Auf den Spuren Shakespeares

London · London ist eine Metropole mit vielen Gesichtern. Sogar die geheimnisvolle Fachwerkstadt, in der William Shakespeare einst seine Dramen schrieb, kann der Tourist noch wiederentdecken.

 Im Globe Theatre erlebt man die Stücke von Shakespeare hautnah. Schon früher ging es hier laut zur Sache. Foto: Shakespeare's Globe/Harlan

Im Globe Theatre erlebt man die Stücke von Shakespeare hautnah. Schon früher ging es hier laut zur Sache. Foto: Shakespeare's Globe/Harlan

Foto: Shakespeare's Globe/Harlan

Kein einziges seiner Stücke hat William Shakespeare (1564-1616) in London angesiedelt. Die meisten spielen in Italien, für das er offenbar eine besondere Vorliebe hatte. Gleichwohl hat er in London sein gesamtes Berufsleben verbracht. Und noch immer kann man dort auf den Spuren des Dramatikers wandeln, der vor genau 400 Jahren, am 23. April 1616, gestorben ist.

Im Globe Theatre, in Shakespeares originalgetreu nachgebautem Theater am Südufer der Themse, erlebt man seine Dramen so, wie sie zu seinen Lebzeiten aufgeführt wurden. Nicht als Hochamt des Bildungsbürgertums, sondern als lärmendes Spektakel für alle Bevölkerungsschichten. Am besten buchen Besucher einen Stehplatz direkt vor der Bühne. Der ist günstig und man ist näher dran am Geschehen.

Ein weiterer Ort, der an Shakespeare erinnert, ist die Southwark Cathedral: In dieser Kirche wurde am 31. Dezember 1607 Shakespeares Bruder Edmund beigesetzt. Es gilt als sicher, dass auch William hinter dem Sarg einherschritt - in bitterer Kälte. Denn damals war die Welt fest im Griff der sogenannten Kleinen Eiszeit. An jenem 31. Dezember 1607 zum Beispiel war die Themse so dick zugefroren, dass darauf eine ganze Kirmes aufgebaut werden konnte.

Wie auf einer Zeitreise fühlen sich Besucher beim Anblick der Golden Hinde. Am Südufer der Themse kann man sich das rekonstruierte Schiff ansehen, mit dem der Freibeuter Francis Drake um die Welt segelte. Sein Name muss in Shakespeares Zeit ähnlich bekannt gewesen sein wie heute der eines Fußballstars.

Ob der berühmte Dramatiker auch einst über die London Bridge wandelte? Diese Brücke war zu Shakespeares Zeit die längste in ganz Europa - und die einzige feste Verbindung über die Themse, die damals noch viel breiter war. Die alte Brücke stand an derselben Stelle wie die neue, sah aber ganz anders aus: Mehr als 100 Häuser standen dicht an dicht darauf. Das Südende wurde von den aufgespießten Köpfen enthaupteter Verräter geschmückt: Willkommen in London .

Der Tower von London

Der Tower war schon vor 400 Jahren eine Touristenattraktion - wobei ihn damalige Besucher in Betrieb erleben konnten: Jedes Jahr wurden in London mehrere hundert Menschen hingerichtet. Das Risiko eines Ablebens durch Hinrichtung war für einen Zeitgenossen Shakespeares ähnlich hoch wie heute das Risiko eines tödlichen Verkehrsunfalls.

Das Porträt von Königin Elizabeth in der National Portrait Gallery erinnert an die Tudor-Herrschaft zu Shakespeares Zeiten. Und es waren rauen Zeiten: Ihr Vater ließ ihre Mutter köpfen, als sie noch ein Kind war. Ihre Halbschwester warf sie ins Gefängnis und drohte ihr mit dem Henker. Aber dann schließlich bestieg sie doch den Thron: Elizabeth I. In der National Portrait Gallery kann man sich anschauen, wie sie ausgesehen hat - und wie auch Shakespeare sie erlebt hat.

Wie in einer Zeitkapsel ist im Stadtviertel Holborn eine ganze Fachwerk-Häuserzeile aus dem 16. Jahrhundert erhalten geblieben. So sah einst die ganze Stadt aus. Dass davon heute fast nichts mehr übrig ist, liegt hauptsächlich an einem Feuer, das 50 Jahre nach Shakespeares Tod ausbrach.

Unbedingt sehenswert ist auch die Middle Temple Hall: Dieser perfekt erhaltene Saal wurde zwischen 1563 bis 1572 erbaut. Die Leute, die dorthin kamen, wollten sich amüsieren - ob auf Festen oder bei Theateraufführungen . Am 2. Februar 1602 gastierte hier Shakespeares Schauspieltruppe, die "Lord Chamberlain's Men", mit seinem Stück "Was ihr wollt". Die Komödie ist gespickt mit zweideutigen Anspielungen. Wahrscheinlich übernahm auch er selbst eine Rolle.

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 William Shakespeare ist am 23. April vor genau 400 Jahren gestorben. Foto: dpa/Driessen

William Shakespeare ist am 23. April vor genau 400 Jahren gestorben. Foto: dpa/Driessen

Foto: dpa/Driessen

Auf einen Blick Die Vorstellungen vieler Deutscher vom Londoner Wetter sind von Edgar-Wallace-Filmen geprägt. Weder regnet es in der Stadt häufiger als in Deutschland, noch ist es neblig. Für einen Städtetrip eignet sich London das ganze Jahr über. Währung: Ein britisches Pfund kostet 1,27 Euro (Stand April 2016). dpa visitlondon.com

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