Mit heißem Dampf in die Zukunft

Stuttgart · Toyota und Hyundai bieten die ersten Serienfahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb an. In beiden Elektroautos wird der Strom an Bord aus Wasserstoff erzeugt. Aus ihrem Auspuff kommt nur Wasserdampf.

 Der Toyota Mirai ist eine futuristisch geformte, fast fünf Meter lange Limousine. Es handelt sich um ein Elektroauto, das seinen Strom an Bord aus Wasserstoff erzeugt.

Der Toyota Mirai ist eine futuristisch geformte, fast fünf Meter lange Limousine. Es handelt sich um ein Elektroauto, das seinen Strom an Bord aus Wasserstoff erzeugt.

Mirai ist japanisch und heißt Zukunft. Eben diese möchte Toyota mit seinem neuen Modell Mirai einleiten, genauer: das Zeitalter der Brennstoffzelle, das Zeitalter von Autos mit Elektroantrieb, deren Strom nicht aus Batterien kommt, sondern an Bord aus Wasserstoff erzeugt wird. Auch Hyundai möchte mit dem ix35 Fuel Cell die Tür aufstoßen zu dieser neuen Art von Antrieb: leise, emissionsfrei, tauglich für lange Strecken, so rasch aufzutanken wie heute Fahrzeuge für Benzin , Diesel oder Gas.

Toyota war schon einmal Pionier bei einer neuen Antriebstechnik. 1997 erschien mit dem Prius das erste Hybridmodell, mit Benzin- plus Elektromotor. Mit dem Elektroantrieb rollt er kurze Strecken im Stadtverkehr. Der Benzinmotor steht still, wenn er seinen schlechtesten Wirkungsgrad hat. Hybride sind in der Stadt sparsam wie Dieselmodelle, vermeiden aber deren Partikel- und Stickoxid-Probleme. Der doppelt motorisierte Prius wurde damals belächelt - und setzte sich durch. Toyota spannte vor allem in den USA sehr geschickt Filmschauspieler und Promis aller Art ein, das Lied der neuen umweltfreundlichen Technik zu singen. Mit Erfolg: Fast acht Millionen Hybride wurden bislang verkauft. Sie verliehen dem Konzern ein Umwelt-Image, von dem andere nur träumen können. Jetzt also will Toyota die Pionierrolle erneut spielen.

Der Mirai ist eine futuristisch geformte, fast fünf Meter lange Limousine. 155 PS/113 kW verleihen ihr für die große Klasse zwar nur milde Fahrleistungen, Beschleunigung von null auf 100 km/h in 12,5 Sekunden, Spitze 178. Dafür tankt der Mirai Wasserstoff . Aus dem Auspuff kommt heißer und damit nicht sichtbarer Wasserdampf.

Das Gleiche gilt für den ix35 Fuel Cell von Hyundai . Seine Karosserie entspricht der des Mittelklasse-SUVs ix35. Für ebenfalls milde Fahrleistungen (Sprint: 12,5 Sekunden, Spitze: 160 km/h) sorgt ein Elektromotor mit 136 PS/100 kW.

Beide Zukunftsmodelle sind sauber wie Batterieautos, vorausgesetzt, Wasserstoff wie Strom werden durch Wasserkraft oder Solarelemente erzeugt. Beide kommen mit einer Tankfüllung 500 bis 600 Kilometer weit. Der Toyota kann fünf Kilogramm Wasserstoff speichern, der Hyundai sechs. Beide lassen sich in wenigen Minuten auftanken. Der Wasserstoff wird jeweils unter 700 bar Druck gespeichert.

Wasserstoff-Tankstellen sind jedoch rar. Aktuell gibt es in Deutschland lediglich 15. Im nächsten Jahr sollen es 50 sein, 2022 etwa 400. Erst dann wird man sich mit einem Brennstoffzellenauto einigermaßen frei bewegen können, und auch das nur auf Autobahnen und in Ballungsgebieten, in denen sich eine Wasserstoff-Zapfstelle rechnet. Im Gegensatz zum Batterieauto mit seinen geringen Stromkosten fährt man mit Wasserstoff heute nicht billiger. Ein Kilogramm kostet knapp zehn Euro und reicht für 100 Kilometer. Die laufenden Kosten entsprechen also etwa einer großen Limousine mit Benzinmotor.

