Automobil Neuer BMW 1er: gezogen, nicht geschoben

München · Wer hätte das gedacht? BMW wendet sich jetzt erstmals vom Heckantrieb ab, zumindest bei den kompakten Modellen. Den Anfang macht der neue, frontgetriebene 1er.

 Bislang hat BMW fast 2,5 Millionen Einheiten des 1er verkauft. Jetzt kommt die dritte Generation auf den Markt.

Bislang hat BMW fast 2,5 Millionen Einheiten des 1er verkauft. Jetzt kommt die dritte Generation auf den Markt.

Foto: BMW

BMW stellt den 1er nicht nur auf Frontantrieb um, sondern verzichtet beim Einstiegsmodell auch auf sein Sahnestückchen in der Motorenpalette, den Sechszylinder. Er hatte nur noch einen Anteil von drei Prozent an den Bestellungen. Zudem wird nur noch der Fünftürer angeboten, der Dreitürer entfällt. Am 28. September beginnt die Auslieferung des mit dem Mini technisch eng verwandten BMW 1er zu Preisen ab 28 200 Euro für den 118i. Das Topmodell M 135i xDrive, eine echte Fahrmaschine, kostet 48 900 Euro.

Von der Seite soll das Auto bereits „im Stand aussehen wie ein Sprinter beim Start“, sagen die Designer. Sie erreichen das Ziel unter anderem durch eine fließende Silhouette und betonte Radhäuser. An der Front fällt die größere BMW-Niere auf, besonders markant ist sie mit Gitternetz beim Topmodell.

Im Innenraum des Kompaktwagens setzt sich der Designstil bei der fahrerorientierten und übersichtlichen Armaturentafel fort. Auffällig ist das große zentrale Display. Der Frontantrieb und die jetzt quer eingebauten Motoren bringen Vorteile beim Raumangebot. Das bedeutet mehr Beinfreiheit im Fond als beim Vorgänger und mehr Ellbogenfreiheit hinten und vorn. Ins Gepäckabteil passen jetzt 380 Liter, das sind 20 Liter mehr als bisher.

Zunächst werden zwei Benziner angeboten: der BMW 118i mit 1,5-Liter-Dreizylinder und 140 PS/103 kW und der M 135i xDrive mit 306 PS/225 kW, der stärkste 2,0-Liter-Vierzylindermotor der BMW-Gruppe. Außerdem drei Diesel: der 116d mit 1,5-Liter-Dreizylinder und 116 PS/85 kW ab 30 910 Euro sowie zwei 2,0-Liter-Vierzylinder, der 118d mit 150 PS/110 kW ab 32 400 Euro und der 120d xDrive mit 190 PS/140 kW für 38 400 Euro. Die Motoren mit 1,5 Liter Hubraum stammen von der BMW-Tochter Mini. Im genormten Mix ist der 116d mit einem Verbrauch von 3,8 Litern Diesel (CO2-Ausstoß: 100 g/km) der Sparsamste, das Topmodell M 135i verbaucht je nach Ausführung 6,8 bis 7,1 Liter Super (CO2: 155 g/km).

Letzterer garantiert die „Freude am Fahren“ am besten. 450 Newtonmeter stehen von 1750 bis 4500 U/min zur Verfügung, das bedeutet selbst in niedrigen Touren Kraft fast ohne Ende. Zurückhaltend gefahren verbrauchte er auf ersten Testfahrten tatsächlich um sieben Liter auf 100 Kilometer. Aber für Bummelfahrten kauft sich wohl keiner die stärkste Version. Der sportive Fahrer lässt es eher knackig angehen und nutzt auf kurvenreichen Strecken das Differenzial mit konstant 39 Prozent Verriegelung unter Last, wobei bis zur Hälfte der Antriebskraft an die Hinterräder geleitet werden kann. Geschaltet wird über eine serienmäßige Achtgang-Automatik, in die auch die neue mechanische Torsen-Differenzialsperre integriert ist – Rennstartmodus inklusive. Außerdem sprechen die M-Sportlenkung und die M-Sportbremse noch spontaner an.

Versteift hat BMW die Karosserie durch Maßnahmen an Vorder- und Hinterachse, dort mit Hilfe von sogenannten Bumerang-Streben. In den normalen Modellen dient die Radschlupfbegrenzung ARB der besseren Traktion. Sie reagiert schneller und harmonischer denn je, zu starkes Abbremsen eines Rades wird vermieden.

Bei den Fahrten mit dem 118d ist uns aufgefallen, dass beim starken Beschleunigen mit eingeschlagenen Rädern aus sehr niedrigen Geschwindigkeiten Antriebseinflüsse in der Lenkung leicht spürbar werden, selbst auf trockener Fahrbahn. Stärkere Modelle profitieren freilich vom Allradantrieb. Beim Fahrwerk kann der Fahrer von Comfort bis Sport seine Wunscheinstellung finden. Beim optionalen M-Sportfahrwerk ist das Fahrzeug um zehn Millimeter abgesenkt, im M 135i wird es serienmäßig geliefert.

Bei den Assistenzsystemen gehört der 1er jetzt zu den Führenden im Segment. Serienmäßig sind Auffahr- und Personenwarnung mit City-Bremsfunktion und die Warnung vor einem Verlassen der Spur mit aktiver Lenkführung an Bord.

Premiere in der Kompaktklasse hat der Rückfahrassistent; er legt die letzten 15 Meter Weg (vom Parkplatz) selbstständig zurück. Etliches mehr lässt sich gegen Aufpreis ordern, darunter neben der verkehrsabhängigen Geschwindigkeitsregelung und dem Assistenten für Spurwechsel, Heckkollision und Querverkehr das übersichtliche Head-up-Display, das allerdings in allen Versionen 900 Euro kostet.

Extra berechnet werden auch die neu gestalteten LED-Scheinwerfer für 900 Euro. Serienmäßig gibt es sie nur im Spitzenmodell. Umfangreich vernetzt sind heute freilich alle neuen Modelle. BMW bietet optional beim 1er sogar das Entriegeln, Verschließen und Starten des Motors per Smartphone an.

 Mit digitalen Instrumenten wirkt das Armaturenbrett des neuen 1er deutlich moderner als beim Vorgänger.

Mit digitalen Instrumenten wirkt das Armaturenbrett des neuen 1er deutlich moderner als beim Vorgänger.

Foto: BMW

Für BMW ist der 1er eine erfolgreiche Baureihe. Immerhin wurden vom Golf-Kontrahenten bislang fast 2,5 Millionen Einheiten gebaut. Der Frontantrieb sei für viele Fahrer besser zu beherrschen, heißt es bei BMW, und biete vor allem Raumvorteile. Auch der nächste 2er-BMW wird die Frontantriebsplattform verwenden; zusätzlich soll es aber laut BMW weiterhin von dieser Baureihe heckgetriebene Versionen geben.

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