Spitzentechnik richtig schön verpackt
Stuttgart · Der neue Porsche Panamera steckt voll zukunftsträchtiger Ideen: Wankstabilisierung, Hinterachslenkung, Nachtsicht-Assistent. Stärker wurde er auch – und schöner. So viel Hightech hat allerdings seinen Preis. Das viertürige Sportcoupé kostet mindestens 113 027 Euro.
Mit dem Namen Porsche verbinden die meisten noch immer den 911. Seit 55 Jahren wird der Sportwagen in kaum veränderter Grundform gebaut. Er ist längst eine Ikone. Den Hauptumsatz aber macht Porsche seit Jahren mit anderen Autos, mit den Nobel-Geländewagen Cayenne und Macan, mit dem Fünf-Meter-Dickschiff Panamera. Letzterer, so Porsche-Chef Oliver Blume, leitete das "Segment der sportlichen Luxuslimousine" ein. Sie soll Platz für die Familie bieten samt Gepäck, sie soll aber auch, wenn es den Fahrer juckt, auf dem Nürburgring Zeiten vorlegen, die klassische Sportwagen alt aussehen lassen.
2009 lief der erste Panamera im neuen Werk Leipzig vom Band. Rund 160 000 Exemplare wurden gebaut. Das ist durchaus ein Erfolg in der spärlich besetzten Klasse der viertürigen Hochleistungs-Coupés. Außer dem Panamera gibt es eigentlich nur noch den Quattroporte von Maserati , dazu in einer etwas niedrigeren Preis- und Prestige-Klasse den Jaguar XJ und die großen viertürigen Coupés von Audi , BMW und Mercedes-Benz .
Zuletzt aber wurde beim Panamera das Grummeln lauter über die Form und besonders über das Heck. Maserati zeigt, wie sich ähnliche Potenz und vergleichbare Maße eleganter verpacken lassen.
Im November erscheint der Panamera neu. Er soll den Charakter behalten als üppiges Coupé der Luxusklasse, das sogar als Chauffeur-Limousine taugt, was vor allem in China erwünscht ist. Er soll aber mehr Gene des 911 durchscheinen lassen, also souveräne Leistung bieten und vor allem ein sehr sportliches Fahrgefühl.
Bei ähnlicher Grundform tritt der Neue mit betonten Schultern, riesigen Rädern (bis 21 Zoll) und im Heckbereich abgesenktem Dach deutlich breiter, kräftiger auf. Die Maße wuchsen minimal auf 5,05 Meter Länge, 1,94 Meter Breite und 1,42 Meter Höhe. Flachere Sitze sorgen für mehr Kopffreiheit. Der Kofferraum fasst jetzt 495 Liter, beim Umklappen der dreifach geteilten Rücksitzlehne 1304 Liter.
Der Drehzahlmesser mit digitaler Zahl für den Tacho sitzt traditionell in der Mitte. Rechts und links von ihm befinden sich Neun-Zoll-Bildschirme, die sich individuell konfigurieren lassen. Der rechte kann auch die Navi-Karte zeigen. Sie lässt sich auch auf dem 12,3-Zoll-Schirm oben in der Mittelkonsole aufrufen, der dazu die Bedienung von Radio, Telefon, Internet und der Fahrzeugeinstellungen ermöglicht. Eine SIM-Karte für ständiges Internet lässt sich einschieben.
Ein besonderes Detail in der gegen Aufpreis außerordentlich kompletten Ausstattung ist eine drei Kilometer vorausschauende Navigation (InnoDrive), die rechtzeitig vor Ortseinfahrten oder Kurven Gas wegnimmt. Neu ist auch der Nachtsicht-Assistent. Eine Wärmebildkamera erkennt selbst kleine Tiere am Straßenrand, strahlt sie mit den LED-Scheinwerfern gezielt an und warnt den Fahrer.
Und serienmäßig gibt es thixotrope Aufhalter für die Türen. Das System besteht aus dünnen, mit einem steifen Gel gefüllten Zylindern in den Türen sowie Stangen an den Türrahmen. Bewegt man die Tür, verflüssigt sich das Gel. Stoppt man die Tür in der gewünschten Position, wird das Gel wieder fest. Die Tür lässt sich somit in jeder gewünschten Position arretieren.
Top-Triebwerk ist ein neuer V8-Direkteinspritzer-Biturbo mit vier Litern Hubraum, 550 PS/404 kW und 770 Nm Drehmoment ab 1960 U/min. Er bringt den Panamera mit seinen knapp zwei Tonnen in 3,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und bis auf 306 km/h. Nur wenig zurück steht der 2,9-Liter-V6, ebenfalls mit Biturbo-Aufladung: 440 PS/324 kW, 550 Nm ab 1750 U/min, 289 km/h, 4,4 Sekunden. Dank Zylinderabschaltung bei Teillast braucht der neue V8 zumindest nach Norm nicht übermäßig viel mehr als der Sechszylinder: 9,3 statt 8,1 Liter Super. Mit seinem von Audi stammenden neuen V8 ist der Panamera 4S Diesel sogar die schnellste Diesel-Limousine der Welt: vier Liter Hubraum, 422 PS/310 kW, gewaltige 850 Nm ab 1000 U/min, 285 km/h, 4,5 Sekunden, 6,7 Liter. Zur Serie gehören ein weich und dennoch sehr schnell schaltendes Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe von ZF und Allradantrieb.
Neu entwickelt wurde auch das Fahrwerk mit serienmäßiger Luftfederung beim Turbo. Die Wankstabilisierung mit 48-Volt-Elektrosystem gleicht jegliche Kurvenneigung aus. Die neue Hinterachslenkung soll das Fahrverhalten in schnellen Kurven stabilisieren. Sie erleichtert dazu das Einparken, indem sie gegensinnig zu den Vorderrädern einschlägt und den Wendekreis verkleinert.
Die Ausstattungen und deren Preise stehen noch nicht gänzlich fest. Die Grundpreise indes sind bekannt: 113 027 Euro müssen Interessenten für den Panamera 4S mit 440 PS hinblättern, 116 954 Euro für den 422-PS-Diesel, 153 011 Euro für den Turbo mit 550 PS.
Zum Thema:
Ausführung:viertüriges CoupéPreis:113 027 EuroLänge:5,05 MeterBreite:1,94 MeterHöhe:1,42 MeterRadstand:2,95 MeterLeergewicht:1870 KilogrammZuladung:625 KilogrammGepäckraum:495 - 1304 LiterAnhängelast:nicht angegebenMotor:6-Zylinder-BenzinerHubraum:2894 ccmLeistung:440 PS/324 kWDrehmoment:550 Nm von 1750 bis 5500 U/minAbgasnorm:Euro 6CO{-2}-Ausstoß:184 g/kmSpitze:289 km/h0 auf 100 km/h:4,4 SekundenNormverbrauch:8,1 Liter Super
