Das Traumauto des Star-Designers

München · Peter Schreyer ist ein Star unter den Automobil- Designern. Einst schuf er die Ikone Audi TT, heute setzt er für Hyundai und Kia vielbeachtete Impulse.

 Peter Schreyer ist verantwortlich für das Design der beiden südkoreanischen Automobilmarken Kia und Hyundai. Mit dem neuen viertürigen Sportcoupé Kia Stinger hat er sich einen Traum erfüllt. Foto: Hannes Magerstädt

Peter Schreyer ist verantwortlich für das Design der beiden südkoreanischen Automobilmarken Kia und Hyundai. Mit dem neuen viertürigen Sportcoupé Kia Stinger hat er sich einen Traum erfüllt. Foto: Hannes Magerstädt

Foto: Hannes Magerstädt

Er hat zeitlose Alltagschönheiten geschaffen wie den VW Golf IV, mutige Meilensteine wie den New Beetle und Ikonen wie den ersten Audi TT: Peter Schreyer, Auto-Designer aus Leidenschaft und seit nunmehr zehn Jahren verantwortlich für die Formgebung der Fahrzeuge von Kia.

Mehr noch, seit 2013 bestimmt der gebürtige Oberbayer als einer der Präsidenten das Design der gesamten Hyundai-Kia-Automotive-Gruppe, also für beide südkoreanischen Autohersteller. Doch sein Herz schlägt vor allem für Kia, jene Marke, der er 2007 erstmals mit der Studie Kee den Stempel aufdrückte.

Jetzt hat er sich noch einen Traum erfüllt: das schicke viertürige Sportcoupé Kia Stinger. Ende 2017 wird es die Klasse der viertürigen Gran Turismos bereichern. Die Designvorlage lieferte der Kee. Die Studie feierte 2007 auf der Automobil-Ausstellung in Frankfurt Premiere. Momentan ist sie der Star der Ausstellung "Korea: Design!" im ältesten Design-Museum der Welt, der seit 1925 bestehenden Neuen Sammlung der Münchener Pinakothek der Moderne.

Hier erläutert Peter Schreyer den Weg vom Kee bis zum Stinger und blickt in die Zukunft. Die aufregende Linienführung der Konzeptstudie Kee hat vieles vom heutigen Design der Marke vorweggenommen. Peter Schreyer erinnert sich: "Wir haben erstmals die Tigernase gezeigt." Seither ist diese stilprägend für die aufstrebende südkoreanische Marke. "Sie ist stark, variabel und markant", sagt Schreyer. Wer den Kee heute betrachtet, bemerkt auch das schwebende Dach mit unterbrochener hinterer Säule - so wie beim aktuellen Hyundai i20 Coupé oder auch beim Opel Astra.

Die Direktorin der Neuen Sammlung, Angelika Nollertas, nennt das grün-gelbe Coupé eine "wahre Ikone". Sein Name klinge nicht zufällig wie Key, denn es handle sich um eines der Schlüsselwerke von Peter Schreyer. Es lockt zusammen mit weiteren Exponaten zu aktuellen koreanischen Strömungen wie "K-Pop", "K-Style" oder "K-Film" sehr viele Besucher an. Die Ausstellung wurde bereits bis zum 16. Juli verlängert.

Für den weltweit renommierten Auto-Designer Peter Schreyer schließt sich jetzt ein Kreis. Der Kee sei "der Urvater des heutigen Kia-Designs" gewesen. Dass er jetzt in München ausgestellt werde, sei die Erfüllung eines Traums. "So etwas wäre noch vor zehn Jahren undenkbar gewesen - Kia in so einem Museum. Sofort war klar, dass wir dieser Einladung folgen würden", sagt der Designer. Für Peter Schreyer ist Korea mit seiner Kunst und Kultur "eine überwältigende Inspiration". "Ich bin immer wieder gerne dort. Besonders die Kunstszene ist sehr inspirierend. Unsere Autos würden sonst anders aussehen."

Seit Schreyer das Design von Kia verantwortet, hat sich der weltweite Absatz der südkoreanischen Marke fast verdreifacht: von gut 1,1 auf mehr als drei Millionen Autos jährlich. Gleichzeitig stieg der Wert der Marke Kia laut der Studie "Best Global Brands" seit Schreyers Amtsantritt vor nunmehr elf Jahren auf etwa das Siebenfache. 18 Mal heimsten Schreyers Entwürfe für Kia den in aller Welt renommierten "Red Dot Design Award" ein. Erstmal gelang dies 2009 mit dem Soul.

Peter Schreyer ist sichtlich stolz auf den Kee. Selbst zehn Jahre nach seiner Premiere wirkt das Korea-Coupé sehr futuristisch. Kee wie auch Stinger verkörpern die von Peter Schreyer vorgegebene Designlinie: sauber, architektonisch und technikgetrieben. Besonders wichtig ist Schreyer der markentypische, sechseckige Kühlergrill. Daran könne man deutlich erkennen, dass koreanisches Auto-Design nichts mehr mit Kopieren zu tun habe. In der gesamten asiatischen Kultur sei dies zwar keineswegs eine Schande, sondern eher eine Form der Anerkennung. Aber Schreyer betont augenzwinkernd mit einem Seitenhieb auf die Konkurrenz: "Wir machen das längst nicht mehr, eher läuft es heute umgekehrt".

Das Aussehen künftiger Autos werde nicht darunter leiden, wenn sie vollautonom und rein elektrisch fahren, meint Schreyer. Stattdessen gebe es besonders im Innenraum die Möglichkeit, sich seinen Wagen persönlich einzurichten. "Wohnungen sind ja auch nicht alle gleich." Elektro-Autos müssten nicht durch ein eigenständiges Design auffallen. "Ein Dieselfahrzeug sieht ja auch nicht anders aus als ein Benzinauto."

 Die Konzeptstudie Kia Kee wirkt zeitlos modern. Vorgestellt wurde sie bereits 2007. Sie ist bis heute stilprägend für das Design der Marke Kia. Foto: Kia

Die Konzeptstudie Kia Kee wirkt zeitlos modern. Vorgestellt wurde sie bereits 2007. Sie ist bis heute stilprägend für das Design der Marke Kia. Foto: Kia

Foto: Kia

Der neue Stinger ist ein Lieblingsprojekt von Schreyer und seinen Mitarbeitern. Der gesamte Designprozess sei wie ehemals beim Audi TT "sehr erfüllend" gewesen. "Man merkte in jeder Phase, dass der Stinger allen Beteiligten unheimlich viel bedeutet. So eine gewaltige Gruppendynamik hat man nicht bei jedem Auto. Das sind ganz besondere Momente."

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