Neuer Duster in den Startlöchern Dacia entstaubt sein Tiefpreis-SUV

Brühl · Die rumänische Renault-Tochter hat dem Duster eine Frischzellenkur verpasst. Ein Schnäppchen bleibt er trotzdem.

 Auf sportlichen Überlandfahrten geht dem 1,5-Liter-Reihenvierzylinder gelegentlich die Puste aus. Für den Stadtverkehr ist er aber völlig ausreichend.

Auf sportlichen Überlandfahrten geht dem 1,5-Liter-Reihenvierzylinder gelegentlich die Puste aus. Für den Stadtverkehr ist er aber völlig ausreichend.

Foto: Dacia

Wenn’s um Fußball geht, glaubt man Mehmet Scholl gerne. Doch wie ist es beim Thema Auto? Den guten Ruf des Ex-Nationalspielers als ehrliche Haut nutzt die rumänische Automarke und Renault-Tochter Dacia, um in Deutschland ihr Image aufzupolieren. Scholls Botschaft lautet, der Duster sei „ein Statussymbol für alle, die kein Statussymbol brauchen“. Das ist zwar einmal ums Eck gedacht, erschließt sich aber bei genauerem Nachdenken.

Doch schreiten wir lieber zur Tat und testen Deutschlands günstigsten SUV auf Herz und Nieren – mit 109 PS-/80 kW-Diesel, Frontantrieb und allerhand Ausstattung, die den Preis auf nach wie vor schnäppchenhafte 20 620 Euro erhöht. Ist ein ­Dacia Duster das wert?

Unser erster Eindruck vom hochbeinigen Dacia: Das Design der zweiten Generation sieht frisch und mutig aus. Damit könnte sich das Billig-SUV noch mehr als bisher in die Herzen von Leuten einschmeicheln, die nicht nur nach dem Motto „Geiz ist geil“ auf einen geringen Preis abfahren. LED-Tagfahrlicht und dazu passende, moderne Heckleuchten gehören zum Beispiel zu jenen Zugeständnissen an den Zeitgeist, die den neuen Duster direkt schick erscheinen lassen – jedenfalls im Vergleich zum recht biederen Vorgänger, der seit 2010 um die Gunst der stark wachsenden SUV-Freunde buhlt.

Auch gefällt der Duster mit schön anzuschauenden Sitzen, umfangreichem Infotainment von Renault und solider Verarbeitung. Allerdings verraten Hartplastik-Landschaften, wie der heiße Preis des Rumänen möglich ist: 11 490 Euro Basispreis sind eine echte Kampfansage.

Alles in allem gelingt es Dacia mit der zweiten Duster-Generation, das ohnehin positive Image noch weiter zu entwickeln. Natürlich ist der Rumäne nach wie vor kein Lifestyle-Objekt. Aber die erschwingliche Basisversion lässt sich inzwischen wesentlich aufbessern. Schlüsselloser Zugang (Keyless go, bei Dacia Keycard Handsfree genannt), Leder oder moderne Assistenzsysteme stehen jetzt in der Aufpreisliste und sind dabei erfreulich günstig. Für eine Klimaautomatik zum Beispiel werden nur 200 Euro fällig.

Praktische Vorzüge muss natürlich auch ein Schnäppchen wie der Dacia Duster bieten. Dabei ergibt sich ein zwiespältiges Bild. Einerseits verwöhnt er mit den Eigenschaften, die SUV so beliebt machen: großzügiges Raumgefühl, bequemer Ein- und Ausstieg, erhöhte und übersichtliche Sitzposition. Doch die Übersicht nach schräg hinten wird durch die breite hintere Dachsäule stark eingeschränkt. Die Sitzflächen dürften deutlich länger sein, der Platz hinten ist nur ausreichend. Und der Kofferraum ist mit 445 bis maximal 1478 Litern Volumen zwar recht groß, allerdings stört eine hohe Ladekante. Unterm Strich muss man dennoch auch hier feststellen: Der Duster gibt sich keine arge Blöße, sondern bewährt sich im Alltag als praktischer Begleiter.

Der nach Kaltstart erst recht rau klingende 1,5-Liter-Diesel schwächelt manchmal und harmoniert nicht so richtig mit der Automatik. Doch seine Durchzugsstärke genügt locker für den Stadtverkehr und verlangt nur beim Überholen auf Landstraßen nach vorausschauender Fahrweise. Lob verdient sich der vom alten Duster her bekannte Antrieb mit dem Testverbrauch von 6,1 Litern auf 100 Kilometer. Das ist eine vertretbare Überschreitung des Normverbrauchs, den Dacia mit 4,5 Litern angibt. 11,5 Sekunden für den Spurt von null auf hundert und 171 km/h Spitze sind kein Ruhmesblatt, aber 260 Nm Schubkraft bewähren sich im Alltag.

Als Fronttriebler glänzt der Dacia mit guter Traktion. Das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe (das Kürzel „EDC“ steht für „Efficient Dual Clutch“) überzeugt weitgehend mit sanften Gangwechseln. Bei verkehrsberuhigenden Schwellern wirkt das Duster-Fahrwerk souverän und überzeugt auch auf langer Autobahnfahrt mit gutem Komfort. Daran ändern auch die vorne zu wenig und hinten kaum konturierten Sitze nicht viel.

Alles in allem ist der neue Dacia Duster das, was der alte seit 2010 war: ein sympathischer Preisbrecher, der sich treu geblieben ist. Denn er trägt ganz offen zur Schau, kein Angeber sein zu wollen. Mit ihm bekommt man viel Auto fürs Geld. Herummäkeln kann man im Detail, alles Entscheidende aber passt. So gesehen ist der neue Duster schon wieder das, was er eigentlich überhaupt nicht sein soll, Ein Statussymbol auf seine ganz eigene Art.

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