Peugeot und Citroën sehen sich „zurück im Rennen“

Köln · Die französischen Hersteller Citroën und Peugeot haben bei uns in den letzten Jahren dramatisch an Marktanteilen verloren. Neue Modelle sollen die Wende bringen. In der Region sind beide Marken noch immer stark.

 Besonders edel aufgemachte Citroën-Modelle werden jetzt als eigene Marke angeboten. Im Bild der DS3.

Besonders edel aufgemachte Citroën-Modelle werden jetzt als eigene Marke angeboten. Im Bild der DS3.

 Der Citroën C4 Cactus sticht zumindest optisch hervor. Fotos: PSA

Der Citroën C4 Cactus sticht zumindest optisch hervor. Fotos: PSA

 Der 208 ist neben dem 308 das Erfolgsmodell von Peugeot.

Der 208 ist neben dem 308 das Erfolgsmodell von Peugeot.

71 435 Neuzulassungen im Jahr 2012, im Jahr 2013 nur noch 54 763 und 2014 schließlich 54 096. Das sind die Zahlen für Peugeot in Deutschland. Ähnlich ist die Entwicklung bei der Schwestermarke Citroën verlaufen. Die Verkäufe sanken von 61 038 auf 52 003 Fahrzeuge. In derselben Zeit steigerte sich Hyundai auf 100 000 Neuzulassungen, Skoda gar auf 173 000, womit die tschechische Marke zum bedeutendsten Importeur in Deutschland geworden ist.

Die zum PSA-Konzern zählenden Marken Peugeot und Citroën setzten ihre Hoffnung auf den wachsende Markt in China. Doch der schwächelt. Russland stürzte ab, Brasilien fährt in die Krise. Die Folgen für Peugeot und Citroën waren dramatisch. Ein komplettes Werk musste stillgelegt werden. Inzwischen wachsen Umsatz und Ertrag wieder - auch durch die neue dritte Marke "DS", die bei Citroën angesiedelt ist. Ihre Buchstaben sollen an den DS 19 erinnern, an die "Déesse", die "Göttin", die mit Servo und Stromlinie, mit Kurvenlicht und Hydropneumatik tatsächlich ein Jahrhundertauto war. Die Erinnerung aber verblasst wie jene an den 2 CV, mit dem Millionen Jugendliche in den 70er, 80er Jahren ihre Lebensphilosophie ausdrückten.

Nach 2 CV und DS 19 kam nichts mehr, um das sich Legenden bildeten. Seriensiege bei der Rallye-Weltmeisterschaft fanden speziell in Deutschland wenig Widerhall. Die Käufer beklagten lasche Verarbeitung, Rost, lässigen Service. 1975 musste sich Citroën mit Peugeot vereinen.

Peugeot hatte mit den Modellen 205 und 206 sowie 306 und 307 eine glückliche Hand in den Kleinwagen- und Kompaktklassen. Der Absatz stieg bis auf 2,1 Millionen Exemplare. 2013 war es ein Drittel weniger. Es herrschte Krise. Den Autos fehlte etwas, das im Marketing "USP" heißt, "Unique Selling Proposition" - "einzigartiges Verkaufsversprechen", eine Eigenschaft, derentwegen Käufer gerade dieses Produkt haben wollen. Die Zahlen in Deutschland sind 2015 noch einmal leicht gesunken, auch im Saarland, wo französische Marken traditionell eine große Rolle spielen. Peugeot hatte im September 2012 den bewährten Standort Saarbrücken aufgegeben und war nach Köln umgezogen, wo bereits Citroën residierte. Den Absatz hat die Umsiedlung nicht gerade beflügelt. Den Kunden an der Saar schmeckte sie gar nicht: Der Marktanteil im Saarland sank von 8,58 Prozent im ersten Halbjahr 2014 auf aktuell 6,92 Prozent. Er liegt aber noch immer weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt von derzeit 1,7 Prozent. Der Konzern sieht sich dennoch gut aufgestellt. Zurück ins Rennen könnten vor allem die Modelle 208 und 308 führen, die seit 2012 und 2013 auch neben Bestsellern wie VW Polo und Golf oder Ford Fiesta und Focus bestehen können. Ihr Dreizylinder-Benzinmotor, von Experten als "Motor des Jahres 2015" geadelt, glänzt im 208 mit Normverbrauchswerten bis herab zu 4,4 Litern (CO{-2}: 102 g/km). Das Diesel-Modell Blue HDi 100 (1,6-Liter-Vierzylinder mit 99 PS/73 kW) darf sich sogar mit dem Titel "sparsamstes Auto mit konventionellem Antrieb" schmücken: 3,0 Liter nach der Norm (CO{-2}: 79 g/km). Den Diesel gibt es auch mit 120 PS/88 kW, auch im größeren 308. Er war "Auto des Jahres 2014" und ist in Kombi-Version SW besonders interessant: Länge 4,59 Meter, fast Mittelklasse, 1660 Liter Laderaum und 3,2 Liter Normverbrauch (CO{-2}: 85 g/km).

Bei Citroën bietet der C4 Cactus am meisten "Charactère", zumindest optisch durch die dicken, farblich abgesetzten Kunststoffpolstern rundum. Sie sollen Schäden durch Berührungen ausschließen. Die Idee ist zweifellos gut, beim Aussehen freilich scheiden sich die Geister.

Der C3 spricht dieselben Käufer an wie der Peugeot 208. Seine Hoch-Form Picasso ist als kleiner Van eine Alternative etwa zu Opel Meriva, Ford B-Max und Nissan Note. Die Motoren teilen sich beide mit dem 208.

Einen Renner hat Citroën mit dem Berlingo: bis zu sieben Sitze, drei Kubikmeter Laderaum zum Preis (ab 14 250 Euro) eines besseren Kleinwagens.

Der C3 spendete vor fünf Jahren die Basis für den ersten DS. Anfangs kennzeichneten die Buchstaben DS edel aufgemachte Modelle von Citroën , jetzt soll DS als avantgardistische dritte Marke im PSA-Konzern selbstständig werden. Der optisch ausgefallene DS3 tritt auch als Rolldach-Cabrio gegen den Fiat 500 an, den Opel Adam oder den Mini. Der DS4 soll als höhergelegtes Coupé mit vier Türen "Premium" ausdrücken. Vorläufiges Topmodell ist der DS5, der sich mit 4,53 Metern Länge am besten mit dem 4er Gran Coupé von BMW oder dem A5 Sportback von Audi vergleichen lässt.

Der DS5 soll auch die Aufgabe des C6 von Citroën übernehmen, der 2013 eingestellt wurde. Mit großen Modellen hatten die Franzosen zuletzt wenig Glück. Dafür versucht sich das Exzellenz-Zentrum in Satory bei Paris an einem Elektro-Rennwagen. Es bleibt abzuwarten, wie weit die neue Marke DS in die Reviere der Platzhirsche eindringen kann. "In der Oberklasse ist noch Platz", ist sich PSA sicher. Immerhin 600 000 DS-Modelle wurden seit 2010 verkauft, die Hälfte davon stellte der DS3. Der heißt nicht nur in der Basisausführung Chic, sondern ist es auch - und kaum teurer (ab 16 090 Euro) als der gleich motorisierte C3.

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