Autonutzung 36 Prozent der Fahrer würden nie auf ein eigenes Auto verzichten

Flensburg · Die anhaltende Diskussion um Umweltschutz und die Gefährdung der Gesundheit ändert offensichtlich die Einstellungen der Autokäufer.

(np) Der Pkw-Absatz ist in Deutschland im September um 22,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Das besagen die neuen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes. Doch dahinter steckt keineswegs eine neu entfachte Kauflust. Vielmehr waren die Neuzulassungen im September 2018 stark eingebrochen. Damals wurde von der NEFZ-Verbrauchsprüfung auf die neue WLTP-Norm umgestellt. Es mangelte schlichtweg an zertifizierten Motoren.

Vielmehr sieht es derzeit so aus, als verändere die anhaltende Debatte um Gesundheits- und Umweltrisiken durch das Autofahren das Kaufverhalten. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Toluna im Auftrag der Creditplus-Bank unter 1000 Bürgern ab 18 Jahren hat ergeben, dass immer mehr Deutsche Interesse an Angeboten zeigen, die eine reduzierte Nutzung des Autos belohnen. 58 Prozent können sich unter Umständen sogar einen kompletten Verzicht vorstellen.

Drei von fünf Deutschen würden auf ihr Auto verzichten, wenn es kostengünstige Alternativen gäbe, die die Organisation des Alltags erleichtern. Für 36 Prozent der Befragten wäre die kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel eine Voraussetzung dafür, dass eigene Auto abzuschaffen.

Knapp 30 Prozent wünschen sich ein besser ausgebautes Nahverkehrsnetz und eine engere Taktung bei Bussen und Bahnen. Laut Umfrage bringt aber nicht nur das gestiegene Umweltbewusstsein die Autofahrer zum Nachdenken, sondern auch der Mangel an Parkplätzen in Ballungsräumen.

Um das Auto verzichtbar zu machen, plädiert jeder sechste Befragte für verbesserte Carsharing-Angebote oder den Ausbau des Radwegnetzes. Der Umstieg aufs Leihfahrrad hat zwar immer noch Seltenheitswert, eine bessere Versorgung mit solchen Angeboten wäre aber für sieben Prozent der Befragten ein Argument, auf das eigene Fahrzeug zu verzichten.

Die Umfrage hat aber auch ergeben, dass derzeit 36 Prozent unter keinen Umständen auf ein eigenes Auto verzichten würden. Ein Elektroauto gilt noch nicht als brauchbarer Ersatz. Nur sechs Prozent der Befragten würden sich für einen Elektroantrieb entscheiden, wenn sie im laufenden Jahr ein neues Fahrzeug anschaffen würden.

Viele Fahrer wünschen sich, dass sich eine reduzierte Nutzung ihres Pkw finanziell auszahlt. 54 Prozent der Autofahrer sind bereit, Kfz-Versicherungen abzuschließen, deren Kosten sich nach der tatsächlichen Fahrleistung richten. Das ist ein Zuwachs von acht Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Tendenziell sind jüngere Fahrer eher offen für solche Modelle. In der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen sprechen sich sogar zwei Drittel aller Befragten für ein solches Modell aus.

Weite Teile der Bevölkerung sehen das Auto offenbar nicht mehr als Statussymbol an. Für junge Leute ist es ein Teil des Mobilitätsmixes und nicht einmal mehr unverzichtbar. Das werde auch den Markt verändern, heißt es in der Studie.

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