Für Normalfahrer sind der 78 580 Euro teure Mirai und der mit 65 450 Euro etwas preiswertere ix35 Fuel Cell kaum interessant. Die geplanten winzigen Stückzahlen sollen vor allem an Institutionen wie Chemiewerke oder Energieversorger verkauft oder verleast werden. Sie und die Hersteller können so Erfahrungen sammeln mit der Energiewende im Automobil.

Wasserstoff wird, daran besteht kein Zweifel, in der künftigen Energieversorgung eine bedeutende Rolle spielen. Die Energiewende verlangt, dass viel mehr Strom durch Wind- und Solarkraftwerke erzeugt wird. Diese arbeiten ohne Abgase, die erzeugten Strommengen aber hängen von der Tageszeit, vom Sonnenschein und vom Wind ab. Weht dieser kräftig, erzeugen Windparks zuweilen mehr Strom als benötigt wird. Direkt speichern in Batterien lässt er sich bis heute nicht, auch die Kapazitäten zum Beispiel in Pumpspeicher-Kraftwerken sind viel zu gering.

Einen Ausweg bietet Wasserstoff . Sonst nicht verwertbare "Windspitzen" könnten Wasser in Elektrolyse-Anlagen in Wasserstoff (und Sauerstoff) aufspalten. Für ihn gibt es bereits ein Speicher- und Leitungsnetz in ganz Europa. Wasserstoff kann zudem in Methan umgewandelt werden, wobei sogar ungeliebtes CO{-2} verbraucht wird. Audi beispielsweise erprobt dieses künstliche Erdgas im Rahmen seines e-gas-Projekts. Auch für Erdgas existiert ein riesiges Speicher- und Leitungsnetz. Brennstoffzellen mit ihrem hohen Wirkungsgrad könnten auf lange Sicht für Langstreckenfahrzeuge interessant werden, sogar für Lastwagen und Omnibusse. Nicht nur Toyota und Hyundai arbeiten an ihnen, sondern auch viele andere Automobilhersteller.

 Auch der Hyundai ix35 Fuel Cell ist ein Elektrofahrzeug. Wie der Mirai verfügt er über eine Brennstoffzelle, die aus Wasserstoff Strom herstellt. Fotos: Toyota, Hyundai

Auch der Hyundai ix35 Fuel Cell ist ein Elektrofahrzeug. Wie der Mirai verfügt er über eine Brennstoffzelle, die aus Wasserstoff Strom herstellt. Fotos: Toyota, Hyundai

 Der Mirai kommt erst im September nach Deutschland; dann auch mit Linkslenkung.

Der Mirai kommt erst im September nach Deutschland; dann auch mit Linkslenkung.

 Im Hyundai mit Brennstoffzelle kommt die Armaturentafel aus dem SUV ix35 zum Einsatz.

Im Hyundai mit Brennstoffzelle kommt die Armaturentafel aus dem SUV ix35 zum Einsatz.

 Wasserstoff wird wie andere Kraftstoffe auch per Zapfpistole getankt – hier im Hyundai.

Wasserstoff wird wie andere Kraftstoffe auch per Zapfpistole getankt – hier im Hyundai.

 In den beiden Tanks (gelb) im Toyota Mirai können zusammen fünf Kilogramm Wasserstoff unter 700 bar Druck gespeichert werden.

In den beiden Tanks (gelb) im Toyota Mirai können zusammen fünf Kilogramm Wasserstoff unter 700 bar Druck gespeichert werden.

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Ausführung:LimousinePreis:78 590 EuroLänge:4,89 MeterBreite:1,82 MeterHöhe:1,54 MeterRadstand:2,78 MeterLeergewicht:1850 KilogrammMotor:ElektromotorLeistung:155 PS/114 kWDrehmoment:335 Newtonmeter ab 0 U/minCO{-2}-Ausstoß:0 g/kmSpitze:178 km/h0 auf 100 km/h:12,5 SekundenNormverbrauch:ein Kilogramm Wasserstoff

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