Die bekannteste Faustregel zum Reifenwechsel ist dabei die Formulierung „von O bis O“. Damit ist der Zeitraum von Oktober bis Ostern gemeint – also die Monate, in welchen laut Experten Winter- oder Allwetterreifen genutzt werden sollten. Dies gilt auch für Orte, die nicht als ausgewiesene Schneeregionen bekannt sind. Es wird also Zeit, sich über den Reifenwechsel am Auto Gedanken zu machen.

Der Wechsel von Sommer- auf Winterreifen kostet Autofahrer aber Zeit, Geld und häufig auch Nerven. Zudem benötigt man Platz für die Einlagerung der Reifen. „Es gibt mittlerweile eine gute Auswahl an Ganzjahresreifen“, teilt aktuell der ADAC mit. Der Autoclub hat 16 aktuelle Modelle der Dimension 205/55 R 16 getestet.

„Ganzjahresreifen hatten lange ein Problem, galten sie doch als schaler Kompromiss zwischen Sommer- und Winterreifen“, hieß es. „Mit den Jahreszeit-Spezialisten konnten sie es nie aufnehmen.“ Sommer- und Winterreifen hätten ein konträres Anforderungsprofil und würden sich daher konstruktiv unterscheiden.

„Es tut sich aber was auf dem Markt für Ganzjahresreifen“, so der ADAC. Die höhere Kundennachfrage lasse das Angebot steigen – und offenbar auch die Qualität der Pneus. Erstmalig wurde nun ein Ganzjahresreifen im ADAC-Test mit der Note "gut" bewertet.

16 Reifen der Dimension 205/55 R 16 wurden unter sommerlichen und winterlichen Bedingungen und auch bei Nässe auf verschiedenen Prüfgeländen getestet. Der Testsieger kommt dabei von Goodyear, der Vector 4Seasons Gen-3. Der Pneu wurde laut ADAC mit der Note "gut" (2,4) bewertet.

„Die 2,4 im Endergebnis zeigt, dass der Reifen grundsätzlich gut abgestimmt ist und in keinem Bereich eklatante Schwächen aufweist“, erläutert der Autoclub. Perfekt sei er aber trotzdem nicht. „Er liefert zwar auf nasser und winterlicher Fahrbahn gute Ergebnisse ab, weist auf trockener Fahrbahn bei hohen sommerlichen Temperaturen aber leichte Schwächen auf, sodass es bei der Fahrsicherheit nur für eine 2,7 reicht“, hieß es weiter.

Zum Gesamtsieg verhelfe ihm seine gute Umweltbilanz (Note 1,8), die mit 30 Prozent in das Ergebnis eingehe. Seine hohe Effizienz senkte den Kraftstoffverbrauch, der Reifenabrieb sei gering und die prognostizierte Laufleistung mit mehr als 60 000 Kilometern überdurchschnittlich hoch.

Für Wenigfahrer sei der zweitplatzierte Pirelli Cinturato All Season SF2* aber definitiv auch eine gute Wahl. „Er sichert sich als Einziger im Test eine gute Note (2,3) bei der Fahrsicherheit“, so die Experten. „Der Reifen überzeugt bei sommerlichen wie auch bei winterlichen und nassen Bedingungen mit guten Fahr- und Sicherheitseigenschaften.“ Sowohl beim Nassbremsen als auch im Handling fahre er die besten Noten im Test ein.

Der Pirelli Cinturato All Season SF2 auf Rang zwei im Gesamtergebnis kommt laut ADAC aber nur auf 33 000 Kilometer Laufleistung – den Goodyear könnte man also doppelt so lang fahren. Auf den Pirelli folgen vier weitere Reifen mit einer Zwei vor dem Komma: der Hankook Kinergy 4S², der Michelin CrossClimate 2, der Kumho Solus 4S HA32+ und der Vredestein Quatrac. Alle vier würden bei der Umweltbilanz mit guten Ergebnissen überzeugen, sich aber leichte Schwächen bei der Fahrsicherheit leisten.

Sieben Modelle kamen bei dem ADAC-Test 2024 mit Gesamtnoten von 3,6 bis 4,0 nicht über ein "ausreichend" hinaus, zwei wurden sogar mit "mangelhaft" (Note 5,1 und 5,4) bewertet. „Die mangelhaften Reifen liefern in manchen Testdisziplinen indiskutable Ergebnisse ab“, hieß es weiter.

Im Schnee versage der Kenda Kenetica 4S beim Handling. Er verliere früh die Traktion, neige zum Untersteuern und habe kaum Reserven im Grenzbereich. „Mit ihm schlittert man also schnell von der Straße“, so die Fachleute vom ADAC. Und auch der Infinity Ecofour könne nicht empfohlen werden. „Er fährt sich auf winterlicher Fahrbahn zwar besser als der Kenda, hat auf Nässe jedoch ein Problem, neigt früh zum Über- beziehungsweise Untersteuern und ist nur schwer kontrollierbar“, urteilt der Automobilclub. Beide Reifen wurden aufgrund ihrer spezifischen Schwächen abgewertet.

„Durch die Bank Alleskönner sind Ganzjahresreifen längst noch nicht“, so das Fazit des ADAC. Es gebe zwar sehr erfreuliche Entwicklungen, wie insgesamt sieben empfehlenswerte Modelle und vor allem der erste mit "gut" bewertete Ganzjahresreifen. Doch dass neun von 16 Reifen nicht zu empfehlen sind, sei ebenfalls Fakt.

„Bei der Reifenwahl sollte jedem bewusst sein, dass es sowohl bei der Fahrsicherheit als auch bei der Umweltbilanz große Unterschiede bei der Performance gibt“, hieß es. „Das Hauptaugenmerk beim Reifenkauf muss die Leistung sein und nicht der Preis.“

Alle vollständigen Ergebnisse des ADAC-Ganzjahresreifen-Tests vom Juni 2024, auch zur prognostizierten Laufleistung sowie zum Bremsen auf trockener Fahrbahn, finden Sie auf der Website des ADAC.

* Der Pirelli Cinturato All Season SF2 ist laut ADAC bereits durch den Nachfolger Pirelli Cinturato All Season SF3 ersetzt worden, zu dessen Performance das Test-Team noch keine Aussage treffen könne. Beim nächsten Ganzjahresreifentest werde der Nachfolger aber auf jeden Fall dabei sein. Der ADAC würde ihn bereits testen.