In jedem Fall nobel zum Geschäftstermin

Saarbrücken · Dienstwagenfahrer haben im Premiumsegment eine tolle Auswahl. Viele stellen sich jetzt die Frage, was die Limousine der neuen Mercedes E-Klasse besser kann als die älteren Konkurrenten 5er-BMW und Audi A6.

 Die neue E-Klasse von Mercedes-Benz fährt teilweise völlig selbstständig. Fotos: Hersteller

Die neue E-Klasse von Mercedes-Benz fährt teilweise völlig selbstständig. Fotos: Hersteller

Mercedes-Benz hat im Frühjahr mit der neuen E-Klasse vorgelegt und will im gehobenen Segment möglichst das Maß aller Dinge sein. Deshalb haben die Stuttgarter in die Limousine alles hineingepackt, was geboten erscheint. Seit Kurzem ist auch der Kombi (T-Modell) erhältlich.

Bei BMW und Audi , den schärfsten Konkurrenten in der Business-Klasse, treten die 5er- und A6-Modelle noch in der seit fünf und sechs Jahren aktuellen Generation an. Können sie in wichtigen Disziplinen noch mithalten?

Auch wenn das Design Geschmackssache ist, optisch wirken die Blechkleider von 5er-BMW und Audi A6 nach wenigen Jahren noch nicht angestaubt. Aber keine Frage, der wuchtige Neuling aus Stuttgart trifft den aktuellen Trend etwas besser. Doch darauf kommt es eigentlich nicht an. Vielmehr geht es darum, ob die neue Mercedes E-Klasse technisch auf dem neuesten Stand ist. Legt sie zumindest vorläufig einen Vorsprung hin? Denn bei den Konkurrenten in München und Ingolstadt laufen die letzten Vorbereitungen für die Einführung der Nachfolgemodelle 2017.

Äußerst bequem reisen

Bei Innenraum und Gepäckabteil hat keiner der Kandidaten die Nase wirklich vorn. Vier Insassen finden in allen drei Modellen äußerst bequem Platz. Nur im Fond ist der BMW einen Tick enger, was höchstens mit dem Maßband erkennbar ist. Mehr als 500 Liter fürs Gepäck sind sehr ordentlich, wobei der Mercedes auch hier ein Quäntchen mehr (540 Liter) fasst. Ein Pluspunkt beim Audi ist der große Fond. Auf Wunsch gibt es vielfach verstellbare Sportsitze.

Den motorischen Fortschritt demonstriert bei der in unserem Test gefahrenen E-Klasse-Limousine bereits der neue 2,0-Liter-Diesel. Mercedes hat den Vierzylinder im E 220 d komplett erneuert. Er ist kleiner und dank Voll-Aluminium leichter als sein Vorgänger, hat statt 2143 jetzt 1950 Kubikzentimeter Hubraum. In der Praxis ist er leise, mit seinen 194 PS/ 143 kW und 400 Newtonmetern Drehmoment kräftig und nicht zuletzt sparsam. Die hochmoderne Neunstufen-Automatik, die bei Kickdown mehrere Gänge zurückschaltet, ist serienmäßig an Bord. Der Antrieb erfolgt wie beim BMW 520d, der mit einer Achtgang-Automatik ausgestattet ist, über die Hinterräder.

Im frontgetriebenen A6 2.0 TDI, der wie der 5er 190 PS/140 kW und 400 Newtonmeter leistet, arbeitet statt einer Wandler-Automatik ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Unterschiede sind kaum zu spüren. Die S-Tronic im Audi wechselt harmonisch die Gänge, inzwischen selbst beim Anfahren ohne Ruckeln.

Fast gleichauf liegen die drei Limousinen der gehobenen Mittelklasse in den Verbrauchswerten, mit kleinen Vorteilen für den Mercedes. Der E 220 d wird im genormten Wert mit nur 4,0 Litern Diesel auf 100 Kilometer angegeben, der 520d mit 4,1 Litern und der A6 mit 4,3 Litern. Auf einer Rundstrecke zurückhaltend bewegt, begnügte sich der Mercedes mit 4,9 Litern, der BMW mit 5,2 und der Audi mit 5,0 Litern.

In der Praxis sollten sich die Fahrer mit durchschnittlich 6,7 Litern (E 220 d) bis 7,1 Liter (520d) pro 100 Kilometer anfreunden. Besonders zügiges Fahren auf Autobahnen dürfte den Spritkonsum im Schnitt auf etwa 8,5 Liter anheben.

Seine Qualitäten gegenüber den Rivalen demonstriert der Mercedes E 220 d in der Fahrwerksabstimmung und im Komfort. Einerseits sind Federung und Dämpfung sportlicher und agiler ausgelegt, andererseits komfortabler. Mit der neuen Luftfederung (Aufpreis 2261 Euro), die sich über drei Luftkammern je Federbein der Fahrsituation automatisch anpasst, setzen die Stuttgarter einen Maßstab. Die E-Klasse schwebt dann sozusagen über die leichten bis mittleren Verwerfungen der Straßenoberfläche. Querfugen und Bodenwellen bügelt sie souverän weg.

