Jung und aggressiv: Gewaltausbrüche in Neunkirchen beschäftigen Strafgericht

Saarbrücken/Neunkirchen · Die zwei Männer auf der Anklagebank des Landgerichts sind heute gerade mal 18 und 21 Jahre alt. Sie kennen sich wohl aus früheren Tagen im Jugendknast. Nach einer nächtlichen Serie von Frust- und Aggressionstaten drohen ihnen weitere Jahre hinter Gitter.

Nach dem Raubüberfall auf einen Taxifahrer in Neunkirchen müssen sich zwei 18 und 21 Jahre alte Männer vor dem Landgericht verantworten. Der Staatsanwalt wirft ihnen eine Serie von Straftaten in der Nacht des 30. April 2016 vor. Demnach begann das Ganze gegen 1.17 Uhr bei einem Gerangel mit der Polizei und führte über den Streit mit einem Türsteher nebst Tritt in eine fremde Autotür sowie den Überfall auf den Taxifahrer zu einem versuchten Autodiebstahl gegen fünf Uhr in der Früh. Danach kam die Polizei. Sie kannte den einen Beschuldigten ja bereits von der früheren Rangelei des jungen Mannes mit Beamten zu Beginn der Nacht.

"Wenn ich Alkohol trinke, werde ich aggressiv. Dann will ich Streit." Das sagte der 18 Jahre alte Heranwachsende vor Gericht. Gleichzeitig betonte der junge Mann aber, dass er bei der ersten Sache mit der Polizei eigentlich gar nichts gemacht habe. Ein Bekannter von ihm sei besoffen gewesen und hingefallen. Also habe er dem Kollegen beim Aufstehen helfen wollen. Da sei plötzlich die Polizei gekommen und habe ihn an die Wand gedrückt und fixiert. "Da habe ich mich gewehrt," so der Angeklagte. Denn. "Warum soll ich mich festnehmen lassen, wenn ich nichts gemacht habe." Also habe es ein Gerangel gegeben, bei dem er vielleicht - aber ohne Absicht - in Richtung der Beamten geschlagen habe. Die hätten ihn dann zwar zeitweise festgesetzt, aber wieder laufen lassen.

Den Rest der Nacht zogen der 18-Jährige und sein drei Jahre älterer Mitangeklagter - den er angeblich 2014 im Jugendknast kennen gelernt hatte - durch mehre Kneipen in Neunkirchen. Dazu der 21-Jährige: Aus dem einen Lokal seien sie gegen vier Uhr rausgeflogen. Es habe Stress mit dem Türsteher gegeben, der sein Pfefferspray gegen ihn eingesetzt habe. Dazu der Angeklagte: "Das hat wehgetan. Ich wusste nicht, wohin mit den Schmerzen." Also habe er gegen die Tür eines an der Straße geparkten Autos getreten.

Im Anschluss daran bestellten die beiden jungen Männer ein Taxi. Sie hatten nach eigener Aussage zwar genug Geld in der Tasche, um es zu bezahlen. Aber sie seien sich einig gewesen, dies nicht zu tun und die Zeche zu prellen. Also hätten sie vorgehabt, aus dem Auto zu springen und in zwei Richtungen wegzulaufen, sobald das Taxi anhält. Dann hielt das Taxi an. Und plötzlich schlug der eine Angeklagte auf den Taxifahrer ein. Warum? Antwort des 21-Jährigen: "Keine Ahnung. Ich kann nicht verstehen, warum wir den Taxifahrer ausgeraubt haben." Und auch der jüngere Angeklagte hatte zunächst keine Erklärung dafür: "Er fängt an zu schlagen. Da habe ich halt mitgemacht." Und nach kurzer Überlegung: Wenn er Hochprozentiges getrunken habe und irgendwo ein Streit sei, dann prügele er eben mit.

Der Taxifahrer konnte sich aus dem Auto retten und lief weg. Mit rund 400 Euro Beute machten sich die beiden jungen Männer auf den Nachhause-Weg. Sie suchten ein Fluchtauto. Also versuchten sie ein offenes Auto kurzuschließen. Aber das klappte nicht. Dazu der 18-Jährige: Er habe er mit seinem Handy auf YouTube gesucht, ob es dort Tipps zum Kurzschließen eines Peugeot gibt. Er habe aber nichts gefunden. Also seien sie wieder raus aus dem Auto und zu Fuß nach Hause. Dort habe er dann erfahren, dass die Polizei ihn sucht. Die beiden jungen Männer wurden festgenommen und kamen in Untersuchungshaft. Ihnen drohen nun vor dem Landgericht im Fall einer Verurteilung mehrjährige Haftstrafen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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