Sein Auto im rechten Moment verkaufen

Saarbrücken · Ein neues Auto ist im ersten Jahr wegen des raschen Wertverlusts am teuersten. Später steigen dann allerdings die Wartungs- und Reparaturkosten. Wann also ist der beste Zeitpunkt, sein Auto zu verkaufen?

 Manche Autofahrer suchen gezielt nach preiswerten Gebrauchtwagen. Andere stellen sich die Frage, wann die Wartungs- und Reparaturkosten so hoch werden, dass sie ihren Wagen nicht mehr wirtschaftlich fahren können. Der richtige Verkaufszeitpunkt lässt sich jedoch nicht generell benennen. Foto: ADAC

Manche Autofahrer suchen gezielt nach preiswerten Gebrauchtwagen. Andere stellen sich die Frage, wann die Wartungs- und Reparaturkosten so hoch werden, dass sie ihren Wagen nicht mehr wirtschaftlich fahren können. Der richtige Verkaufszeitpunkt lässt sich jedoch nicht generell benennen. Foto: ADAC

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Der eine gönnt sich jedes Jahr ein neues Auto. Er schätzt modernste Technik, liebt fleckenlose Polster und den Duft von frischem Lack. Pannen sind kein Thema, sein Gebrauchter bringt gutes Geld. Der zweite fährt vier, fünf Jahre, 50 000 oder auch 80 000 Kilometer. Reparaturen halten sich meist auch für ihn in Grenzen. Manche Marken geben sogar so lange Garantie. Der Dritte schließlich genießt angejahrten Luxus für ein Spottgeld, lebt freilich in ständiger Angst vor teuren Reparaturen. Wer fährt am wirtschaftlichsten?

Der Restwert eines neu gekauften Wagens folgt einer einfachen Formel. Am Anfang fällt er rasch, am Ende immer langsamer. Nach einem Jahr kann schon ein Drittel des Neupreises verloren sein, zumal bei seltenen großen Modellen. Danach wird der jährliche Wertverlust immer kleiner. Zwischen dem 15. und dem 16. Jahr etwa besteht nur mehr eine sehr geringe Differenz. Aber je älter der Wagen ist, je mehr Kilometer er gefahren ist, desto mehr kosten Reparaturen.

Reparaturen stellen Betriebsbereitschaft und Sicherheit wieder her. Doch auf den Erlös für den Gebrauchten wirken sie sich nicht aus. Oder nur ganz wenig: Neue Reifen, neue Bremsen oder eine neue Kupplung betrachten Händler wie Privatkäufer mit Wohlwollen, aber wollen dafür nicht in den Geldbeutel greifen. Damit ergibt sich die wichtigste Regel für den wirtschaftlichsten Verkaufszeitpunkt: vor den großen Reparaturen.

Womit sich gleich die wichtigste Frage erhebt: Wann kommen die großen Reparaturen? Die Zeiten, da "100 000 Kilometer" allmählich das Ende einläuteten, sind lange vorbei. Selbst Kleinwagen können mit solchem Zählerstand noch durchaus frisch sein. Golf und Co. sind mit 200 000 Kilometern oft noch zuverlässig und optisch ansprechend, in der Oberklasse und bei großen Geländewagen steht auch mal die halbe Million auf dem Zähler.

Die Lebensdauer von Getriebe, Kupplung, aber auch von Reifen, Bremsen und Stoßdämpfern hängt vor allem von der Behandlung durch den oder die Fahrer ab. Für den Motor zählen dazu die Fahrtstrecken. Ein Auto, das im Jahr 60 000 Kilometer vorwiegend auf Autobahnen abspult, ist nach drei Jahren motorisch oft besser dran als ein anderes mit jährlich 3000 Kilometern, das jeden Tag drei Kilometer zur Arbeitsstelle pendelt und nie recht warm wird.

Manche größeren Ausgaben haben auch mit den Kilometern wenig zu tun, sondern mit dem Alter. Dies gilt etwa für den oft nach acht oder zehn Jahren vorgeschriebenen Austausch des Nockenwellen-Zahnriemens. Schiebt man das allzu locker auf, kann es zu einem kapitalen Motorschaden kommen. Und es gilt für Rost: Er nagt unabhängig von den Kilometern, wenn das im Winter nasse Auto in einer geschlossenen und nicht belüfteten Einzelgarage steht. Eine Tiefgarage mit Luftzug lässt das Auto trocknen, ein offener Carport noch rascher.

Der Fahrer kann die Fitness seines Wagens in den seltensten Fällen selbst beurteilen. Seine Werkstatt aber kann es, Experten bei Tüv, Dekra und den anderen Prüforganisationen können dies auch. Es gibt sogar Spezialisten, die hören den Motor mit dem Stethoskop ab ähnlich wie ein Arzt das Herz eines Patienten. Mit der nötigen Erfahrung können sie dann recht genau sagen, wie es um die Mechanik steht - ob und wann größere Reparaturen drohen.

Ist das Gefährt zehn Jahre alt oder älter, nagt oft Rost an Längsträgern und Bremsleitungen. Steht besagter Austausch des Zahnriemens an, sind neue Reifen oder Bremsen fällig, so wird auch der Experte im Zweifel dafür plädieren, sich von dem guten Stück zu trennen. Die Reparaturkosten stehen in keinem Verhältnis zum Restwert. Und die Gefahr ist groß, dass nach der ersten Instandsetzung alsbald andere Malaisen auftauchen.

Sparsame Käufer finden Ersatz in einem an Jahren alten, im Zählerstand aber einigermaßen jungen "Rentnerauto", möglichst aus Carport oder Tiefgarage. Bei einem seltenen Youngtimer (Autos ab 20 Jahren) indes sollte man überlegen, ihn weiterhin zu behalten. Vielleicht hat er die Chance, einmal ein begehrter Oldtimer (ab 30 Jahren) zu werden.

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