Der Held vieler Millionen Kinder

Los Angeles · Jahrzehntelang hat Larry Wood Kinder zum Auto gebracht. Als Chef-Designer von Hot Wheels, der Spielzeugauto-Marke des amerikanischen Spielwarenherstellers Mattel, kreierte er Traumwagen im Maßstab 1:64.

 In den 70er Jahren heuerte Larry Wood (vorne) als Designer bei Mattel an. Foto: privat

In den 70er Jahren heuerte Larry Wood (vorne) als Designer bei Mattel an. Foto: privat

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"Warum sollte ich irgendwas bereuen? Ich habe immer Menschen glücklich gemacht, und das macht auch mich glücklich." Larry Wood hat es nie bereut, sein Leben lang Modellautos für die Spielzeugauto-Marke Hot Wheels entworfen zu haben statt die großen Originale für die Autoindustrie.

Er grinst, steigt in seinen 1933er Ford Hot Rod - als Hot Rods werden tiefergelegte, bitterböse getunte Amischlitten aus den 1930er Jahren bezeichnet - und fährt wieder mal die Pazifik-Küste entlang. Dafür hat er viel Zeit. Seit seinem Rückzug aus dem Tagesgeschäft designt Larry dann und wann als freier Berater auch echte Autos, zum Beispiel ab 2010 für den Sportwagen-Konstrukteur Caroll Shelby in Las Vegas den aktuellen Ford Shelby GT 350 Mustang.

Davor hat der schlaksige Kalifornier vier Jahrzehnte lang in Kindern Autoträume geweckt. Typische Merkmale seiner heißen Fantasie-Autos von Hot Wheels: dicke Reifen, riesige Motoren, knallige Farben, fette Sidepipes, eben alles, was die rund sechs Zentimeter langen Automodelle so richtig heiß aussehen lässt und auch in Wirklichkeit viel Spaß machen würde.

Larry Wood war und ist ein Autoverrückter, deshalb hat er die schärfsten Modelle gezeichnet. Namen wie "Bone Shaker", "Highway Hauler" oder "Purple Passion" klingen stark und sind längst als Markenzeichen geschützt. "Schau mal, das ist doch Mister Hot Wheels." So oder so ähnlich rufen viele Autofans, wenn sie rund um Los Angeles Larry Wood entdecken, den Helden ihrer Kindheit. Mit cooler Sonnenbrille und Hawaii-Hemd steigt der großgewachsene Typ in den Siebzigern aus seinem knallorangen Hot Rod. Dass "Elwood" bekannt ist wie ein bunter Hund, hat nicht nur mit seinem farbenfrohen Auftritt zu tun. Statistisch besitzt jeder US-Boy von drei bis zehn Jahren im Schnitt 50 Hot-Wheels-Modelle. Larry hat unzählige davon designt. Vor seinem Hot Rod sieht er aus wie einer der legendären Beach Boys . Doch sein Leben war nie bestimmt von Surfen oder Musik. Sein Leben waren und sind Autos. Bis heute liebt der Automobilfreak vor allem Hot Rods. Während der vier Jahrzehnte, die er in Diensten von Mattel stand, hat er seine Ideen bis zuletzt ohne Hilfe des Computers am Zeichentisch umgesetzt.

1967: Der junge Larry Wood von der kalten US-Ostküste hat drei Jahre am Arts Center im milden Klima von Los Angeles studiert. Sein Abschluss: Auto-Designer. So verschlägt es ihn zu Ford ins noch kältere Detroit. Der scheinbar erfüllte Traum vom Autodesign wirkt jedoch banal. Larry entwirft Motorhauben und Türgriffe. Als Höhepunkt das Rücklicht vom 1969er Ford Mustang.

Er friert und kann wegen der Schneemassen nur selten mit seinem geliebten, selbstgebauten Hot Rod umherfahren. Deshalb geht er zurück ins warme Los Angeles . Zuerst entwirft er den Innenraum des Passagierflugzeugs Lockhead L-1011. Auf einer Party hört er, dass Mattel für die erst ein Jahr alte Marke Hot Wheels - in Deutschland anfangs als "die heißen Räder von Mattel " beworben - einen Designer sucht. Seine Stunde hat geschlagen. Mit seinen knallbunten Kreationen hat er seither ganze Generationen zum Auto gebracht. Egal, wo er auftaucht, stets bedanken sich Autonarren bei ihrem Helden. "Deine Modelle haben unsere Leidenschaft fürs Auto entfacht!", zitiert Larry eine typische Aussage seiner Fans. Aus Kindern, die millionenfach die Ein-Dollar-Modelle kauften, wurden solvente Sammler.

Der höchste Preis, den bisher ein Hot-Wheels-Modell erzielt hat, liegt bei umgerechnet 64 500 Euro für einen 1969er VW-Bus namens Beach Bomb. Larry erzählt: "Davon wurden wegen eines Fehlers nur ein paar produziert. Die wanderten gleich in die Schubladen von Mitarbeitern und tauchten später bei Auktionen auf."

Larry hat immer schon die reale Autoszene inspiriert und umgekehrt. "Auf bis zu vier Autotreffen pro Woche habe ich hier in Kalifornien immer wieder was Neues entdeckt. Aber meine Entwürfe haben auch Trends beim echten Tuning gesetzt. Zum Beispiel die schrillen Farben meiner Purple-Passion-Serie." Er selbst besitzt heute rund 2000 Modelle, von denen viele bis zu 500, einige bis zu 5000 Dollar wert sind.

Und echte Autos? Larry zählt auf, während er nachdenkt: "Ich habe gerade eins, zwei, drei … neun oder zehn Autos, wenn du meinen großen Wohnanhänger dazu zählst." Seinen heißgeliebten knallorangen Hot Rod, mit dem er meist herumfährt, gibt's sogar als Hot-Wheels-Modell im Maßstab 1:64.

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