Beim Audi A6 hilft die Luftfederung (für 1950 Euro) etwas feiner über Bodenunebenheiten hinweg, allerdings ohne das Gefühl des Schwebens zu vermitteln, das in der neuen E-Klasse manchen Insassen auf den ersten Kilometern etwas irritieren kann.

Ganz ohne solche Hilfsmittel kommt der gefahrene 520d aus. Ausgestattet mit Stahlfedern kann er durchaus im Wettbewerb der Drei mithalten. Auf groben Unebenheiten verhält er sich sogar noch gelassener, weil er auf superbreite Socken (Niederquerschnittsreifen) verzichtet. Im Test kam er mit 225/55er-Pneus auf 17-Zoll-Rädern aus, während Mercedes hinten dicke Socken 275/40er auf 18 Zoll aufzieht. Audi setzt rundum auf die noch größeren 19-Zoll-Räder und 255/40er-Räder. In Kombination mit der Luftfederung machen sie den frontgetriebenen A6 bis in den Grenzbereich gut beherrschbar und lenken präzise ein. Nur um die Mittellage könnten sie mehr Fahrbahnkontakt vermitteln.

Der BMW kann, wenn er für 1750 Euro Mehrpreis mit Integral-Aktivlenkung ausgerüstet ist, mindestens so gut um die Kehren pfeifen wie die beiden anderen, selbst mit der komfortorientierten Serienbereifung. Das bringt echten Fahrspaß. Bei den Leistungswerten hält er ebenfalls mit, schafft es von 0 auf Tempo 100 in 8,2 Sekunden (E 220 d: 7,9 Sekunden) und in der Spitze 233 km/h. So schnell ist auch der A6 2.0 TDI; der E 220 läuft 240 km/h. Leichte Abstriche gibt es bei der Bremswirkung des 520d, sie leidet etwas unter den schmaleren Reifen.

Jedenfalls hat die jüngste Generation der E-Klasse erfreulicherweise ihre frühere Gemütlichkeit abgelegt, sie biegt nun zackig um die Kurven. Trotz der Länge von immerhin 4,92 Metern gibt sich das 1800-Kilogramm-Auto außerdem sehr handlich, wozu auch die direktere Lenkung beiträgt. Die Konkurrenten bringen kaum weniger auf die Waage, am ehesten der BMW mit 1700 Kilogramm. Zum guten Fahr- und Komforteindruck des Mercedes tragen die ausgezeichnete Kraftentfaltung, der Durchzug und das dezente Arbeitsgeräusch des Turbodiesels bei. Nur der A6 2.0 TDI ist innen leiser.

Wo kann der Mercedes mehr? Beim teilautonomen Fahren. Keiner weiß, ob das die Mehrzahl der Autofahrer braucht, aber viele finden es wohl ganz nett, wenn sie - zumindest kurzfristig - die Hände vom Lenkrad wegnehmen können. Vieles in der E-Klasse setzt neue Standards. Kameras, Radarsensoren und sonstige Elektronik machen es möglich. Selbst Tempolimits werden früh erspäht und vom Tempomaten berücksichtigt. Für Bußgelder bleibt kein Raum mehr. Wovon sollen die Gemeinden künftig leben?

Verkehrsinfos in Echtzeit

Ob Kollege Autopilot auch bei Schneetreiben sicher fährt, konnten wir noch nicht testen. Soll er aber, beteuert Mercedes. Selbstverständlich hat der neue Mercedes-Benz auch alle Assistenzsysteme (viele optional), die der Markt heute hergibt. Auch beim Infotainment machen die Stuttgarter einen Riesenschritt nach vorn, zum Beispiel bei der Vernetzung und beim großen Display mit Navigation (optional). Die Navi-Karte zeigt Verkehrsinfos in Echtzeit und sogar die Spritpreise an Tankstellen.

 Die Stahlfederung des 5er-BMW bietet einen hohen Fahrkomfort.

Die Stahlfederung des 5er-BMW bietet einen hohen Fahrkomfort.

 Der Audi A6 überzeugt mit seinem Platzangebot im Fond.

Der Audi A6 überzeugt mit seinem Platzangebot im Fond.

 Auf Wunsch gibt's die E-Klasse mit digitalem Cockpit.

Auf Wunsch gibt's die E-Klasse mit digitalem Cockpit.

 Auf der Mittelkonsole des 5er-BMW thront der iDrive-Knopf.

Auf der Mittelkonsole des 5er-BMW thront der iDrive-Knopf.

 Im Audi A6 gibt es einen ausfahrbaren Navi-Bildschirm.

Im Audi A6 gibt es einen ausfahrbaren Navi-Bildschirm.

Von den drei großen Limousinen ist der Mercedes-Benz am teuersten. Den E 220 d erhält der Kunde ab 47 124 Euro, den BMW 520 d ab 45 730 Euro und den Audi A6 2.0 TDI ab 44 600 Euro - jeweils mit Automatikgetriebe.

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