff "Baldur" geht es hinaus auf den Breidafjord. Kapitän Sigmar Logi Vinriksson kommt aus einer Seefahrerfamilie. Er kennt die Untiefen des mit Hunderten von Inseln, Schären und Felsen übersäten Fjords. Sigmar ist hoch konzentriert, wenn er beängstigend nah an die steilen Felswände heranfährt. Das Highlight der Fahrt beginnt mit einem Maschinenstopp. Ratternd wird das Schleppnetz hochgehievt, die Jakobsmuscheln werden aussortiert, geöffnet und ganz frisch serviert: mit Sojasoße, Wasabi und Ingwer. Man schmeckt auf der Zunge noch das Salzwasser - pikant! Dazu ein Glas trockener Weißwein. Als wir den sagenumwobenen Gletschervulkan Snæfellsjökull - zu Deutsch "Schneeberggletscher" - umrunden, hat Arthur Bollason prompt eine gruselige Saga auf Lager. Sie handelt von Bárður Snæfellsás, einem der ersten Siedler der Region. Viel stärker und größer als alle anderen, da Troll-Blut in seinen Adern floss. Weil die Neffen nicht auf seine Tochter aufgepasst hatten, warf er sie wütend in eine Schlucht, die sich von dem Blut rot färbte. Danach verschwand Bárður für immer unter der Eiskappe des Snæfellsjökull. Mit sichtbarem Vergnügen erzählt Bollason die grausige Geschichte .

Prompt begegnen wir Bárður bei dem malerischen Fischerdorf Arnarstapi. Hier hat, über der Küste weithin sichtbar, der Bildhauer Ragnar Kjartansson eine riesige furchterregende Statue aus schwarzen Lavasteinen aufgeschichtet. An der Steilküste sind durch die Brandung bizarre Felsformationen entstanden. Ein Hingucker ist neben den Basaltsäulen und Steinbecken der von der Gischt umspülte monumentale Torbogen Gatklettur. Die Begleitmusik: das ohrenbetäubende Geschrei der Dreizehenmöwen und anderer Seevögel.

Ein halbe Autostunde weiter östlich erreicht man neben dem eindrucksvollen Wasserfall Gullfoss - er rauscht in eine 70 Meter tiefe Schlucht - die berühmten Geysire im Heißwassertal Haukadalur. Der Geysir "Strokkur", auf Deutsch: Butterfass, spult verlässlich sein Programm ab: Alle paar Minuten bildet sich eine mit Dampf gefüllte Wasserglocke, aus der dann explosionsartig das gut 60 Grad heiße Wasser zehn bis 20 Meter in die Höhe schießt. Nach ein paar Sekunden ist der Spuk vorbei.

Wie immer die Geschichten ausgehen, ob das Island-Tief kommt oder nicht - man fühlt sich wohl auf der Insel. Ob das an den Elfen liegt?

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