Abzocke Abzocke durch Notdienste ist vermeidbar

Stuttgart · Bei einem Rohrbruch, einer Insektenplage oder einer defekten Heizung nutzen Betrüger die Notlage von Verbrauchern immer wieder schamlos aus. Daher sollten Betroffene einige Punkte beachten, wenn sie einen Notdienst aussuchen.

 O weh, ausgesperrt! Wer einen Schlüsselnotdienst braucht, sollte stets ortsansässige Firmen vorziehen. Es hilft im Notfall enorm, wenn man sich schon vorher erkundigt hat, ob ein heimischer Handwerker oder Schlüsseldienst solche Notdienste anbietet. Das kann letztlich Anfahrt- und Lohnkosten in beträchtlicher Höhe sparen.

O weh, ausgesperrt! Wer einen Schlüsselnotdienst braucht, sollte stets ortsansässige Firmen vorziehen. Es hilft im Notfall enorm, wenn man sich schon vorher erkundigt hat, ob ein heimischer Handwerker oder Schlüsseldienst solche Notdienste anbietet. Das kann letztlich Anfahrt- und Lohnkosten in beträchtlicher Höhe sparen.

Foto: dpa-tmn/Kai Remmers

(dpa) Oft passiert es zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Da fällt spät abends die Tür ins Schloss, wenn man gerade draußen steht, und der Schlüssel steckt innen. Ein Rohr platzt ausgerechnet am Wochenende und setzt die Wohnung unter Wasser oder die Heizung fällt an einem kalten Wintertag aus. In solchen Fällen ist schnelle Hilfe nötig. Im Internet bieten viele Notdienste ihre Hilfe an. Doch nicht alle Firmen arbeiten seriös. Manche präsentieren Betroffenen völlig überzogene Rechnungen für ihre Leistungen. Im Folgenden sind einige Fälle aufgelistet, die Verbraucherschützer gesammelt haben. Die Experten geben auch Tipps, worauf Verbraucher bei der Suche nach einem Notdienst achten sollten.

Insektenplage: Wespen, überall Wespen. Eine Frau war verzweifelt, weil sich ein Nest in der Nähe ihres Küchenfensters befand. Sie wandte sich an einen Notdienst, der das Nest entfernen sollte – und wurde abgezockt. „Statt der üblichen Preise zwischen 80 und 150 Euro inklusive Anfahrt sollte die Verbraucherin 1700 Euro zahlen“, berichtet Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Gehe es um Schädlingsbekämpfung, solle man keinesfalls einen Notdienst kontaktieren, rät Bauer. „Die richtige Anlaufstelle ist die Untere Naturschutzbehörde in der Gemeinde des Verbrauchers, die dann für Abhilfe sorgt.“ Im absoluten Notfall, etwa am Wochenende, könne auch die Feuerwehr zurate gezogen werden.

Schlüsseldienst: Zack, da fällt die Tür zu. Carolin Semmler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen erzählt von einer Frau, die den Schlüsselnotdienst gerufen hatte. „Die Frau musste fast 800 Euro für eine einfache Türnotöffnung bezahlen“. Eine deutschlandweite Umfrage der Verbraucherzentralen bei 600 Schlüsseldiensten hat ergeben, dass die Notöffnung einer Haus- oder Wohnungstür je nach Bundesland im Schnitt zwischen 59,40 Euro und 83,61 Euro kostet. Als die Frau gegen den Schlüsseldienst vorgehen wollte, stellte sich heraus, dass die Rechnungsangaben frei erfunden waren.

„Auch in einer Notsituation sollten Geschädigte Angebote und Preise von ortsansässigen Schlüsseldiensten vergleichen“, empfiehlt Semmler. Auch sei es ratsam, gleich beim ersten Anruf zu fragen, wie weit der Monteur anreisen müsse. Wer einen Notdienst unter einer örtlichen Vorwahl kontaktiert, muss nur die Kosten für die An- und Abfahrt innerhalb der Ortsgrenzen zahlen. Vor der Auftragsvergabe sei es zudem sinnvoll, nach einem verbindlichen Komplettpreis zu fragen. Zuschläge dürften Schlüsseldienste nur außerhalb der üblichen Arbeitszeiten verlangen.

Rohrreinigung: Auch wenn Verbraucher vorab einen Preis vereinbaren, kann die spätere Rechnung höher ausfallen. Das zeigt ein Fall, über den die Verbraucherzentrale Berlin berichtet. Eine Frau sollte knapp 2000 Euro für die Rohrreinigung ihrer verstopften Toilette zahlen. Obwohl ihr vorab ein Vermittler am Telefon Kosten in Höhe von 20 Euro für die Anfahrt und 39 Euro für die Arbeitsstunde genannt hatte, wollte der Handwerker nach getaner Arbeit fast 150 Euro für die Anfahrt, rund 60 Euro pro 15 Minuten Arbeitszeit und knapp 90 Euro pro laufenden Meter Rohrreinigungsspirale. Am Ende summierte sich die Rechnung auf 1985 Euro. Als die Frau mit dem Vermittler die Abweichung zum vereinbarten Preis klären wollte, war er telefonisch nicht mehr erreichbar.

„Die Webseiten der Handwerker-Notdienste sollten sich Verbraucher genau anschauen“, empfiehlt Frithjof Jönsson von der Berliner Verbraucherzentrale. Fehlt dort das Impressum oder ist es unvollständig, weil nur der Name, eine Handynummer oder eine 0800-Rufnummer angegeben sind, sollten Verbraucher den Anbieter nicht kontaktieren. „Das Impressum gibt auch Aufschluss darüber, ob der Anbieter sich tatsächlich in der Nähe befindet“, erklärt Jönsson.

Defekte Waschmaschine: Unseriöse Firmen können Kunden massiv zusetzen. Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg berichtet von einer Frau, die mehrere hundert Euro für die Reparatur ihrer Waschmaschine zahlen sollte – und zwar umgehend. Die Frau bat die Handwerker, ihr eine Rechnung zu schicken, die sie dann sofort begleichen werde. Darauf ließen sich die Handwerker allerdings nicht ein. „Die Frau wurde massiv unter Druck gesetzt, sofort zu zahlen, entweder bar oder per EC-Karte“, erzählt Bauer. Ist das überhöhte Entgelt gezahlt, besteht nur wenig Hoffnung, den Betrag zurückzubekommen.

Bauer empfiehlt Verbrauchern, die beim Bezahlen unter Druck gesetzt werden, Zeugen hinzuziehen, etwa Nachbarn. „Notfalls sollten Betroffene die Polizei verständigen“, rät der Verbraucherschützer. Legt ein Handwerker nach getaner Arbeit eine Rechnung vor, dann muss diese neben einer Adresse auch eine Rechnungs- sowie eine Steuernummer enthalten. Fehlt eine dieser Angaben, sollte man in keinem Fall zahlen.

Um für einen Notfall gewappnet zu sein, sollten Verbraucher in einer ruhigen Minute nach seriösen Firmen suchen und sich wichtige Rufnummern aufschreiben. „Sinnvoll ist, sich etwa über Berufsverbände oder Innungen nach seriösen Notdiensten zu erkundigen“, sagt Matthias Bauer.

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