Automobilindustrie Autohersteller leiden unter hohen Umsatzeinbrüchen in China

Stuttgart · (np) Den deutschen Autoherstellern drohen durch den Zusammenbruch des chinesischen Absatzmarktes wegen des Coronavirus hohe Umsatzeinbußen. Diese lassen sich nach Einschätzung von Professor. Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management, im Jahresverlauf nicht mehr aufholen.

 Der Volkswagen-Konzern hat in China 33 Standorte. Im Werk im südchinesischen Foshan (Foto) werden im Jahr rund 600 000 Modelle der Marken VW und Audi gebaut. Jetzt bremst das Coronavirus die Produktion.

Der Volkswagen-Konzern hat in China 33 Standorte. Im Werk im südchinesischen Foshan (Foto) werden im Jahr rund 600 000 Modelle der Marken VW und Audi gebaut. Jetzt bremst das Coronavirus die Produktion.

Foto: Volkswagen

Im Februar waren die Autoverkäufe in China um über 90 Prozent eingebrochen. „Wenn das Geschäft im März oder April wieder anspringt, werden sicher unangenehme Einbußen übrig bleiben“, sagte Bratzel der Zeitschrift Auto, Motor und Sport. „Das Minus von 40 Prozent in zwei Monaten könnte einen Rückgang von 30 Prozent im ersten Quartal und ein Minus von mindestens zehn Prozent im Gesamtjahr in China bedeuten.“

Damit werde der chinesische Automarkt das zweite Jahr in Folge zurückgehen. „Schon 2019 schrumpfte der Gesamtmarkt um etwa acht Prozent. 2020 wird es sicher deutlich mehr.“

Dabei könnten die deutschen Premiummarken mit einem blauen Auge davonkommen, weil sie im Vergleich zu Volumenmarken wie VW deutlich weniger Autos in China verkaufen. „Die Premium-Marken Audi, BMW und Daimler können Einbußen im Jahresverlauf vielleicht einfacher ausgleichen, weil ihre absoluten Stückzahlen kleiner sind.“

Anders bei den Massenherstellern. „Je größer die Quote der dorthin exportierten Autos, desto größer auch die Abhängigkeit. Wenn der Markt ins Minus dreht, schlägt das entsprechend auf den Umsatz durch.“ Das treffe besonders Volkswagen. Der Konzern setzte im vergangenen Jahr 4,2 Millionen Autos in China ab. Zusammen mit seinen Joint-Venture-Partnern betreibt die Volkswagen in China 33 Fabriken.

Die Marke VW verkaufte im vergangenen Jahr 38,6 Prozent ihrer Fahrzeuge in China, bei Audi liegt der China-Anteil bei 37,4 Prozent. Auch bei den anderen Premiumherstellern spielt China längst eine wichtige Rolle. BMW setzte 2019 schon 29,6 Prozent aller Fahrzeuge in China ab, Daimler 26,9 Prozent. Dagegen spielt China bei PSA, dem französischen Eigentümer der deutschen Marke Opel, fast keine Rolle: Ganze 3,3 Prozent der Fahrzeuge gehen nach China.

Es kommt hinzu, dass die Autohersteller weltweit von den Lieferengpässen chinesischer Zulieferer als Folge der Corona-Epidemie betroffen sind. Am stärksten trifft es den Volkswagen-Konzern. Nach einer Berechnung des internationalen Marktbeobachters Berylls für Auto, Motor und Sport wird Volkswagen im ersten Quartal 134 800 Fahrzeuge weniger produzieren. Für BMW rechnet Berylls mit einem Produktionsausfall von 23 700 Fahrzeugen, Daimler baut voraussichtlich 16 600 Autos weniger.

Am stärksten von der Unterbrechung der Lieferketten ist nach Volkswagen der amerikanische Autobauer General Motors betroffen. GM muss einen Produktionsausfall von 73 800 Autos verkraften. Das chinesische GM-Joint-Venture SAIC-GM-Wuiling Automobile, das überwiegend Autos der Marke Wuiling vertreibt, wird 65 700 Autos weniger bauen. Es folgen Toyota (63 200), Honda (58 100), Geely (50 200) und Renault-Nissan-Mitsubishi (48 700).

Grund für die Lieferengpässe sind die Produktionsunterbrechungen bei den Automobilunternehmen in Wuhan, dem Zentrum der Corona-Krise. In der gesamten Region werden neun Prozent der Wirtschaftsleistung der chinesischen Autoindustrie produziert. Dort produzieren Automobilbauer wie Dongfeng, Great Wall, VW, Renault und Daimler, aber auch zahlreiche chinesische und westliche Zulieferer, beispielsweise ZF.

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