2000 Jahre an einem Tag

Porec · Von drei Seiten ist die Altstadt von Porec von blauem Meer umschlossen. Ihre Gebäude erzählen von längst vergangenen Zeiten. Denn dieser Stadt haben Bauherren vieler Kulturen ihren Stempel aufgedrückt.

 Die gesamte Altstadt von Porec gehört seit dem Jahr 1997 zum Unesco-Weltkulturerbe. Foto: ART / Valamar

Die gesamte Altstadt von Porec gehört seit dem Jahr 1997 zum Unesco-Weltkulturerbe. Foto: ART / Valamar

Foto: ART / Valamar

Am frühen Morgen gehört die Altstadt von Porec noch ganz sich selbst. Bei der Kreuzung von Ulica Decumanus und Cardo Maximus, den Hauptstraßen aus römischer Zeit, liegt ein kleiner Platz in schläfriger Ruhe. Nur ein alter Mann füttert bereits auf der angrenzenden Grünfläche die Tauben, während ein paar Frauen auf ihrem Weg zur Kirche vorbeieilen und in der Nähe ein Ladenbesitzer geräuschvoll seine Tür öffnet. Einen halben Tag später ist das Bild ein anderes: An besagtem Platz beschallt ein Restaurant seine Terrasse samt Gästen mit Diskomusik, auf den Bänken des Parks sind freie Plätze rar. Urlauber, die eben noch Sonne und Strand an der kilometerlangen Riviera von Porec genossen haben, bummeln nun ausgehfein durch das historische Zentrum des istrischen Küstenstädtchens.

Auf drei Seiten vom funkelnden Blau der Adria umgeben, verteilen sich die urbanen Schätze des alten Porec auf einer Halbinsel und erzählen von einer wechselvollen Geschichte. Die Römer waren unter den Ersten, die sich hier häuslich einrichteten, angezogen von der Fruchtbarkeit des umgebenden Landes. Ihr bedeutendstes Erbe: das einheitliche Straßenraster, bestehend aus längs und quer verlaufenden Gassen, das die Altstadt bis in die Gegenwart prägt. Auf die Römer folgten Germanen, Ostgoten, Byzantiner, Slawen, Langobarden, Franken und Venezianer. Wundervolle Paläste entstanden unter der Herrschaft der Serenissima, aber auch diese Zeit ging vorbei. Porec kam unter Napoleon zu Frankreich, gehörte später zu Österreich-Ungarn, Italien, Jugoslawien und am Ende zweier stürmischer Jahrtausende schließlich zu Kroatien.

In Porec treffen auf engstem Raum Reste antiker Tempel auf Bauten im gotischen Stil und bilden eine wertvolle Einheit. Mittendrin verläuft die Decumanus-Straße, eine schmale Längsachse, gepflastert mit alten Steinen und auf beiden Seiten gesäumt von einer dichten Folge Häuser, die nur für die abgehenden Nebengassen ein Stück weit zur Seite rücken.

Fast unbemerkt liegt da abseits der Hauptstraße, eingezwängt zwischen Hausfassaden, der Eingang zur Euphrasius-Basilika, die mit Bischofspalast, Taufkapelle und Glockenturm ein einmaliges Architekturensemble stellt. Im kühlen Innern der fast 1500 Jahre alten Kirche regiert friedvolle Stille. Das Mittelschiff öffnet sich über elegante Arkadenreihen zu den Seitenschiffen, seine Wände werden von schlanken Marmorsäulen getragen. Alles wirkt schlicht, so dass sich die Aufmerksamkeit ganz auf die goldene, von Mosaiksteinchen über-säte Apsis, die den Kirchenraum vorne abschließt, richtet.

Auf dem Decumanus setzt sich indes der Strom der Flanierenden ungebremst fort. Wer nicht zur Inselspitze will, schlendert in entgegengesetzter Richtung zum Platz Trg Slobode, an dem die Altstadt endet. Von hier ist es nicht weit zur Obala, jenem schönen Uferweg, der den alten Stadtkern umrundet. Vorbei an hohen mittelalterlichen Festungsmauern, auf denen sich Möwen im Abendlicht sonnen, und an Anglern, die ihre Rute geduldig ins Wasser des Mittelmeers halten. Auf der anderen Seite der Halbinsel angekommen, setzt die Promenade ihren Rückweg als mit Palmen bestandenes Ufer fort. Belebt von Restaurants, die zu Fisch und istrischen Weinen den Meerblick gratis servieren.

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Auf einen BlickDer größte und bekannteste Teil Istriens gehört zur Republik Kroatien, der Rest zu Slowenien und Italien. Istrien ist die größte Halbinsel der Adria. An ihrer Westseite liegt das Küstenstädtchen Porec. Weitere Infos gibt es beim Tourismusverband von Istrien, Telefon: (0 03 85) 0 52 45 27 97. samistra.hr

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