So einer hat Porsche gerade noch gefehlt. Einer, der äußerlich sofort als Spross des Porsche-Übervaters 911 durchgeht, der aber auch als fixe Familienkutsche punktet. Und beim Ikea-Einkauf, wenn die kleinbürgerliche Konzern-Verwandtschaft Golf und Seat Ibiza nebenan parkt, reißt er zudem lässig seine große Klappe mit bis zu 1500 Liter Stauraum dahinter auf. Dennoch aber gibt sich Porsches neuer, kleiner SUV im Vergleich zum Cayenne deutlich dezenter - und vor allem ist er nicht so gierig.

Frühe Cayenne-Turbo-Fahrer sah man ja nach forcierten Autobahnausritten öfters mal besorgt am Rastplatz unterm Wagen nach einem Loch im Tank abtauchen: Kann ein Auto tatsächlich auf 100 Kilometer 50 Liter Sprit einfach so weggurgeln? Ja, Porsches großer Turbo-Brummer konnte das durchaus.

Im Vergleich zum großen Bruder Cayenne hat der Macan (indonesisch: Tiger) manierliche Trinksitten. Man kann ihn mit sanftem Gasfuß sogar mit gut sechs Litern Diesel beziehungsweise guten neun Litern Super Plus auf 100 Kilometer fahren. Und kultivierter tritt er auch auf. Schmale Schultern, die nach hinten abfallende Dachlinie, die feschen, wenn auch zweckfreien Seitenblenden - all das lässt den mit 4,69 Metern Länge und 1,92 Metern Breite gewiss nicht kleinen Wagen kompakt wirken. Wobei erst ein Treffen mit dem Audi Q5, von dem der Macan die Plattform erbte, vor Augen führt, was für einen Straßenfeger die Porsche-Designer da kreiert haben. Derzeit jedenfalls ist der Macan klar das schönste aller SUV genannten Alleskönnerautos. Und auch eines der rasantesten.

Zumindest wenn man sich im Macan Turbo, dem Spitzenmodell der neuen, fünften Porsche-Baureihe hinters Lenkrad schmiegt. Das ist übrigens - ein hübsches Detail - dem Steuer des Überporsche 918 Spyder nachempfunden. Der 400 PS starke Biturbo-Sechszylinder nun lässt den Macan in 4,8 Sekunden (4,6 Sekunden mit Sport-Chrono-Paket) auf Tempo 100 sprinten. Bei 266 km/h erst ist das Höchstmaß der Tempogefühle erreicht.

Aber was sagen schon nackte Zahlen? Wie der Turbo das auf die Straße bringt, ist hohe Porschekunst. Zum Fahrtest lässt einen Porsche da direkt auf die kleine hauseigene Rennstrecke neben dem Werk Leipzig, wo der Macan jetzt neben dem Cayenne und dem Panamera gefertigt wird. Und mit dem SUV wedelt es sich extrem knackig um alle Kehren. Jede Gerade fordert zum Vollgas-Intermezzo heraus. Und muss man mal bremsen, krallt sich der Wagen geradezu in den Asphalt. Mehr Sportwagen auf vier, im Fall der Fälle ja auch geländetauglichen Rädern geht derzeit nicht. Dagegen kutschiert man im BMW X3 und Audi Q5 wie in überladenen Kleinlastern.

Möglich wird das durch viel Feinarbeit, mit der man sich auch vom Konzernbruder Q5 absetzt. Selbst die Sitzhöhen wurden um einige Zentimeter im Vergleich zum Audi reduziert. Man nimmt so nicht nur sportwagenmäßiger Platz, auch auf den Fahrzeugschwerpunkt und somit die Fahrdynamik wirkt sich das positiv aus. Geschaltet wird grundsätzlich automatisch mit dem Doppelkupplungsgetriebe PDK.

Wer will, kann den Macan noch mit Luftfederung aufpolstern. Vor allem aber ist der Allradantrieb des Macan ein Sahnestück. Die Antriebskraft kann je nach Bedarf in Sekundenbruchteilen bis zu 100 Prozent auf Vorder- oder Hinterachse geleitet werden. So hat man stets besten Vortrieb. Mit diesem System setzt man sich auch von Audi ab. Auch im Gelände kommt man so gut voran: Schotter- und Sandpisten, Schlamm und Schlaglöcher - alles kein Problem, auch wenn man dem Macan nicht zumuten sollte, was der Cayenne oder wirklich kernige Kraxler wie Mercedes G oder der Land Rover Defender schaffen.

Der Macan ist eben kein Matschtyp, er gehört auf die Straße. Für echte Geländeritte ist er auch innen viel zu fein. Mit Leder und feinen Hölzern wurde vieles sehr schick gemacht. Der Fahrer fühlt sich regelrecht vom Wagen umschlossen. Hinten sollten allerdings keine Riesen Platz nehmen wollen. Bein- und Kopffreiheit beschränken sich auf Mittelklasseniveau.

Darüber freilich werden die wenigsten nachdenken, wenn sie den Macan bestellen. 50 000 haben es schon getan. Das ist die gesamte Jahresproduktion des eigens für den Macan erweiterten Werks in Leipzig. Offenbar hat Porsche da mit dem kleinen SUV jetzt neben dem Cayenne - 90 000 Einheiten pro Jahr - einen zweiten Goldesel; vom 911 werden etwas mehr als 25 000 Exemplare pro Jahr verkauft.

Vor allem die beiden Basis-Motorisierungen Macan S (Sechszylinder-Benziner mit 340 PS/250 kW) und Macan Diesel (V6-Turbodiesel mit 258 PS/158 kW) dürften bei Preisen knapp unter 60 000 Euro in Deutschland die Renner sein. Mit dem Dieseltriebwerk, das von Audi stammt, wird der Macan vielleicht sogar zur Einstiegsdroge in die Porsche-Welt. Nun können auch Besserverdiener, denen ein Porsche als Zweitwagen neben dem Familienkombi bisher zu teuer war, links den Zündschlüssel drehen. Auch wenn der Diesel kein Dampfhammer-Aggregat ist, sondern ein vor allem kultiviertes Triebwerk für die bislang vernünftigste Form, einen Porsche zu fahren.

Zum Thema:

Ausführung:SUVPreis:57 930 EuroLänge:4,68 MeterBreite:1,92 MeterHöhe:2,10 MeterRadstand:2,80 MeterLeergewicht:1865 KilogrammZuladung:685 KilogrammGepäckraum:500 - 1500 LiterAnhängelast:2400 KilogrammMotor:V6-Benziner Hubraum:2997 ccmLeistung:340 PS/250 kWDrehmoment:450 Nm von 1450 bis 5000 U/minAbgasnorm:Euro 6CO{-2}-Ausstoß:204 g/kmSpitze:254 km/h0 auf 100 km/h:5,4 Sekunden Normverbrauch:8,7 l Super Plus