Angeblicher Kreditbetrüger sieht sich als ein Opfer der bösen Banken

Saarbrücken · Ein Saarländer wehrt sich gegen seine Verurteilung wegen Kreditbetruges. Er behauptet, zum Opfer der Banken geworden sein. Die Kreditinstitute hätten ihm das Geld regelrecht aufgedrängt. Jetzt habe er sechs Millionen Euro Schulden und solle ins Gefängnis.

Wegen Kreditbetrugs im großen Stil hat das Landgericht einen Saarländer zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Der 52-jährige Geschäftsmann aus Saarbrücken hatte 2005 mit Hilfe gefälschter Unterlagen bundesweit zehn Immobilien für mehr als zwei Millionen Euro gekauft.

Finanziert wurde die Einkaufstour zur Zeit der damaligen Immobilienblase durch Kredite bei zehn Banken. Den Kreditinstituten waren zuvor manipulierte Unterlagen über die Werthaltigkeit der Immobilien und über die Zahlungsfähigkeit des 52-Jährigen vorgelegt worden. Auf dem Papier sahen die Geschäfte damit in jener Zeit der scheinbar ständig steigenden Immobilleinpreise sehr gut aus - im wirklichen Leben aber nicht. Da konnte der Angeklagte, der bundesweit noch diverse andere Immobilien besaß, mangels entsprechender Einkünfte ab einem gewissen Punkt die Kredite nicht abbezahlen. Folge: Die zehn Immobilien mussten verwertet oder gar zwangsversteigert werden. Und sie waren - insbesondere wohl auch nach dem Platzen der damaligen Immobilienblase - deutlich weniger wert, als 2005 auf dem Papier bescheinigt. Am Ende blieben die Banken auf offenen Positionen in der Größenordnung von 1,2 Millionen Euro sitzen. Der Saarländer geriet in Privatinsolvenz. Er hat angeblich Schulden in der Größenordnung von sechs Millionen Euro.

Der angeklagte Immobilienkäufer sieht die Verantwortung dafür nicht bei sich selbst. Er und sein Verteidiger machen vielmehr die Banken, Kreditvermittler, Gutachter und Immobilienverkäufer für das Ganze verantwortlich. Sie werfen außerdem den staatlichen Organen vor, in solchen Fällen wegzusehen. Dazu der Anwalt: "Staatsanwaltschaft und Justiz wagen sich an das Bankensystem und das Establishment nicht heran. Sie wollen nicht erkennen, dass die Banken ihre eigenen Kunden betrügen." Einer dieser Betrogenen sei der 52-Jährige. Er habe ganz zu Anfang über einen Finanz- und Immobilienvermittler ganz normal einen kreditfinanzierten Immobilienkauf zur Absicherung im Alter abgewickelt. Deshalb habe dieser Vermittler alle Unterlagen und Daten über das Einkommen des Mannes gehabt. Diese Belege seien von dem Kreditvermittler und anderen offenbar immer wieder benutzt, manipuliert und in ganz Deutschland bei Banken eingereicht worden. Die hätten dann bereitwillig Kredite für irgendwelche Immobilien bewilligt, die niemand von der Bank jemals gesehen habe. Basis seien die Wertgutachten von irgendwelchen Gutachtern gewesen.

Der Verteidiger weiter: Sein Mandant sei im Vorfeld nie vor Ort gewesen, habe sich nie diese Immobilien angesehen. Er habe vielmehr irgendwann grünes Licht für einen unterschriftsreifen Immobilienkauf bekommen. Die Banken seien quasi auf ihn als potenziellen Kunden zugekommen. Und er habe darauf vertraut, das alles in Ordnung sei und unterschreiben. Das sei blauäugig gewesen, gewiss. Aber nicht kriminell, so der Verteidiger.

Das Gericht sah den Fall am Ende des acht Monate langen Prozesses anders. In der umfangreichen Beweisaufnahme hätten sich nicht die Vorwürfe des Angeklagten sondern die Vorwürfe der Anklage bestätigt. Danach sei dem Saarländer erhebliche kriminelle Energie vorzuwerfen. Er habe aktiv, teils mit Hilfe anderer, die Banken getäuscht und über den Tisch gezogen. Dafür müsse er nun gerade stehen und ins Gefängnis. Ob es tatsächlich so weit kommen wird, das bleibt vorerst offen. Der 52-Jährige hat Revision gegen das Urteil eingelegt. wi

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