Lebensgefahr: Mann sticht anderen Kunden im Supermarkt nieder

Saarbrücken · Wegen versuchten Totschlags musste sich ein 45-Jähriger vor dem Landgericht verantworten. Er hatte beim Einkaufen einem anderen Kunden ohne Grund mit einem Messer in den Hals gestochen.

 Symbolfoto

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Foto: Arne Dedert (dpa)

Nach der blutigen Messerattacke auf einen Kunden in einem Saarbrücker Supermarkt hat das Landgericht einen 45-Jährigen auf unbestimmte Dauer in die geschlossene forensische Psychiatrie eingewiesen. Dort soll der bislang nicht vorbestrafte und psychisch schwer kranke Saarländer so lange bleiben, wie er als gefährlich für die Allgemeinheit gilt. Wie lange dies so sein wird, ist ungewiss.

Nach Feststellung einer Gutachterin leidet der 45-Jährige zumindest seit 2012 an paranoid halluzinatorischer Schizophrenie. Das ist eine Dauererkrankung mit Wahnvorstellungen, in der Betroffene zeitweise in einer völlig anderen Welt leben und entsprechend agieren. In diesem Zustand sind sie für ihr Tun meist nicht verantwortlich und bei einer Straftat schuldunfähig im Sinne des Strafrechts. Die Betroffenen müssen aber nicht automatisch gefährlich für sich oder andere sein. Manchmal zeigen sie lediglich Verhaltenswiese, die andere als ungewöhnlich oder skurril empfinden. Manchmal ziehen sie sich auch einfach zurück.

So etwas gab es wohl auch im Leben des Beschuldigten. Er hatte sein Abitur gemacht und ein Physik-Studium angefangen. Ob er das Studium zu Ende gebracht hat, sei nach seiner Biografie unklar, so die Gutachterin weiter. Irgendwo sei da ein Bruch passiert, der bis heute fortwirkt. Jedenfalls sei der Mann im Jahr 2012 zumindest zwei Mal in stationärer Behandlung wegen psychischer Probleme gewesen. Beide Male habe er die Behandlungen abgebrochen und die Klinik verlassen. Es habe jeweils keinen Grund gegeben, ihn zurückzuhalten. Der Mann sei immer ruhig und friedlich gewesen, habe sich eher von anderen Menschen zurückgezogen. Als gefährlich sei er nicht angesehen worden.
Was genau in seinem Innern vorgeht und was ihn letztlich zu der Bluttat in Saarbrücken getrieben hat, das blieb unklar. Der Betroffene sagt dazu praktisch nichts. Es gibt lediglich einzelne Punkte, die entsprechende Rückschlüsse ermöglichen. Danach leidet der Mann offenbar in erster Linie an akustischen Halluzinationen, hört wohl Stimmen. Zudem leidet er unter Schlafstörungen und wohl auch Angstzuständen und Schuldgefühlen. So lange er die ärztlich verordneten Medikamente nimmt, scheint er sein Leben im Griff zu haben. Aber dann fühlt er sich gut und nimmt die Tabletten nicht mehr.

So soll es auch wenige Tage vor der Tat gewesen sein. Parallel zum Absetzen seiner Medikamente habe der Mann immer mehr Alkohol getrunken und Schlaftabletten genommen. Damit - so die Gutachterin - habe er wohl die Symptome seiner Krankheit eindämmen wollen. Das sei nicht ungewöhnlich. Viele Kranke würden versuchen sich selbst zu therapieren. Mit Alkohol - bei dem 45-Jährigen waren es drei bis vier Flaschen Wein am Tag - und irgendwelchen Pillen wollten sie sich beruhigen.

Aber im Falle des 45-Jährigen klappte dies offenbar nicht. Und am Abend des 20. September ging er in einem Saarbrücker Supermarkt einkaufen - unter anderem eine Flasche Rotwein. In dem Geschäft griff er zum Messer und stach einem anderen Kunden , den er nie zuvor gesehen hatte, ohne ersichtlichen Grund in den Hals. Die Klinge verfehlte die Halschlagader nur ganz knapp. Mit dem blutigen Messer in der Hand ging der Mann durch den Supermarkt, machte Wischbewegungen in Richtung anderer Leute. Kunden und Angestellte flüchteten vor die Tür. Zuletzt stand dort dann auch der 45-Jährige neben seinem Einkaufswagen und trank aus der Rotweinflasche. Als er das blutige Messer weglegte, gelang es zwei Passanten ihn zu überwältigen. Und während der Mann mit dem Messer zunächst in Polizeigewahrsam kam, wurde sein Opfer in ein Krankenhaus gebracht und notoperiert. Der Verletzte überlebte. Er hatte am Ende Glück gehabt.

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