Der Stammvater einer Technik-Revolution

Santa Monica · Mit dem Hybrid-Sportwagen i8, der von einem Benzin- und einem Elektromotor angetrieben wird, fährt BMW auf Neuland. Sollte der Wagen viele Kunden überzeugen, könnte er eine neue Autogeneration begründen

 Der neue BMW i8 mit Benzin- und Elektroantrieb kommt am 6. Juni in den Handel. Fotos: BMW

Der neue BMW i8 mit Benzin- und Elektroantrieb kommt am 6. Juni in den Handel. Fotos: BMW

Elektrisch wird die Zukunft des Autos sein, denken viele. Die Erfolge von Nissan Leaf und der Marke Tessla bestätigten dies zumindest in Kalifornien. Dass die Stromer ganz anders aussehen müssen als konventionell motorisierte Wagen, gehört zu den Forderungen der Marketingstrategen und Designer. Wer sich die höheren Anschaffungskosten eines E-Autos leisten kann, der will den Zündfunken der Idee auf andere überspringen lassen - das ist die beste Werbung.

BMW beweist mit der konsequenten Kombination von teurem Carbon für die Karosserie und einer teuren Lithiumionen-Batterie für den elektrischen Antrieb bewundernswerten Mut. Das Ergebnis ist ein Leichtgewicht von nur 1485 Kilogramm und einem Verbrauch von 2,1 Litern Benzin für 100 Kilometer. Das Hybridsystem sorgt für einen Sprint in 4,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Bei rein elektrischem Betrieb reicht die Energie des 7,8-kWh-Hochvoltakkus, der an jeder Steckdose aufgeladen werden kann, für 35 Kilometer. Dann sind mit dem 132 PS/96 kW leistenden E-Motor maximal 120 km/h möglich.

Gesellt sich der doppelt aufgeladene Dreizylinder-Benziner mit nur 1,5 Liter Hubraum, aber 231 PS/170 kW Leistung dazu, geht es weitaus schärfer zur Sache. Dann sprintet der i8 bis auf 250 km/h, darüber wird die Kraft weggeregelt. Beim Fahren beweist der BMW erhebliches Spurtvermögen, das geringe Gewicht und das spontan zur Verfügung stehende Drehmoment machen den Sportler agil und dynamisch.

Der Antrieb teilt sich die Achsen. Die Elektromaschine treibt ausschließlich die Vorderräder an. Das hilft beim kursgenauen Herausbeschleunigen aus Kurven. Der Turbobenziner, der es dank elektroakustischen Tunings zu erheblicher Stimmgewalt gebracht hat und wie ein voluminöser V6 klingt, gibt sein Drehmoment über eine Sechsstufen-Automatik an die hinteren Räder weiter. Die feine Abstimmung und Harmonisierung der beiden Motoren übernimmt eine ganze Riege von Steuergeräten. Ihre Rechenleistung übertrifft die eines konventionell angetriebenen Fahrzeugs etwa um das Zehnfache.

Mit seiner extrem flachen Carbon-Karosserie und den beiden Flügeltüren - Einsteigen will gelernt sein - ist der 2+2-Sitzer ein echter Hingucker. Der günstige cW-Wert von 0,26 wird unter anderem mit vergleichsweise schmalen Rädern und großflächigen Verkleidungen erreicht. Die gefalteten hinteren Dachsäulen, die durch die Außenspiegel betrachtet immer aussehen, als stünde die Heckklappe offen, bringen zusätzliche Windschnittigkeit, aber ein Fahrverbot in der Waschstraße. Rotierende Bürsten scheitern beim Reinigen der Heckpartie. Wer 126 300 Euro für den i8 zu zahlen bereit ist, der muss sich außerdem die Handwäsche leisten können.

So eindrucksvoll die Querbeschleunigung in Kurven ist, so überraschend angenehm ist die Federung. Sie findet einen gelungenen Kompromiss aus Sanftmut und Straffheit. Weniger alltagstauglich ist der i8 auf Reisen. Die hinteren Plätze scheiden als Mitfahrgelegenheit im Grunde aus. Nur wenn Fahrer und Beifahrer ein Erbarmen haben und ihre Stühle nach vorne schieben, gibt es für die Hinterbänkler eine Chance, Platz zu nehmen. Sonst müssen die hinteren Sitze als Ladefläche genutzt werden, denn der knappe Kofferraum im Heck ist mit 154 Litern Volumen schlicht zu klein.

Fortschrittlich dagegen ist die Lichttechnik. Sparsame LED-Scheinwerfer gibt es serienmäßig. Als Extra ist ab November Laserlicht verfügbar, das die Sicht um 300 auf 600 Meter verbessert und nochmals 30 Prozent weniger Strom verlangt. Der i8 setzt also Zeichen und könnte den Weg des Automobils in die Zukunft tatsächlich skizzieren. Er steht allerdings unter Erfolgszwang. Ein Scheitern könnte BMW aufgrund der hohen Investitionen und Entwicklungskosten in Schwierigkeiten bringen.

 Für die tragende Struktur der Instrumententafel im i8 verwendet BMW leichtes Magnesium.

Für die tragende Struktur der Instrumententafel im i8 verwendet BMW leichtes Magnesium.

 Die „Schmetterlingstüren“ sind ein Kennzeichen des i8. Die Karosserie besteht aus Carbon.

Die „Schmetterlingstüren“ sind ein Kennzeichen des i8. Die Karosserie besteht aus Carbon.

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Ausführung:HybridsportwagenPreis:126 300 EuroLänge:4,69 MeterBreite:1,94 MeterHöhe:1,29 MeterRadstand:2,90 MeterLeergewicht:1485 KilogrammZuladung:370 KilogrammGepäckraum:154 LiterMotor:3-Zylinder-Benziner+ ElektromotorHubraum:1499 ccmGesamtleistung:362 PS/266 kWDrehmoment:320 Newtonmeter bei 3700 U/minAbgasnorm:Euro 6CO{-2}-Ausstoß:49 g/kmSpitze:250 km/h0 auf 100 km/h:4,4 SekundenNormverbrauch:2,1 Liter Super

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