Sinnvolle Geldanlage? Lebensversicherung als Altersvorsorge

Hamburg · Die niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt und die fehlende Überschussbeteiligung werfen die Frage auf, ob sich solche Policen noch lohnen.

 Lebensversicherungen eignen sich für die Altersvorsorge nur noch bedingt. Oft sind die Kosten hoch, die Erträge mittlerweile wegen der geringen Verzinsung und fehlenden Überschüsse vergleichsweise gering.

Lebensversicherungen eignen sich für die Altersvorsorge nur noch bedingt. Oft sind die Kosten hoch, die Erträge mittlerweile wegen der geringen Verzinsung und fehlenden Überschüsse vergleichsweise gering.

Foto: dpa-tmn/Jens Büttner

Wer eine Lebensversicherung abschließt, dem werden Zinsen eigentlich garantiert. Allerdings können viele Versicherungen diese Zinsen derzeit kaum am Kapitalmarkt erwirtschaften. Daher greifen die Unternehmen Reserven oder Überschüsse an. Und das geht zulasten der Kunden.

Kapitallebensversicherungen als Altersvorsorge waren lange Zeit deshalb lukrativ, weil eben diese Überschüsse zusätzlich zu den garantierten Zinsen anteilig an die Kunden weitergereicht wurden. Da die Zinsen derzeit aber niedrig sind, verlangt der Gesetzgeber bereits seit 2011, Überschüsse in die sogenannte Zinszusatzreserve einzuzahlen. Diese stellt sicher, dass die Unternehmen finanziell in der Lage sind, ihren Kunden die Garantiezinsen auszuzahlen.

Keine Überschussbeteiligung

Nach Angaben der Stiftung Warentest haben die Versicherer bis Ende 2018 dafür 65 Milliarden Euro zurückgelegt. „Was in die Zinszusatzreserve gesteckt wurde, fehlt in den Verträgen als Überschussbeteiligung“, kritisiert Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des Bundes der Versicherten. Nur mit viel Glück entstünden überhaupt noch Überschüsse, an denen die Versicherten dann beteiligt würden.

Dass es einen Garantiezins gibt, heißt aber nicht, dass der Versicherte am Ende immer mehr Geld herausbekommt, als er in die Lebensversicherung eingezahlt hat. Anders als viele Kunden glauben, wird nur der Sparanteil verzinst, nicht der gesamte Beitrag. „Denn vom Beitrag zieht der Versicherer noch Kosten ab für den Abschluss und die Verwaltung des Vertrages“, sagt Theodor Pischke, Redakteur bei der Zeitschrift Finanztest. Was dann übrig bleibt, ist der Sparanteil. Das gilt auch für den Hinterbliebenen- oder Berufsunfähigkeitsschutz. Es könne also sein, dass der Kunde bei besonders teuren Versicherungen am Ende weniger herausbekomme, als er eingezahlt habe. Wie hoch der Anteil solcher Kosten im Beitrag sei, werde oft nicht transparent gemacht.

Nicht einfach kündigen

Experten raten allerdings davon ab, bestehende Verträge zu kündigen. „Nur die Kunden, die ihren Vertrag durchhalten, profitieren von den vollen Schlussüberschüssen“, sagt Peter Schwark vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Auch seien die Verzinsungen für die bereits länger laufenden Lebensversicherungen im Durchschnitt im Vergleich zu anderen sicheren Kapitalanlagen noch relativ gut.

Doch man kann laufende Verträge optimieren. „Wer es sich leisten kann, der sollte die Beiträge jährlich im Voraus zahlen. So erreicht man eine bessere Verzinsung, als wenn das Geld monatsweise überwiesen wird“, erläutert Theodor Pischke. Er rät außerdem, sich zu überlegen, welche Zusatzleistungen man wirklich benötige: „Ein Single braucht wahrscheinlich keinen Hinterbliebenenschutz.“

Wem es gerade darum geht, seine Familie für den Fall seines Todes abzusichern, solle überlegen, ob eine Rentengarantiezeit von beispielsweise zehn Jahren – als Zusatzvereinbarung beim Abschluss einer privaten Rentenversicherung – oder eine Risikolebensversicherung Alternativen sind. Die Risikolebensversicherung ist gerade keine Kapitalanlage und daher oft günstiger und hinsichtlich der Kosten transparenter.

Zusätzliche Kosten

Enthalten die Lebensversicherungen eine sogenannte Dynamik, können unnötige Kosten entstehen. In diesen Vertragskonstellationen werden in regelmäßigen Abständen die Beiträge erhöht, um den Versicherungsschutz und die Auszahlung zu vergrößern. Jede Erhöhung verursacht aber Kosten. „Mindestens zehn Jahre vor Vertragsende sollte man der Dynamik widersprechen, weil es sich dann nicht mehr lohnt“, rät Pischke.

Laut der Zeitschrift Finanztest senken manche Versicherer in dynamischen Verträgen die Garantiezinsen auf Erhöhungsbeiträge einfach von dem ursprünglich vereinbarten Satz auf den heute marktüblichen Zinssatz von 0,9 Prozent. „Wenn das passiert, sollte man ganz konkret mit einer Klage drohen“, empfiehlt Theodor Pischke. „Die Versicherer entscheiden sich dann häufig, doch die ursprüngliche Verzinsung beizubehalten.“

Wenig Zinsen bei neuem Vertrag

Kunden einer Lebensversicherung können sich also nur noch auf eine geringe Rendite verlassen. Das sind derzeit Zinsen von 0,9 Prozent bei neu abgeschlossenen Lebensversicherungen, ab 2021 wahrscheinlich nur noch 0,5 Prozent. Bei älteren Verträgen gibt es noch einen Garantiezins von 2,25 Prozent oder mehr.

Auf attraktive Zusatzleistungen kann man jedoch nicht mehr hoffen. „Wie man richtig für das Alter vorsorgt, hängt von der jeweiligen Lebenssituation ab“, sagt Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten. „Dass das Produkt einer Lebensversicherung die richtige Wahl ist, ist momentan aber die absolute Ausnahme.“

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