Die Welt mit den Augen der Diebe sehen Schutz gegen Einbrecher: Einfache Maßnahmen können die eigene Sicherheit verbessern

Service | Saarbrücken · Herbst und Winter sind zwar eine gute Zeit für Einbrecher. Aber man kann den Dieben die Arbeit trotzdem schwer machen. Egal ob Hauseigentümer oder Mieter einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus – man kann etwas gegen Einbrecher tun. Dazu unser Rechts-Tipp.

 Ein Mann demonstriert in einer Beratungsstelle der Polizei, wie sich ein Fenster mit einem Schraubenzieher öffnen lässt. Gestelltes Symbolfoto.

Ein Mann demonstriert in einer Beratungsstelle der Polizei, wie sich ein Fenster mit einem Schraubenzieher öffnen lässt. Gestelltes Symbolfoto.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Jeder Einbruch in ein Haus oder eine Wohnung ist für die Betroffenen eine traumatische Erfahrung. Der Schock sitzt tief. Schließlich waren Menschen im persönlichen Lebensraum und haben dort herumgewühlt. Wertvolle Dinge wurden gestohlen oder kaputt gemacht. Das zerstört Vertrauen und beeinträchtigt das Gefühl der Sicherheit in den eigenen vier Wänden. Es macht Angst. Aber diese Angst sollte nicht lähmen oder dazu führen, dass man falschen Propheten hinterherläuft. Sie sollte positiv genutzt werden, um sich zu informieren und mit dem neuen Wissen den Einbrechern deren Arbeit schwerer zu machen.

Dabei kann es auch helfen, wenn man Einbrechern einmal zuhört, wenn sie über ihr Tun berichten. So lässt sich viel lernen. Beispielsweise aus einem längere Zeit zurückliegenden Strafprozess gegen eine Einbrecherbande am Landgericht Saarbrücken. Dort konnte man die vertraute Welt im Saarland mit anderen Augen sehen -  mit den Augen eines Einbrechers auf der Suche nach Beute. Konkret ging es damals um Profi-Einbecher aus einer professionell organisierten Bande. Dort gab es Männer für Logistik, Planung und Koordination von Tat und Beuteverwertung. Es gab Mitglieder die als Team die Einbrüche übernahmen und andere, die sich um den Transport der Männer, der Beute oder um die Verwertung des Diebesgutes kümmerten. Jeder wusste, was er zu tun und zu lassen hatte.

Der typische Einbruch lief so ab: Zunächst einmal wurde das mögliche Tatobjekt ausgesucht. Dabei gab es aus Sicht der Einbrecher "gute Häuser" und für ihre Belange "schlechte Häuser". Aber was ist ein gutes Haus für Einbrecher? Die Antwort eines Angeklagten: Ein Einfamilienhaus mittleren Alters, allein stehend, uneinsehbar umrahmt von hohen Hecken mit einem deutschen Auto der gehobenen Mittelklasse vor der Tür. Solche und ähnlich Objekte wurden dann näher unter die Lupe genommen.

Beispielsweise so: Jemand klingelte an der Haustür, fragte nach irgendetwas (Nachbar, Arzt, Apotheke) oder bat um ein Glas Wasser. Und während der Wohnungsinhaber nach Antwort oder Wasser suchte, wurde von dem oder der Hilfesuchenden die genaue Lage vor Ort abgeklärt. Eine gewisse Zeit später - wenn wahrscheinlich niemand zu Hause war - rücken die eigentlichen Einbrecher an. Sie waren bei der konkreten Bande in der Regel zu Dritt. Einer wartete abseits im Auto. Einer (der Späher) ging zu dem Haus und klingelte. Wenn niemand da war, rief der Späher den zweiten Mann. Beide gingen hinter das Haus. Dort hebelten sie die Terrassentür, die Kellertür oder ein Fenster auf. Im Extremfall machten sie ein kleines Loch in eine Scheibe oder schlugen sie ein, griffen durch das Loch und öffneten Tür oder Fenster. In dem Anwesen suchten die Einbrecher in erster Linie Bargeld, Schmuck und wertvolle Elektrogeräte, packten die Beute in einen vor Ort entwendeten Kissenbezug und suchten das Weite. Das alles ging sehr schnell. Sobald das Risiko der Entdeckung zu hoch war, wurde die Tat abgebrochen.

