Der lautlose Zwilling der Formel 1

Long Beach · Menschen mit Benzin im Blut sehen die elektrische Formel E oft mit gemischten Gefühlen. Doch Rennsport-Ikonen wie Alain Prost und Hollywood-Star Leonardo DiCaprio engagieren sich für die neuartige Formel-1-Variante. Wir haben die Formel E in Long Beach besucht, und heute gastiert sie in Berlin.

 Die 20 Strom-Boliden der zehn Formel-E-Teams sind 230 km/h schnell in weniger als drei Sekunden auf Tempo 100. Fotos: Formula E

Die 20 Strom-Boliden der zehn Formel-E-Teams sind 230 km/h schnell in weniger als drei Sekunden auf Tempo 100. Fotos: Formula E

"Das hier ist die Zukunft des Motorsports, und sie ist eng verbunden mit der Zukunft der Mobilität." Nelson Piquet jr. ist Sohn des dreifachen Formel-1-Weltmeisters Nelson Piquet . Wo sein Vater vor 35 Jahren seinen ersten Grand Prix gewann, erringt der Junior seinen ersten ePrix-Sieg: beim Rennen der elektrischen Formel E auf dem Stadtkurs von Long Beach in Kalifornien.

Nah am Pazifik-Strand, wo Surfer auf die perfekte Welle warten, rasen 272 PS/200 kW starke Strom-Boliden mit bis zu 230 km/h durch enge Beton-Gassen. Seit 40 Jahren finden hier klassische Formel-1- und Indycar-Rennen statt. Doch heute flitzen durch die sieben Kurven der 2,13 Kilometer langen Strecke die Renner von zehn Formel-E-Teams.

Nelson Piquet jr. ist einer mit Benzin im Blut, ein Adrenalin-Junkie und Freund harter Rad-an-Rad-Zweikämpfe bei über 200 km/h. Doch wie sein berühmter Vater, der einen rein elektrischen BMW i3 mit 170 PS besitzt, ist auch er von der neuen Mobilität fasziniert. Besonders habe es ihm der BMW i8 angetan, ein Hybridsportwagen mit Elektro- und Verbrennungsmotor. "Den will ich meinem Vater noch schmackhaft machen, dann haben wir beide viel Spaß damit", sagt der Formel-E-Pilot aus Brasilien über den sauberen 362-PS-Sportler mit nur 2,1 Litern Normverbrauch - das ideale Safety Car für die Formel E.

BMW ist die Verbindung mit der elektrischen Rennserie hochmotiviert eingegangen, die FIA-Präsident und Ex-Ferrari-Teamchef Jean Todt 2014 ins Leben rief. Seither stellt BMW neben dem schnellen i8 noch einen jederzeit einsatzfähigen kompakten i3 als Notarzt-Wagen. Die Formel E soll demonstrieren, wozu Elektromobilität imstande ist. Vorerst sind Einheits-Autos mit Antriebstechnik von Renault am Start. Allmählich werde sich dies ändern, verspricht der fünffache Formel-1-Champion und Formula-E-Teameigner Alain Prost : "Wir denken heute in der ersten Saison 2014/15 schon intensiv über die fünfte Saison nach. Bis dahin wird jeder seine eigene Technik haben. Die Entwicklung der Formel E geht extrem schnell voran. Dabei befruchten sich Renn- und Serientechnik gegenseitig."

Die Rennen der Formel E finden nur auf Stadtkursen in urbanen Zentren wie Peking, London, Buenos Aires oder Long Beach und Berlin statt. "Wir fahren bewusst dort, wo Serien-Elektroautos ihre größten Stärken haben", sagt Prost. "Das ist gerade in Kalifornien sehr wertvoll, wo man in den Ballungsräumen extrem mit Smog zu kämpfen hat."

Über 20 000 Motorsportfans sahen in Long Beach das völlig neuartige Spektakel. Sie fanden es zwar ungewohnt, aber faszinierend. Ein Rennen dauert 45 Minuten. Da eine Akkuladung nur bis zu 25 Minuten hält, steigt der Fahrer zur Hälfte des Rennens in ein anderes Auto mit frischen Akkus um.

Auch in Berlin wird das so sein auf dem 2,47 Kilometer langen Kurs am ehemaligen Flughafen Tempelhof, wenn die Formel-E-Piloten durch 17 Kurven zischen, mit ungewöhnlichem Sound und völlig geruchsfrei, aber zweifellos zukunftsweisend.

Der Formel-E-ePrix Berlin wird im Bezahlfernsehen Sky Sport HD 1 am heutigen Samstag von 15:45 bis 17:15 Uhr übertagen. Im frei empfangbaren Fernsehen zeigt Sport1 eine Zusammenfassung des Rennens heute von 22:30 bis 23:00 Uhr.

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