Der Kraftzwerg bechert doch ganz gern

Köln · Ford versucht, im Mittelklasse-Modell Mondeo mit einem 1,0-Liter-Dreizylindermotor den Treibstoffbedarf zu senken. Testfahrten zeigen, dass der kleine Benziner im großen Wagen nicht wirklich sparsam ist.

 Ford bietet auch sein Mittelklasse-Modell Mondeo mit dem hochgelobten Dreizylinder-Benzinmotor an. Die Fahrleistung ist in Ordnung, die Kraftstoff-Ersparnis jedoch geringer als erhofft. Fotos: Ford

Ford bietet auch sein Mittelklasse-Modell Mondeo mit dem hochgelobten Dreizylinder-Benzinmotor an. Die Fahrleistung ist in Ordnung, die Kraftstoff-Ersparnis jedoch geringer als erhofft. Fotos: Ford

Die Bestrebungen, den Benzinverbrauch zu drosseln, treiben bisweilen seltsame Blüten. Im großen, fast an die Fünfmeter-Grenze stoßenden Mondeo hat Ford jetzt einen 1,0-Liter-Benzinmotor eingepflanzt, der mit nur drei Zylindern arbeitet. Der soll den durchschnittlichen CO{-2}-Ausstoß der Modellpalette senken, weil er nur 120 g/km des Treibhausgases emittiert. Kräftige Turboaufladung verleiht ihm immerhin 125 PS/92 kW Leistung, die aber 1455 Kilogramm Gewicht bewegen müssen.

Zumindest der Preis ist heiß. Mit einer Kaufsumme von 25 750 Euro für die Basisversion schont der Mondeo in der viertürigen Ausführung mit Heckklappe die Budgets von Familienvätern und Flottenchefs.

Auffällig unter der Motorhaube ist der voluminöse Hitzeschutz, der die bei Höchstlast glühende Turbine gegen weniger temperaturresistente Bauteile abgrenzt. Der Lader verhilft dem Dreizylinder zu beachtlichen 170 Nm Drehmoment; sie stehen schon bei 1500 U/min bereit und liegen bis 4500 U/min an.

Die große Elastizität stellt sich dennoch nicht ein. Der 1,0-Liter-Motor hat alle Mühe, um den Mondeo in Schwung zu bringen. 12,1 Sekunden vergehen denn auch, bis er aus dem Stand die 100-km/h-Marke erreicht hat. Hinderlich ist bei dieser Übung die nicht besonders präzise Schaltung des Sechsganggetriebes.

Per Startknopf wird der Dreizylinder angelassen, sein leises Nörgeln erinnert an den Lauf einer Dieselmaschine. In den kürzeren Gängen dreht das kleine Aggregat noch willig hoch, spätestens ab Gangstufe fünf verliert es die Lust am Vorwärtsstürmen und gibt sich der Trägheit hin. Das ist besonders bei Überholvorgängen lästig, hohe Drehzahl und häufiges Schalten sind dann vonnöten. Die in Aussicht gestellte Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ist ein eher theoretischer Wert. Der Mondeo 1.0 braucht dafür einen Anlauf, der bei heutiger Verkehrsdichte kaum mehr zur Verfügung steht.

Aber auch wer gelassener auf Tour geht, kommt nicht unbedingt in den Genuss reduzierter Treibstoffkosten. Zwischen 6,3 und 8,7 Liter Super verlangt der Turbobenziner für 100 Kilometer, der Durchschnitt im Test von 7,7 Litern Treibstoff ist keine Meisterleistung. Beim Fahren selber fällt immerhin das geringere Gewicht auf der Vorderachse auf. Der Dreizylinder wiegt rund 100 Kilogramm weniger als der vierzylindrige Kollege mit doppeltem Hubraum und 240 PS/176 kW. Das gibt dem Mondeo eine Spur von Leichtigkeit, was ungewöhnlich für ein Dickschiff dieser Klasse ist. Ein Meister der scharf gefahrenen Kurven ist er dennoch nicht. Gleiten statt Hetzen ist die beste Empfehlung für die Fahrer des großen Ford, zumal die Federung sehr komfortabel arbeitet und auf jedweder Strecke mit ausgeprägten Nehmerqualitäten zu überzeugen weiß.

Die Platzverhältnisse an Bord sind für Passagiere wie Gepäck gleichermaßen gut. Vorn geht es großzügig zu. Auf der Rückbank kann es der Mondeo selbst mit Komfortriesen wie einem Skoda Superb aufnehmen. 550 bis 1466 Liter passen in den Gepäckraum, der sich leicht beladen lässt, auch wenn nach dem Umklappen der Rückbank eine kleine Bodenstufe bleibt. Die Zuladung von 620 Kilogramm ist angemessen, die Anhängelast von nur 900 Kilogramm schreckt jedoch manchen Interessenten ab.

Die Bedienungsfreundlichkeit des Ford Mondeo ist im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich besser geworden. Das Cockpit ist aufgeräumt und übersichtlich, viele Funktionen werden über den berührungssensitiven Bildschirm gesteuert. Aber das Experiment 1,0-Liter-Mondeo hat keinen durchschlagenden Erfolg. Es beweist zwar, dass ein extrem beschnittener Motor die Teilnahme am Straßenverkehr ermöglicht, ohne andere zu behindern, der erwünschte Spareffekt stellt sich aber nicht ein.

Ford bietet den 1,0-Liter-Dreizylinder, der auch mit 100 PS/74 kW verfügbar ist, in mehreren Baureihen an: Fiesta, Focus, B-Max, Ecosport, C-Max, Grand C-Max, Mondeo, Tourneo Courier, Transit Courier, Tourneo Connect und Transit Connect.

 Im aufgeräumten Cockpit findet man sich schnell zurecht.

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 Stark und kompakt: der 1,0-Liter-Dreizylinder-Benzinmotor.

Stark und kompakt: der 1,0-Liter-Dreizylinder-Benzinmotor.

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Ausführung:SchrägheckPreis:25 750 EuroLänge:4,87 MeterBreite:1,85 MeterHöhe:1,48 MeterRadstand:2,63 MeterLeergewicht:1455 KilogrammZuladung:620 KilogrammgGepäckraum:550 - 1466 LiterAnhängelast:900 KilogrammMotor:3-Zylinder-BenzinerHubraum:998 ccmLeistung:125 PS/92 kWDrehmoment:170 N von 1500 bis 4500 U/minAbgasnorm:Euro 6CO{-2}-Ausstoß:120 g/kmSpitze:200 km/h0 auf 100 km/h:12,1 SekundenNormverbrauch 5,2 Liter SuperTestverbrauch:7,7 Liter Super

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