Automobil Mazda bleibt auch im 101. Jahr mutig

Leverkusen · Die japanische Marke ist für technische Sonderwege bekannt. Jetzt kommt wieder ein Wankelmotor als Stromerzeuger.

 Mazda spendiert seinem Elektroauto MX-30 einen Wankelmotor, der als sogenannter Reichweitenverlängerer während der Fahrt Strom für den Elektromotor erzeugt, wenn die Batterie leer ist.

Mazda spendiert seinem Elektroauto MX-30 einen Wankelmotor, der als sogenannter Reichweitenverlängerer während der Fahrt Strom für den Elektromotor erzeugt, wenn die Batterie leer ist.

Foto: Gundel Jacobi

Die japanische Marke Mazda beging im vergangenen Jahr ihr 100-jähriges Bestehen, allerdings wegen der Corona-Pandemie ohne große Feierlichkeiten. Nun hat Christian Schulze, Leiter Technologieentwicklung im Mazda-Forschungs- und Entwicklungszentrum für Europa in Oberursel, einen Ausblick auf die nähere Zukunft gegeben.

Mazda will nun wieder Wankelmotoren bauen. Der mit diesem Drehkolbenmotor ausgestattete Sportwagen RX-7, der von 1978 bis 2002 in mehreren Generationen vom Band lief, fand über 800 000 Käufer. Unter allen Modellen mit Wankelmotor, die außer von Mazda auch von NSU, Mercedes-Benz, Citroën und sogar von Chevrolet und Lada angeboten wurden, war der RX-7 das mit Abstand erfolgreichste.

Im nachfolgenden RX-8 wurde noch bis 2012 munter weitergewankelt. Jetzt wird Mazda nach fast einem Jahrzehnt Pause der erste Hersteller sein, der die Erfindung des Deutschen Felix Wankel wieder in Serie gehen lässt. Das Triebwerk soll als Reichweitenverlängerer an Bord des Elektroautos MX-30 Strom erzeugen – sparsam und leise in wirtschaftlicher Drehzahl. Noch ferne Zukunftsmusik ist indes ein flottes Wankelmodell mit Wasserstoffantrieb.

Während allenthalben der Dieselmotor auf dem Rückzug scheint und manche Firmen seine Weiterentwicklung eingestellt haben, gibt ihm Mazda eine Chance. Das könnte sich in absehbarer Zeit auszahlen, wenn mit synthetischem Kraftstoff oder Biosprit ein Kohlendioxid-neutraler Betrieb möglich wird. In einem Forschungsprojekt untersucht Mazda derzeit Algenkulturen in Salzwasser, um daraus Dieselkraftstoff zu gewinnen.

Sollte das gelingen, zöge das japanische Unternehmen im Bereich der Entwicklung von Dieselmotoren womöglich an zögerlichen europäischen Herstellern vorbei. Konkret ist ein laufruhiger Reihensechszylinder in Arbeit, der längs in größere Modelle eingebaut werden und die Hinterachse oder alle vier Räder antreiben soll. An Brennverfahren ist neben einem weiter verfeinerten Diesel auch der sogenannte Skyactiv-X-Motor vorgesehen, der Benzin in ähnlicher Art wie ein Dieselmotor verbrennt und deshalb wirtschaftlicher arbeitet. Verbrauch und Abgase könnten durch zusätzliche Elektromotoren an Bord günstig beeinflusst werden.

Nach der Brennstoffzelle befragt, verwies Christian Schulze auf die zehnjährige Entwicklungsarbeit in den 1990er Jahren. Damals hatte Mazda den kleinen Demio und den Minivan Premacy mit Wasserstoffantrieb erprobt. „Wir haben das Projekt nicht weiterverfolgt, weil die Brennstoffzelle technisch nicht ausgereift war.“

 1991 präsentierte Mazda die Studie HR-X1 mit einem wasserstoffbetriebenen Wankelmotor.

1991 präsentierte Mazda die Studie HR-X1 mit einem wasserstoffbetriebenen Wankelmotor.

Foto: Mazda
 Das bis heute meistverkaufte Auto mit Wankelmotor war der von 1978 bis 2002 gebaute Mazda RX-7.

Das bis heute meistverkaufte Auto mit Wankelmotor war der von 1978 bis 2002 gebaute Mazda RX-7.

Foto: Mazda

Das mag heute anders aussehen, aber man muss bedenken, dass Mazda ein vergleichsweise kleiner, wenn auch mutiger Hersteller ist. Daimler etwa hat seit Mitte der 1990er Jahre geschätzt eine Milliarde in dieses System gesteckt und es bis heute nicht in eine Großserie eingebaut.

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