Ein Kaufmann erfand den Viertaktmotor

Köln · Nikolaus Otto war ein genialer Tüftler. Ihm zu Ehren wird der Benzinmotor heutzutage auch Ottomotor genannt.

 Der Ottomotor ist nach dem Erfinder Nikolaus Otto benannt. Foto: Daimler

Der Ottomotor ist nach dem Erfinder Nikolaus Otto benannt. Foto: Daimler

Foto: Daimler

Nikolaus Otto, der vor 185 Jahren geboren wurde, am 10. Juni 1832, prägte wie kein anderer das Zeitalter des Automobils. Auf der Weltausstellung in Paris präsentierte er vor 150 Jahren, im Jahr 1867, einen Gasmotor, der nach dem Viertaktprinzip arbeitete. Er wurde dafür mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Der heute für Benzinmotoren ebenfalls übliche Name Ottomotoren wurde jedoch erst 1936 vom Verband Deutscher Ingenieure (VDI) vorgeschlagen. Er gilt seit 1945 für alle Hubkolbenmotoren mit Zündkerze. Otto war allerdings kein Ingenieur. Er hatte überhaupt kein Studium absolviert, sondern eine kaufmännische Lehre gemacht. Er war ein Tüftler, der sich seine Kenntnisse in der Freizeit selbst erarbeitete. Der wohlhabende Kölner Unternehmer Eugen Langen erkannte dank seines technischen Wissens die Möglichkeiten von Ottos Erfindung und gründete mit ihm zunächst die Firma N.A. Otto & Cie, die erste Motorenfabrik der Welt, und nach deren Konkurs die Gasmotorenfabrik Deutz. Sie ging später in die KHD (Klöckner-Humboldt-Deutz) auf, die heutige Deutz AG.

Nikolaus Otto, der Vater von sieben Kindern war, musste immer wieder auf die finanzielle Hilfe von Eugen Langen zurückgreifen. So übernahm jener bei der Pleite der ersten Fabrik Ottos Schulden in Höhe von 18 000 Talern.

Der tüftelte derweil an einer elektrischen Zündung, womit sein Motor ab 1884 nicht mehr nur mit Gas, sondern auch mit flüssigen Kraftstoffen betrieben werden konnte - Grundlage für die Automobile von Carl Benz und Gottlieb Daimler.

In Konkurrenz steht der Ottomotor als Antrieb für Pkw seit den 1930er Jahren mit dem Dieselmotor, einer Erfindung von Rudolf Diesel im ausgehenden 19. Jahrhundert. Der Diesel ist ein sogenannter Selbstzünder. Im Gegensatz zum Benzinmotor wird beim Diesel kein Kraftstoff-Luftgemisch eingespritzt. Vielmehr wird reine Luft angesaugt, die im Brennraum so stark komprimiert wird, dass sie sich auf bis zu 700 Grad Celsius erhitzt. Der dann eingespritzte Dieselkraftstoff entzündet sich an der heißen Luft von selbst. Der Diesel ist sparsamer als der Benzinmotor. Die Abgasprobleme des Diesels können heute durch Rußfilter und den Zusatz von Harnstoff gelöst werden.

Der lange Zeit als sauberer angesehene Ottomotor produziert nach der Umstellung auf Direkteinspritzung vermehrt Feinstaub. Der direkt eingespritzte Kraftstoff mischt sich erst im Brennraum mit Luft, sodass einzelne Tröpfchen nicht vollständig verdampfen. So gelangen kleinste Rußpartikel ins Abgas. Diesem Problem wollen die Autohersteller demnächst mit Filtern beikommen.

Das Schaffen von Nikolaus Otto verlief nicht ohne Probleme. Vor ihm hatten schon der Deutsche Christian Reithmann und der Franzose Alphonse Beau de Rochas Patente auf das Prinzip des Viertaktmotors angemeldet. Otto verlor das Gerichtsverfahren gegen Reithmann. Die Gasmotorenfabrik Deutz bot dem Prozesssieger stillschweigend 25 000 Goldmark und eine Rente auf Lebenszeit an. Im Gegenzug unterschrieb Christian Reithmann eine Erklärung, wonach sich Otto weiterhin als Erfinder des Viertaktmotors bezeichnen dürfe. Diese Abmachung blieb zunächst geheim und kam erst 1948 ans Tageslicht. Hätte Reithmann nicht unterschrieben, wären wir heutzutage mit Reithmann-Motoren unterwegs.

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