Neuvorstellung Der Geheimtipp des Sommers 2020

Offenbach · Die Riege der kleinen Raumwunder ist in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft. Inzwischen befindet sich der Honda Jazz allein auf weiter Flur.

 Honda bietet den neuen Jazz ausschließlich mit einem Vollhybridantrieb an, der nicht an die Steckdose muss.

Honda bietet den neuen Jazz ausschließlich mit einem Vollhybridantrieb an, der nicht an die Steckdose muss.

Foto: Honda

Auch der japanische Autohersteller Honda muss den auf durchschnittlich 95 Gramm aktualisierten CO2-Flottengrenzwert im Jahr 2020 einhalten, um kostspielige Strafzahlungen zu vermeiden. Genau dabei soll der neue Jazz helfen: Weil es das kleine, aber nicht gerade günstige Elektroauto namens Honda e allein nicht schaffen kann, rollt die neue Jazz-Generation nun ausschließlich mit Hybridtechnik auf die Straße. Der CO2-Ausstoß des 4,04 Meter langen Kleinwagens liegt, umgerechnet zum nach wie vor entscheidenden NEFZ-Normwert, bei 82 Gramm pro Kilometer.

Enorm ist der technologische Aufwand für diesen niedrigen Wert. Honda setzt auf ein e-HEV getauftes Hybridsystem, welches aus einem 1,5-Liter-Benziner, einem Lithium-Ionen-Akku (Kapazität 0,86 kWh) und zwei kompakten Elektromotoren besteht. Diese E-Maschinen erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Die eine dient als Antriebseinheit, die andere als Generator zur Stromgewinnung. Ein Getriebe lässt Honda bewusst weg und rüstet den Jazz stattdessen mit einer elektronisch gesteuerten stufenlosen Kraftübertragung aus. Dieser Direktantrieb mit einem festen Übersetzungsverhältnis verbindet die beweglichen Antriebsteile und überträgt in allen Fahrsituationen ein möglichst gleichmäßiges und wirkungsvolles Drehmoment.

Drei Fahrprogramme kennt der Kleinwagen mit dem leicht erhöhten Dach: Elektroantrieb (EV Drive), Hybridantrieb (Hybrid Drive) und Motorantrieb (Engine Drive). Bis Tempo 80 treibt allein der Elektromotor die Räder an. Sobald dem kleinen Akku der durch Bremsenergierückgewinnung geladene Saft ausgeht, erzeugt der Verbrennungsmotor den für den elektrischen Vortrieb nötigen Strom. Lediglich bei höheren Geschwindigkeiten schließt sich zeitweise eine Kupplung und der Benziner ist direkt mit der Antriebswelle verbunden.

Während der Wechsel zwischen den drei Antriebsweisen nahezu unmerklich geschieht, sind die Geräusche des sich bei Bedarf zuschaltenden Benziners in bestimmten Fahrsituationen nicht zu überhören. Eine eindrucksvolle Tonlage erreicht der Jazz beim beherzten Tritt aufs Gaspedal auf dem Beschleunigungsstreifen. Einmal auf der Autobahn angekommen, beruhigt er sich wieder und gleitet entspannt dahin. Das Benzintriebwerk leistet 97 PS/72 kW, der Elektromotor kommt auf 109 PS/80 kW und gibt ein stattliches Drehmoment von 253 Newtonmetern ab.

Diverse Fahrassistenten an Bord erhöhen den Komfort und das Sicherheitsgefühl und tragen so zum entspannten Fahren bei. Das Herzstück der Honda Sensing genannten Sicherheitstechnologien ist eine neue hochauflösende Weitwinkelkamera vor dem inneren Rückspiegel. Kollisionswarner, Abstandstempomat und Spurhalteassistent nutzen die Daten des Kamerabildes ebenso wie die Verkehrszeichenerkennung. Mit dieser arbeitet der automatische Tempobegrenzer zusammen, der auf Wunsch die aktuell erlaubte Geschwindigkeit einhält. Weil er das ausgesprochen abrupt und streng tut, verzichteten wir bei ersten Testfahrten auf eine längerfristige Nutzung des elektronischen Bremsklotzes.

Der neue Jazz erhält als erstes Fahrzeug seiner Klasse einen sogenannten zentralen Frontairbag serienmäßig. Dieser entfaltet sich im Falle eines heftigen Seitenaufpralles aus der Lehne des Fahrersitzes und mildert den Zusammenprall mit dem Körper des Beifahrers ab.

Im Hinblick aufs Design fährt der neue Jazz in anderen Regionen als sein Vorgänger, dessen etwas zerklüftete Bugpartie vom schnittigen Civic inspiriert war. Nun geht es abgerundeter und klarer zu. Auffällig sind die augenartigen Scheinwerfer mit der freundlichen Form des Tagfahrlichts.

Sichtbar kerniger tritt die Crosstar-Ausführung (ab 26 250 Euro) auf. Dunkle Plastik-Verkleidungen rund ums Auto, eine Dachreling und eine um drei Zentimeter erhöhte Bodenfreiheit wecken die Abenteuerlust. Bei Kunden, die auch zu einem SUV greifen würden, könnte das gut ankommen. Der Fahrer blickt auf ein aufgeräumtes Cockpit mit hübschem Zweispeichen-Lenkrad und digitalen Instrumenten. In der Mitte der Armaturentafel bietet der berührungsempfindliche Bildschirm eines der reaktionsfreudigsten Unterhaltungs- und Navigationssysteme auf dem Markt. Der Jazz hat trotz des nicht vorhandenen Getriebes einen normalen Automatik-Wahlhebel bekommen, der etwas hakelig einrastet.

Vom Vorgängermodell übernommen wurde der eher exotische Einbauort des Kraftstofftanks unterhalb der Vordersitze. Dadurch ergeben sich mehr Möglichkeiten im Fond, die der Jazz in Form der hochklappbaren Fläche der Rücksitzbank und der durchdachten Umklapp-Technik bestens nutzt. Das reguläre Gepäckabteil fasst 304 Liter.

 Der Jazz bietet ein Zweispeichen-  Lenkrad und digitale Instrumente.

Der Jazz bietet ein Zweispeichen- Lenkrad und digitale Instrumente.

Foto: Honda

Mit einem Einstiegspreis von 22 000 Euro zählt der neue Jazz gewiss nicht zu den Schnäppchen in der Welt der Kleinwagen. Dank seines vielseitig nutzbaren Innenraums, des zeitgemäßen Cockpits und der innovativen Hybridtechnik kann er sich jedoch guten Gewissens um den Titel „Auto-Geheimtipp des Sommers 2020“ bewerben. Das Auto steht bereits bei den Händlern.

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