Toyotas Wette auf die Zukunft

Köln · Der weltgrößte Autohersteller setzt auf die Brennstoffzelle. Der Mirai ist das erste Serienauto von Toyota, das mit Wasserstoff betankt wird. Die Limousine kann ab sofort bei den Händlern begutachtet werden.

 Abgasfrei, lautlos, bärenstark: Der Toyota Mirai bezieht seine Energie aus einer Brennstoffzelle.

Abgasfrei, lautlos, bärenstark: Der Toyota Mirai bezieht seine Energie aus einer Brennstoffzelle.

Toyota hat bereits als Hybrid-Pionier Zeichen gesetzt. Jetzt bietet die japanische Marke den Mirai an (zu deutsch: Zukunft), eine Mittelklasse-Limousine mit Brennstoffzellen-Technologie. Das futuristische Design soll laut Chefingenieur Yoshikazu Tanaka "unverwechselbar" sein. Das ist ohne Zweifel gelungen.

Der 4,89 Meter lange Wagen ist recht eigenwillig geraten. Riesige Lüftungsöffnungen und schmale Scheinwerfer dominieren die Front. In der Seitenansicht fällt der lange hintere Überhang auf. Eigentümliche Rückleuchten prägen das Heck.

Oft wird man den Mirai in naher Zukunft jedoch nicht zu Gesicht bekommen. Zunächst ist in Japan die Produktion von 2000 Exemplaren für alle Welt geplant, etwa 100 davon für Deutschland. Bis 2020 sollen es 30 000 Mirai jährlich werden.

Ich gebe Gas. Gewaltige 335 Nm Drehmoment wirken vom kleinsten Pedaldruck an voll auf die Vorderräder. Fast lautlos beginnt meine erste Fahrt in einem Brennstoffzellen-Auto. Vieles wirkt vertraut, wenn man bereits ein reines Elektroauto gefahren hat, vor allem die Stille und der vehemente Antritt, ohne dass der Motor erst auf Drehzahl kommen müsste.

Aber die Quelle der Antriebskraft ist neu. Der Strom für den 154 PS/113 kW starken Elektromotor unter der Fronthaube entsteht in einer Brennstoffzelle unter den Vordersitzen. Und die wiederum speist sich aus zwei Wasserstofftanks vor und hinter der Hinterachse. Der Wasserstoff reagiert in der Brennstoffzelle mit Sauerstoff aus der Umgebungsluft, so entsteht laufend Antriebsenergie.

Einziger Ausstoß, wenn Wasserstoff und Luftsauerstoff miteinander reagieren, ist Wasser. Rund sieben Liter stößt der Mirai pro 100 Kilometer über eine auspuffartige Öffnung am hinteren Unterboden aus. Das tut er entweder selbstständig und allmählich oder auf Kommando des Fahrers per Tastendruck.

Mit der Brennstoffzelle als Mini-Kraftwerk an Bord kommt man immerhin 550 Kilometer weit. Das Auftanken der Wasserstofftanks ist in drei bis fünf Minuten erledigt. Aktuell gibt es jedoch nur 20 Tankstellen in Deutschland. Laut Dirk Breuer von Toyota Deutschland soll die Zahl der Wasserstoff-Tankstellen bis Ende 2016 auf 50 steigen. Bis 2023 schließlich laute das Ziel 400 Tankstellen . Etwa 9,50 Euro kostet das Kilogramm Wasserstoff . Fünf Kilogramm passen in die Tanks des Toyota Mirai. Bei einem Normverbrauch von 0,76 Kilogramm kommt man für sehr günstige 7,22 Euro 100 Kilometer weit.

Der Toyota Mirai kostet in Deutschland als viersitzige Limousine stolze 78 640 Euro oder im Leasing samt Versicherung 1219 Euro pro Monat. Dafür bekäme man auch einen fast gleich großen BMW 550i mit V8, satten 450 PS und Allradantrieb. Der Toyota stößt jedoch keinerlei Schadstoffe aus.

Bei unseren ersten Testfahrten rund um Hamburg erweist sich der Mirai als wahrer Leisetreter. Umso mehr fällt auf, dass die Brennstoffzelle ihre Arbeit lastabhängig mit einem leichten Surren untermalt. Dieses Geräusch ist zwar nicht störend, doch in einem reinen Elektroauto tritt es nicht auf.

Das Brennstoffzellen-Auto erweist sich als absolut alltagstauglich. Vier Personen haben im perfekt verarbeiteten, hochwertigen Innenraum gut Platz. Lediglich die Hinterbänkler sollten nicht über 1,85 Meter groß sein, sonst ist die Kopffreiheit arg knapp. Der Fahrkomfort ist ebenso ausreichend wie die 361 Liter Kofferraum. Die Antriebskraft ist gar beeindruckend. Wer eine Tankstelle in der Nähe hat, kann somit getrost auf Wasserstoff setzen.

 Das Anzeigeninstrument sitzt im neuen Mirai oben in der Mittelkonsole. Fotos: Toyota

Das Anzeigeninstrument sitzt im neuen Mirai oben in der Mittelkonsole. Fotos: Toyota

 Mit fünf Kilogramm komprimiertem Wasserstoff im Tank kommt der Mirai 550 Kilometer weit.

Mit fünf Kilogramm komprimiertem Wasserstoff im Tank kommt der Mirai 550 Kilometer weit.

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Ausführung:LimousinePreis:78 600 EuroLänge:4,89 MeterBreite:1,82 MeterHöhe:1,54 MeterRadstand:2,78 MeterLeergewicht:1850 KilogrammZuladung:330 KilogrammGepäckraum:361 LiterAnhängelast:nicht angegebenMotor:ElektromotorLeistung:154 PS/113 kWDrehmoment:335 Nm ab 1 U/minAbgasnorm:schadstofffreiCO{-2}-Ausstoß:0 g/kmSpitze:178 km/h0 auf 100 km/h:9,6 SekundenNormverbrauch:0,76 kg Wasserstoff

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