Juwelier-Geschäft in 90 Sekunden ausgeräumt: Haftstrafe für Einbrecher

Saarbrücken/Saarlouis · Nach dem spektakulären Einbruch bei einem Juwelier in Saarlouis hat das Landgericht einen der Einbrecher zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. Die Ermittlungen gegen seine beiden mutmaßlichen Mittäter laufen noch.

 SymbolbildLocation:Karlsruhe

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Foto: dpa/Uli Deck

Wegen Einbruchsdiebstahls und wegen Beihilfe beim Diebstahl eines Autos hat das Landgericht einen 29-Jährigen zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt.

Der gebürtige Rumäne hat in Spanien bereits mehr als sieben Jahre wegen entsprechender Delikte im Gefängnis gesessen. Außerdem soll er in Belgien an mehreren Einbrüchen bei Juwelieren beteiligt gewesen sein. Vor dem Landgericht Saarbrücken hat er zum Prozessauftakt ein Geständnis abgelegt, wonach er und zwei Bekannte am frühen Morgen des 6. Oktober 2015 das Geschäft in Saarlouis trotz jaulender Alarmanlage ausgeräumt haben.
Er habe die beiden Männer erst wenige Tage zuvor in einem von vielen Rumänen besuchten Lokal in Frankfurt kennen gelernt. Er wisse deshalb nur deren Vornamen. Gemeinsam sei man ins Saarland gefahren. In Saarbrücken hätten die beiden Männer einen BMW gestohlen, während er Schmiere stand. Mit dem Auto seien sie gegen vier Uhr in der Früh zu dem Geschäft in der Innenstadt von Saarlouis gefahren.

Was dann geschah, das wurde von der Videoüberwachung des Juweliergeschäftes aus verschiedenen Perspektiven im Detail aufgezeichnet. Auf den Videos von eher schlechter Qualität ist teils zu sehen, teils zu erahnen, wie der Rollladen vor der Eingangstür aufgehebelt und hochgeschoben wird. Dann rammen und schlagen zwei Männer mehrfach gegen das Sicherheitsglas der Tür. Das Glas splittert und fliegt kurz darauf offenbar als ganzer Einsatz aus dem Rahmen.

Dann steigen die beiden Männer in den Laden ein. Einer ist mehr im Vordergrund. Man sieht seine schemenhafte Gestalt im weißen Overall nebst einer Kopflampe. Was dann kommt, dauert etwa eine Minute: Die Einbrecher schauen rechts, schauen links in die Glasvitrinen. Wenn ihnen etwas gefällt, schlagen sie die jeweilige Vitrine ein, greifen sich den Schmuck und stecken ihn mit Präsentationsträger schubladenweise in einen Sack.

Unterdessen fährt vor der Tür ein Auto vor und bleibt stehen. Der Fahrer steigt aus, stellt sich schützend nach außen vor die Tür. Dann rücken die Männer ab und der Spuk im Laden ist vorbei. Auf den Videos sieht man nur noch das zertrümmerte, ausgeräumte Geschäft. Der ganze Spuk hat rund 90 Sekunden gedauert.
Der Wert der Beute betrug laut Aussage des Juweliers insgesamt 65 000 Euro. Der Mann war nicht versichert. Am Tatort wurden Blutspuren gefunden, die dem Angeklagten zugeordnet werden konnten. Er hatte sich an einer der Schmuckvitrinen verletzt und brachte damit die Ermittler auf seine Spur.

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