Aber wann war das Risiko zu hoch - oder mit anderen Worten: Was ist ein schlechtes Haus für Einbrecher. Hier die Antworten: Alles, was die Einbrecher stören oder ihr Risiko erhöhen kann, nützt dem Wohnungs- oder Hausinhaber. Besonders schädlich für Einbrecher bereits beim Ausspähen der möglichen Tatobjekte ist eine aufmerksame, lebhafte Nachbarschaft. Diese Nachbarn fragen Ortsfremde beispielsweise schon auf der Straße: Kann ich Ihnen helfen? Zu wem möchten Sie denn? Das ist ein klares Signal: Wir sind da und passen auf. Öffentlichkeit ist überhaupt ein wichtiger Punkt. Hierbei ist auch eine offene Gartengestaltung mit freiem Blick auf alle Seiten eines Hauses hilfreich. Dann sieht der Nachbar zwar unter Umständen im Sommer, was man beim Grillabend auf dem Rost liegen hat - aber er sieht im Herbst auch die Einbrecher auf der Rückseite des Hauses.

Bei einem rundum mit meterhohen immergrünen Hecken umzäunten Einfamilienhaus sieht niemand in den Garten. Also kann im Fall eines Falles auch niemand helfen. Hier kommt es darauf an, was man will. Möglichst viel uneinsehbare und ruhige Privatsphäre - oder eine gewisse optische Offenheit zu den wachsamen Nachbarn.  Ähnlich ist es auch bei einem anderen Mittel der Abschreckung gegen Einbrecher. Sehr effektiv sind nämlich Hunde, die ihren eigenen Garten und die der angrenzenden Nachbarn im Auge behalten. Eine solche lebende Alarmanlage ist kaum kalkulierbar, insbesondere dann nicht, wenn Frauchen oder Herrchen regelmäßig nachsehen, warum der Hund gerade so laut bellt. Ein solches Umfeld macht es Einbrechern schwer. Niemand von ihnen steht gern auf dem Präsentierteller.

Einen wirksamen Schutz gegen Einbrecher können auch ganz einfache Maßnahmen bieten, die keinen Cent und nur etwas Mühe und Aufmerksamkeit kosten. Das fängt beispielsweise damit an, dass man Fenster und Türen beim Weggehen nicht gekippt lassen sollte. Motto: Gekippte Fenster sind offene Fenster. Außerdem sollten Abschlusstüren beim Weggehen auch wirklich abgeschlossen und nicht nur zugezogen werden. Schließlich heißen sie ja Abschlusstüren. Und bitte immer auch an die Tür zur Terrasse oder zum Keller denken. Oder an die Leiter am Kirchbaum im Garten, die aus dem gekippten Fenster in der ersten Etage einen mühelos erreichbaren Eingang ins Haus macht.

  Vieles ist möglich, wenn man sich die möglichen Risiken klar macht und dann reduziert. Dazu können auch diverse technische  Maßnahmen beitragen. Sie reichen von kostengünstig bis teuer. Kleine Schlösser an Tür- und Fenstergriffen sind beispielsweise eine relativ kostengünstige Sache. Es gibt auch bestimmte Fenster, Türen oder Rollläden mit speziellem Schutz gegen Einbruch. Das wird teurer. Aber diese technischen Maßnahmen sind ein weites Feld, auf dem eine konkrete Beratung rund um die eigenen vier Wände vor Ort sinnvoll ist. Dabei hilft die Polizei gerne. Sie macht nach Terminabsprache sogar Hausbesuche, um die eigenen vier Wände der Menschen sicher zu machen. Denn jeder Einbruch, der nicht passiert, macht das Leben der unbescholtenen Bürgerinnen und Bürger sicherer und damit besser.

Mehr Infos zum Schutz vor Einbrechern bietet eine spezielle Seite der Polizei im Internet unter: Mehr Infos zum Schutz vor Einbrechern bietet eine spezielle Seite der Polizei in Kooperation mit der Wirtschaft im Internet.

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