Fahrspaß in der Dreirad-Flunder

Chamonix Mont Blanc · Aus den USA kommt ein neuartiges Freizeitgefährt namens Slingshot zu uns. Als Besonderheit rollt es auf nur drei Rädern. Es bringt wenig Gewicht auf die Waage und bietet die Fahrleistungen eines Sportwagens.

 Wer im Power-Dreirad durch die Gegend flitzt, zieht unweigerlich die Blicke sämtlicher Passanten auf sich. Fotos: Keryan Sorton, Ralf Schütze

Wer im Power-Dreirad durch die Gegend flitzt, zieht unweigerlich die Blicke sämtlicher Passanten auf sich. Fotos: Keryan Sorton, Ralf Schütze

Fahrfreude auf einem Dreirad, das kennen wir aus der frühen Kindheit. Der eigentlich für Schneemobile und Quads bekannte US-Konzern Polaris lässt jetzt den legendären Threewheeler (Dreirad) wiederaufleben: zwei Räder vorn, eines hinten, dazwischen ein offenes Cockpit für zwei Insassen und jede Menge Fahrspaß.

Für 29 990 Euro bietet der Slingshot (deutsch: Steinschleuder) die Fahrleistungen eines Sportwagens, denn 175 PS/129 kW müssen mit nur 786 Kilogramm fertigwerden. Mit 4,49 kg/PS Leistungsgewicht nimmt es das US-Unikum sogar mit dem Porsche Boxster 3.4 S auf, der doppelt so teuer ist.

Wir konnten den Slingshot auf den kurvigen Bergstraßen zu Füßen des Mont Blanc testen und stellten schnell fest: Die Steinschleuder wird ihrem Namen absolut gerecht, denn das ultraleichte Dreirad geht tatsächlich ab wie ein Geschoss. Der 2,4-Liter-Vierzylinder-Saugmotor von General Motors erwacht in der dreirädrigen Fahrmaschine so richtig zum Leben und spendiert spätestens ab 2000 U/min druckvolle Kraft. Zusammen mit einer knackigen Schaltung garantiert dies reichlich Fahrspaß. Der Slingshot bietet fast so viel Fahrtwind wie ein Motorrad, gepaart mit dem hohen möglichen Kurventempo eines sportlichen Roadsters .

Direkt vor dem offenen Cockpit mit zwei Sitzen lenkt nur ein zierliches Windschutzscheibchen den Fahrtwind nach oben.

In Deutschland reicht für den Slingshot ein Autoführerschein, falls man diesen vor dem 19. Januar 2013 erworben hat. Sonst ist eine Motorradlizenz der Klasse A nötig und es gilt ein Mindestalter von 21 Jahren. Dank Sicherheitsgurten dürfte man sogar ohne Helm im Power-Dreirad sitzen, was angesichts des offenen Cockpits mit niedrigen Seitenwänden aber nicht zu empfehlen ist.

Der Slingshot bietet ein besonderes Fahrgefühl. Die Landschaft neben und der Asphalt unter einem rauschen wie im Flug vorbei. In 5,5 Sekunden, wie nur inoffiziell zu erfahren war, katapultieren die 175 PS das Leichtgewicht auf 100 km/h. Erst bei 220 ist Schluss. 37 Liter Tankvolumen reichen für bis zu 450 Kilometer. Offizielle Angaben fehlen auch zum Verbrauch. Je nach Fahrweise soll der bei rund acht Litern Super für 100 Kilometer beginnen.

Der Slingshot ist relativ kurz (3,80 Meter), extrem flach (1,32 Meter), aber sogar noch etwas breiter (1,97 Meter) als der italienische Supersportwagen Lamborghini Huracán. Besonders auffällig ist das einzelne 225er-Hinterrad. Das Vorhaben der Dreirad-Macher von Polaris, etwas Einzigartiges auf drei Räder zu stellen, ist gelungen. Wer im Power-Dreirad durch die Straßen flitzt, zieht unweigerlich die Blicke sämtlicher Passanten auf sich. Die Menschen verdrehen sich den Kopf nach dem andersartigen Gefährt. Die offen zur Schau gestellte Slingshot-Besatzung verzichtet zwar auf Komfortzubehör wie Heizung und Klimaanlage, genießt jedoch im Europa-Modell Slingshot SL, der mittleren von drei US-Varianten, immerhin den satten Klang einer Audioanlage mit USB-Anschluss. Allerdings ist Musik hier überflüssig, denn man lauscht gerne dem sonoren Motorsound.

Anstrengend wirkt dagegen ein gewisses Surren, das vom Antriebsstrang her vor allem im Schiebebetrieb zu hören ist. Selbst mit aktivierten elektronischen Helfern - serienmäßig gibt es ABS, ESP und Traktionskontrolle - sind spürbare Driftwinkel möglich. Viel Grip auf den beiden Vorderrädern und volle Antriebskraft auf dem hinteren Einzel-Gummi machen's möglich. Das Heck bricht zwar relativ früh aus, bleibt aber stets angenehm kontrollierbar. Noch im zweiten Gang dreht das Hinterrad auf Wunsch durch. In USA ist der Slingshot seit etwa einem Jahr auf dem Markt. Deutschland-Premiere war auf der Essener Motor-Show im vergangenen November. Für 2016 rechnet Polaris hierzulande mit 200 Käufern.

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 Der dreirädrige, zweisitzige Polaris Slingshot ist flach wie eine Flunder. Eine kleine Windschutzscheibe lenkt den Fahrwind nach oben.

Der dreirädrige, zweisitzige Polaris Slingshot ist flach wie eine Flunder. Eine kleine Windschutzscheibe lenkt den Fahrwind nach oben.

Auf einen Blick Slingshot SL: Preis 29 990 Euro, 3,80 Meter lang, 1,97 Meter breit, 1,32 Meter hoch, 786 Kilogramm Leergewicht, Vierzylinder-Benzinmotor, 2384 ccm Hubraum, 175 PS/129 kW Leistung, 227 Nm Drehmoment bei 4700 U/min, 220 km/h Spitze, in 5,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h. rs

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