Ein mitreißendes Elektromobil

Achenkirch · Mit über 90 000 Euro hat das Elektromobil Tesla S 85D einen stolzen Preis. Dafür kann das Fahrzeug neben seiner Reichweite auch mit einer fabelhaften Beschleunigung und großem Komfort punkten.

 Der Tesla S85 D wird elektrisch betrieben. Er schafft es im Handumdrehen auf Tempo 100. Fotos: Schütze

Der Tesla S85 D wird elektrisch betrieben. Er schafft es im Handumdrehen auf Tempo 100. Fotos: Schütze

 Das Cockpit des Tesla S85 D ist schlicht gehalten. In der Mitte steht ein 17,5 Zoll großer berührungsempfindlicher Bildschirm.

Das Cockpit des Tesla S85 D ist schlicht gehalten. In der Mitte steht ein 17,5 Zoll großer berührungsempfindlicher Bildschirm.

"Wir sind sehr auf Nachhaltigkeit bedacht. Da ist es eigentlich nur logisch, dass sich unsere Gäste einen Tesla ausleihen können.” Georg Aurbacher ist Verkaufsleiter im Fünf-Sterne-Posthotel in Achenkirch . Hier im Norden Tirols stoßen Touristen in der Tiefgarage seit Oktober auf einen ungewohnten Anblick: Eine viertürige, 4,97 Meter lange Sportlimousine hängt am Ladekabel. "Das ist ein Tesla, ein amerikanisches Elektroauto." Praktisch jeden Tag erliegt ein Tourist im Posthotel der Verlockung, für einen Tag das Elektromobil zu mieten. Die Fahrer, so Aurbacher, seien danach begeistert.

Diese Begeisterung ist nachvollziehbar. Die B 181 zwischen Achensee und dem Zillertal ist oft auf Tempo 70 begrenzt. Wer weiß, wie oft in Österreich per Radar das Tempo kontrolliert wird, hält sich penibel daran. Die ungeduldigen Autofahrer, die sich immer wieder dicht ans Heck des Tesla heften, erleben am Ende der Tempobegrenzung ein blaues Wunder: Wie vom Gummiband gezogen katapultiert der Elektromotor die Limousine auf Tempo 100. Zurück bleiben verblüffte Drängler.

Die Passagiere im Tesla sind ebenfalls beeindruckt. Sie können die Beschleunigung kaum fassen. Der elektrische Fahrspaß zehrt offenbar nur moderat an der möglichen Restreichweite. Das zeigt der riesige, 17,5 Zoll große Touchscreen in der Mittelkonsole, der hochkant alle wichtigen Funktionen anzeigt.

Im Cockpit herrscht noble Schlichtheit. Keinerlei überladenen Schalter-Flächen. Alles lässt sich intuitiv bedienen. Tesla-Gründer Elon Musk ist nicht nur für seine Exzentrik berüchtigt, sondern auch für konsequente Kundenorientierung bekannt. Das sei auch einhellige Meinung der Hotelgäste, so Aurbacher. Die typischen Reaktionen der Tester: "Immer Staunen und Verwunderung. Zum einen, weil er so ruhig ist, und zum anderen wegen der starken Beschleunigung.” Die vielen Assistenzsysteme funktionieren ebenfalls reibungslos.

Neben dem Leuchtturm am östlichen Achensee liegt ein Parkplatz dicht am Ufer. Sofort bleibt eine Gruppe von sechs radfahrenden Touristen aus Straßburg stehen. Sie wollen mehr über das futuristische Gefährt erfahren, als sie ohnehin wissen.

Die 660 Nm Drehmoment des Elektroantriebs wirken über Front- und Heckmotor auf beide Achsen. Das ist nahezu die Schubkraft des Ferrari FF 6.3 V12 - allerdings muss der Italo-Sportler erst einmal auf Touren kommen. Der Tesla dagegen schüttelt seine volle Power ab der ersten Umdrehung der E-Motoren locker heraus. Deshalb dieser fulminante Antritt, der wegen der Stille im Fahrzeug umso heftiger wirkt.

Große Überraschung: Die theoretische Reichweite von 528 Kilometern erscheint nach der Testfahrt durchaus realistisch. Dazu trägt bei, dass neben dem dynamischen Antritt auch das gemütliche Dahinsegeln im Tesla S 85D Spaß macht. Wählt man aus drei Fahrmodi "Comfort”, rollt der Strom-Bolide spürbar bequemer ab, als bei "Normal” oder "Sport”. Das Aufladen geht im optimalen Falle per "Supercharger” schnell: 270 km Reichweite in 30 Minuten. Freude bereitet das sogenannte Rekuperieren. Der Riesenmonitor zeigt in Diagrammen, wie beim Bergabfahren von Stockberg nach Achenkirch Strom in die 8000 Lithium-Ionen-Zellen zurückfließt.

Der 90 100 Euro teure Tesla S 85D ist weder ein Schnäppchen noch perfekt, auch wenn es relativ wenig auszusetzen gibt. Die Lenkung wirkt etwas eigenwillig, die geringe Konturierung von Vorder- und Rücksitzen fällt vor allem deshalb auf, weil man mit dem 2,1-Tonner erstaunlich agil unterwegs ist. Hier macht sich bemerkbar, dass ein großer Teil des Gewichts schwerpunktgünstig tief liegt, allen voran die Motoren und Akkus .

Den Preis muss man übrigens relativ sehen: Wenn eine Fahrer auf viel Leistung pro Euro steht, greift er zur aufgemotzten Version des Tesla S P85D. Das Modell hat gigantische 772 PS und kostet 111 200 Euro. Inklusive acht Jahren Garantie auf Akkus und Antriebsstrang sind das 144 Euro pro PS. Das ist im Verhältnis gesehen deutlich günstiger als die Basisversion des VW-Flaggschiffs Golf, der auf 208 Euro pro PS kommt, allerdings bei weitem nicht so mitreißend ist.

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