Verzicht auf Glamour macht den Tipo günstig
Frankfurt · Der Fiat Tipo verzichtet auf Glamour und Lifestyle, er möchte in der hart umkämpften Kompaktklasse lieber mit Zuverlässigkeit überzeugen. Der mit Chrom umrandete Kühlergrill versprüht aber doch ein wenig Eleganz.
In der wichtigen Kompaktklasse fehlte Fiat zuletzt ein wettbewerbsfähiges Modell. Der bis vor zwei Jahren verkaufte Bravo fristete ein Dasein als Ladenhüter. 347 Kompakte konnte Fiat im Jahr 2014 noch auf dem deutschen Markt loswerden. Die Traditionsmarke hatte es schwer in den vergangenen Jahren, der Glanz als größter Importeur auf dem deutschen Markt ist verblasst.
Gleich dreifach möchte der neue Tipo das Jammertal vergessen machen. Er wird als Stufen- und Steilheck sowie als Kombi gebaut, allerdings nicht in Italien, sondern im türkischen Bursa. Auf seinem Heimatmarkt und in einigen Nachbarländern heißt das neue Auto nicht Tipo sondern Aegea - ein Kunstwort, in dem nicht weniger als Europa, Asien, Afrika sowie das Ägäische Meer stecken sollen. Während die im östlichen Mittelmeerraum erfolgreiche Stufenhecklimousine hierzulande eher ein Exot bleiben wird, setzt Fiat große Hoffnungen auf das fünftürige Kurzheckmodell und ab Herbst auch auf den Kombi.
Der seit Anfang Mai erhältliche Fünftürer mit der üblichen Silhouette der Kompaktklasse misst in der Länge 4,37 Meter und damit exakt so viel wie der aktuelle Opel Astra. Das Design als gefällig zu bezeichnen, trifft es ganz gut. Man sieht dem Auto an, dass es in mehr als 50 Ländern verkauft werden soll. Der Tipo könnte auch als Hyundai oder Peugeot durchgehen, wäre da nicht das große weinrote Fiat-Emblem im Chrom-Kühlergrill, der doch ein wenig Eleganz versprüht. Der neue kompakte Fiat ist womöglich für Menschen interessant, die zu Mitbewerbern à la Nissan Pulsar oder Toyota Auris neigen. Obendrein zielen die Italiener in eine Lücke, die zwischen den Billigmarken Dacia und Lada sowie den über die Jahre etwas teurer gewordenen VW-Töchtern Seat und Skoda entstanden ist.
Der Blick in den Innenraum offenbart keine großen Überraschungen. Eine Mischung aus unterschäumtem Kunststoff und Hartplastik wird durch etwas Leder und Kunstleder ergänzt. Alles in allem macht das Auto sowohl von außen als auch im Inneren einen soliden Eindruck. Auf poppige Hingucker wie im Retro-Kleinwagen 500 wird ganz bewusst verzichtet.
Die Rundinstrumente sind gut ablesbar, das kleine Feld dazwischen zeigt die Informationen des Bordcomputers in etwas groben Pixeln an - in Schwarz-Weiß mit leichtem Sepia-Stich.
In der Mitte der Armaturentafel ist der je nach Ausstattung fünf oder sieben Zoll große, berührungsempfindliche Bildschirm des Unterhaltungssystems angebracht, ganz ähnlich wie bei einigen Modellen von Mercedes-Benz .
Auf den vorderen Sitzen sind die Platzverhältnisse für Menschen bis zu einer Körpergröße von 1,90 Meter ordentlich, auf der für drei Passagiere ausgelegten Rückbank fühlen sich mittelgroße Erwachsene und Kinder wohl. Die 440 Liter des Gepäckraums sind in dieser Fahrzeugklasse reichlich.
Bei den Motoren stehen zwei Benziner und zwei Diesel zur Wahl, die jeweils 95 PS/70 kW oder 120 PS/88 kW bieten. Auf ersten Testfahrten überzeugte der aufgeweckte Turbo-Benziner mit 1,4 Liter Hubraum und 120 PS/88 kW. Kein Turboloch nervte den Fahrer. Der Normverbrauch liegt bei 6,0 Litern (CO{-2}: 139 g/km). Fahrwerk und Lenkung bewährten sich auch auf kurvigen und unebenen Landstraßen. Schade ist, dass es Sicherheitssysteme wie Totwinkel- oder Spurhalteassistent auch nicht gegen Aufpreis gibt. Die Preise für das fünftürige Kurzheck-Modell beginnen bei 14 990 Euro. Das sind 1000 Euro mehr als bei der Limousine.
Zum Thema:
Ausführung:KompaktwagenPreis:14 990 EuroLänge:4,37 MeterBreite:1,79 MeterHöhe:1,50 MeterRadstand:2,64 MeterLeergewicht:1270 KilogrammZuladung:425 KilogrammGepäckraum:440 LiterAnhängelast:1200 KilogrammMotor:4-Zylinder-BenzinerHubraum:1368 ccmLeistung:95 PS/70 kWDrehmoment:127 Newtonmeter bei 4500 U/minAbgasnorm:Euro 6CO{-2}-Ausstoß:132 g/kmSpitze:185 km/h0 auf 100 km/h:11,5 SekundenNormverbrauch:5,7 Liter Super
