Automobilbranche Ein mutiger Schnitt am Hinterteil

Frankfurt · Kia bringt nach dem Fünftürer und Kombi den ProCeed als dritte Variante der Ceed-Baureihe. Äußere Kennzeichen sind die nach hinten abfallende Dachlinie sowie die schräge Heckscheibe.

 Der Kia ProCeed ist eine Mischung aus Coupé und Kombi. Diese Kombination wird Shooting Brake genannt.

Der Kia ProCeed ist eine Mischung aus Coupé und Kombi. Diese Kombination wird Shooting Brake genannt.

Foto: Kia

Eher selten sieht man hierzulande auf den Straßen Autos, die eine Mischung aus Coupé und Kombi darstellen. Diese Fahrzeuge mit nach hinten abfallender Dachlinie werden Shooting Brake genannt. Mit diesem Wagentyp, der geräumig und schnittig zugleich ist, fuhren in den 1960er Jahren in Großbritaniien gerne die Lords zur Jagd.

Einzig bei Mercedes-Benz ist derzeit noch der CLA als Shooting Brake im Programm. Jetzt bietet Kia den ProCeed als Shooting Brake an und folgt damit einem Trend, der die hochbeinigen SUVs ablösen könnte. Zudem ist gerade der fünftürige Ceed als GT-Version im Sportanzug in die Verkaufsräume gerollt.

Alle Ceed-Modelle sind mehr Europäer als Koreaner. Form und Linien wurden im Designzentrum in Frankfurt gezeichnet, für die Technik ist das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim verantwortlich, vom Band rollen alle im Werk im slowakischen Zilina. Um auch beim Fahrwerk den Geschmack der europäischen Kundschaft zu treffen und die richtige Balance zwischen Komfort und Härte zu finden, wurde ein Großteil der Test- und Abstimmungsfahrten in der Eifel und auf dem Nürburgring durchgeführt.

Die Plattform und den Radstand von 2,65 Metern teilt sich der neue Shooting Brake mit Fünftürer und Kombi. Mit dem ProCeed hat Kia das flachste Modell in dieser Fahrzeugklasse auf die Räder gestellt. Im Vergleich zum Ceed-Kombi misst er bei nahezu identischer Länge (4,61 Meter) und Breite (1,80 Meter) in der Höhe nur 1,42 Meter. Einschließlich des um ein Fingerbreit tiefer gelegten Fahrwerks ist er damit reichlich vier Zentimeter niedriger als dieser.

Der Neue wirkt von der Seite betrachtet durch die abfallende Dachlinie flach und langgestreckt. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die schmalen Seitenfenster und das Chromteil in Form einer Haifischflosse, das im hinteren Seitenfenster eingesetzt ist. Dieses Designelement hat sich Kia bei der französischen Edelmarke DS abgeschaut. Gegenüber der Senkrechten ist die Heckscheibe um 64,2 Grad nach vorn geneigt, gut 13 Grad mehr als beim Kombi.

Durch die neu geformten Stoßfänger mit den in glänzendem Schwarz lackierten Eckteilen vorn und hinten wirkt der ProCeed breiter und flotter als seine Schwestermodelle. Das durchgehende Leuchtband zwischen den LED-Rückleuchten, der große Dachkantenspoiler und die Modellbezeichnung, die in großen Lettern auf der Heckklappe prangt, verstärken diesen Eindruck. Auf den ersten Blick zeigen sich in der Heckansicht durchaus Ähnlichkeiten zum Porsche Panamera Turismo.

Angeboten wird der ProCeed ausschließlich in den Ausstattungen GT und GT Line. Die Farbe Rot übernimmt beim GT außen und innen eine prägende Rolle und findet sich in den Waben des Kühlergrills, den Zierleisten an Frontschürze und Seitenschwellern sowie den Bremssätteln wieder. Innen schmücken rote Kontrastnähte Sportsitze, Lenkrad, Schalthebel und Türverkleidungen.

Neben dem stärksten Motor mit 1,6 Liter Hubraum und 204 PS/150 kW sind der Diffusor am Heck, die Klappenauspuffanlage sowie größere vordere Bremsscheiben dem GT vorbehalten. Ab Werk rollt er auf 18-Zoll-Rädern. Beim schwächer motorisierten Bruder mit dem Beinamen GT Line sind diese ein Zoll kleiner. Für ihn stehen zwei Antriebe zur Wahl: der 1,4-Liter Turbo-Benziner mit 140 PS/103 kW und der 1,6-Liter-Diesel mit 136 PS/100kW. Wer die sechs Gänge des Getriebes nicht selbst wechseln möchte, kann dies für 2000 Euro Aufpreis einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe überlassen.

Die Abgasreinigung verstärkt bei den Benzinern ein Partikelfilter, beim Diesel ein SCR-Katalysator. Alle Motoren erfüllen die Abgasnorm Euro 6d-temp. Einen Minuspunkt gibt es nach unserer Testfahrt für die Übersichtlichkeit, da die Sicht nach hinten durch die kleine Heckscheibe deutlich eingeschränkt ist: Ein Jagdwagen muss ja nicht unbedingt nur Schießscharten statt Fenster haben. Gut, dass eine Rückfahrkamera zumindest beim Rangieren und Einparken hilft.

Positiv fielen uns dagegen die Platzverhältnisse auf der Rückbank auf. Bei reichlich Beinfreiheit leidet die Kopffreiheit nicht unter der abfallenden Dachlinie. Selbst das Fassungsvermögen des Kofferraums liegt nur 30 Liter unter den 625 Litern des Kombis. Allerdings muss das Gepäck beim Einladen zehn Zentimeter höher angehoben werden, da die Ladekante 72 Zentimeter über dem Boden liegt.

Der Einstiegspreis für den ProCeed GT Line liegt bei 27 690 Euro, der GT ist 3500 Euro teurer. Das flotte Äußere lässt sich Kia bezahlen: Bei vergleichbarer Ausstattung kostet der ProCeed damit 700 Euro mehr als der Kombi Sportswagon.

Noch in diesem Jahr sollen für alle Ceed-Modelle ein Mild-Hybrid-Antrieb mit 48-Volt-Bordnetz und für den SW ein Plug-in-Hybrid folgen. Außerdem wurde eine vierte Karosserieform des Ceed angekündigt, zu der die Kia-Verantwortlichen aber noch keine näheren Angaben machen wollten. Womöglich gibt es eine Ausführung im Abenteuerkleid.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort