Das große Rauschen

Livingstone · Niagara, Iguazú, Victoria-Fälle: Wasserfälle sind außergewöhnliche Schauspiele der Natur. Auch wenn sie nicht immer einfach zu erreichen sind, locken sie in jedem Jahr Millionen Besucher an.

 Auf einem Ausflugsboot nahe der Niagara-Fälle müssen sich Besucher immer darauf einstellen, nass zu werden. Foto: Christian Röwekamp

Auf einem Ausflugsboot nahe der Niagara-Fälle müssen sich Besucher immer darauf einstellen, nass zu werden. Foto: Christian Röwekamp

Foto: Christian Röwekamp
 Die Angel-Wasserfälle in Venezuela sind nur schwer zugänglich. Foto: Manrique/ Botschaft Venez.

Die Angel-Wasserfälle in Venezuela sind nur schwer zugänglich. Foto: Manrique/ Botschaft Venez.

Foto: Manrique/ Botschaft Venez.

Wasserfälle gehören spätestens seit der Romantik zum Ideal einer traumhaften Landschaft, auf Gemälden ebenso wie im Film. Und auch Reisende zieht es zu den Kaskaden und turmhohen Wasserschleiern, die oft zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten eines Landes gehören. Allerdings sind hierbei nicht die Höchsten die Begehrtesten. Berühmt sind vor allem breite Fälle, über die sich ungeheure Wassermassen wälzen.

Die Niagara-Fälle auf der Grenze zwischen den USA und Kanada gehören beispielsweise zu den bekanntesten Wasserfällen der Welt. Mit 52 Metern freier Sturztiefe sind sie nicht besonders hoch - aber wegen ihre breiten Abbruchkante überaus imposant und zudem leicht zu besuchen. Die Niagara-Fälle stehen meist auf dem Besuchsprogramm einer Rundreise durch Nordamerika und können sowohl von amerikanischer als auch kanadischer Seite besichtigt werden. Ein Rundweg durch Tunnel führt hinter einem Teil der Fälle vorbei. Auch vom Boot aus sehen die Wassermassen spektakulär aus. Wer einmal im Leben einen großartigen Wasserfall sehen möchte: So leicht wie bei den Niagara-Fällen lässt sich das Naturspektakel nirgendwo besuchen.

Die tropisch begrünten Kaskaden der rund 20 großen Iguazú-Wasserfälle mit ihren Nebenfällen befinden sich in Argentinien und Brasilien. Sie sehen aus wie aus einem Land vor unserer Zeit. Man könnte sich leicht Flugsaurier vorstellen, die über die Fälle gleiten. Die Unesco-Welterbe-Sehenswürdigkeit lässt sich sowohl von argentinischer als auch brasilianischer Seite besichtigen, sie ist die größte Touristenattraktion der Grenzregion. Ein Fußweg führt bis zum kreisförmigen Teufelsschlund, dem Garganta del Diablo, wo Besucher der Kraft der Wassermassen besonders deutlich spüren. Über die Gischt spannt sich meist ein Regenbogen. Reisende können im brasilianischen Foz do Iguacu oder im argentinischen Puerto Iguazú übernachten. Die Infrastruktur rund um den Nationalpark ist gut ausgebaut.

Über die Victoria-Fälle, die sich über Sambia und Simbabwe erstrecken, stürzt der Sambesi auf einer Abbruchkante von 1700 Metern in eine 108 Meter tiefe Schlucht. Gemessen an seiner Höhe und Breite entsteht dort in der Regenzeit der größte Wasservorhang der Erde. Ein Rundweg führt auf der anderen Seite der Fälle vorbei. Doch Vorsicht: Dort kann die Gischt wie eine Dusche auf den Besucher niederregnen. Kameras und andere technische Geräte müssen mit einem Wasserschutz versehen werden. Die Victoria-Fälle werden in der Regel auf einer Rundreise durch das südliche Afrika besucht. In Livingstone in Sambia und dem Ort Victoria Falls in Simbabwe gibt es gute, teilweise jedoch teure Unterkünfte.

Die Angel-Wasserfälle in Venezuela sind nach dem amerikanischen Piloten James Angel benannt. Als Angel 1933 über den Dschungel Venezuelas flog, sah er unter sich einen Fluss von einem Tafelberg in eine Schlucht stürzen, so tief, dass das Wasser in gigantischen Sprühregen zerstoben wurde. Der Wasserfall gilt als der höchste der Erde. Er besteht aus mehreren Stufen, die höchste misst 807 Meter. Um den Wasserfall im abgelegenen Südosten Venezuelas zu sehen, müssen Besucher zunächst zum Canaima Camp im gleichnamigen Nationalpark fliegen. Dort starten die Bootstouren zu den Fällen.

Wesentlich einfacher gelangen Reisende zu den Tugela- Wasserfällen in den Drakensbergen in der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal. Zwei Wanderwege führen von einem Parkplatz zu den insgesamt 948 Meter hohen Fällen, die aus fünf Kaskaden bestehen. Besonders beeindruckend ist die Wanderung auf die Mont-Aux-Sources und von dort weiter auf das Plateau zur Abbruchkante. Besucher bekommen einen sehr hohen, aber dünnen Wasserfall geboten. In Trockenzeiten verschwindet er manchmal vollständig. In Regenzeiten ist der Wasserfall dagegen schon von der Haupstraße des Royal Natal Nationalparks aus zu sehen.

Der höchste Wasserfall Europas ist zugleich einer der beeindruckendsten weltweit: der Vinnufallet in Norwegen. Das Schmelzwasser des Vinnu-Gletschers rauscht durch eine Spalte hoch oben in der Felswand insgesamt 865 Meter in die Tiefe. Die höchste Stufe misst 730 Meter. Nach ihrem Aufprall verästeln sich die Wassermassen in einem bis zu 152 Meter breiten Schleier. Der Vinnufallet (auch Vinnufossen genannt) ist leicht zu erreichen, er liegt nahe des Dorfs Sunndalsøra. Autofahrer sehen ihn sogar von der Straße RV 70 durch Sunndal.

Die Yosemite Falls in den USA sind zwar nicht so bekannt wie die Niagara-Fälle, aber sie sind mit einer Höhe von 739 Metern um einiges höher. Sie sind für USA-Reisende relativ einfach zu erreichen. Der Yosemite National Park ist nämlich ohnehin eines der beliebtesten Ausflugsziele in Amerikas Westen. Entsprechend gut sind Anreise und Infrastruktur. Im Hochsommer führt der Fluss allerdings häufig kaum Wasser, das Spektakel fällt dann dementsprechend dürftig aus. Der National Park Service gibt an, dass der Mai die wasserreichste Zeit ist. Eine Wanderung, für die Reisende einen ganzen Tag einplanen sollten, führt zur oberen Kante der Fälle.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort